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Großer Auftritt

Wer heute ein bisschen Spaß oder zumindest ein normales Sozialleben haben will, der muss kreativ sein. Zuletzt hat die Frauenministerin Brauchtum neu definiert und damit unsere Autorin auf eine Idee gebracht. 


Der Schlüssel zur Außenwelt ist ein Ungetüm. Er steht in einer Ecke meiner Wohnung, ist lang und sperrig, und so billig gold-verziert wie er ist, hat er den ausgestopften Fuchs mit der angerauchten Schick und dem Trachtenhut am Kopf als merkwürdigster Gegenstand in meiner Wohnung abgelöst. Rein technisch gesprochen ist er natürlich kein wirklicher Schlüssel sondern ein Stab, und damit er funktioniert muss man dazu eine absurde rote Mütze tragen, ein rotes Gewand und sich einen langen weißen Fake-Bart aufkleben. Aber wenn man das macht, wenn man sich verkleidet, dann öffnet dieses Ungetüm angeblich jede Tür. Zumindest hat das Susanne Raab gesagt, die Ministerin für Frauen, Integration und Volkstanz: „Trotz der herausfordernden Corona Lage für die Familien und Kinder in diesem Land“ darf der Nikolaus in diesem Jahr von Haus zu Haus ziehen, auch dann, wenn alle anderen ihre Wohnungen nicht verlassen dürfen. Und genau da ist die Lücke: Man muss sich also nur als Nikolaus verkleiden und schon hat man wieder alle Freiheiten, man darf Freunde besuchen, Partys organisieren solange sie als Nikolaus-Besuch bezeichnet sind, schließlich sind wir doch alle Kinder. Für den Nikolaus ist also alles so wie früher, ohne Lockdown.

Ich will das ausprobieren. Außerdem, sagt meine Mitbewohnerin, stehen mir Mützen. Hut kann nicht jeder tragen.


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