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Joesi Prokopetz: Ghostwriter für Legenden

(c) Monika Löff

Es „menschelt" nicht, es „trottelt" zum „Volksmundgeruch", stellt Joesi Prokopetz in seinem neuen Programm fest. Doch wer ist der Mann, der auf den lustigsten Bühnen des Landes im feinen Stil die besten Schmähs macht? Ein Portrait.

"Schau da liegt a Leich im Rinnseu, s' Bluat rinn in Kaneu. Hearst des is makaber, do liegt jo a Kadaver." Wenn Sie jetzt an Austropop-Kapazunder Wolfgang Ambros denken, haben Sie zur Hälfte Recht. Gesungen hat er zwar den „Hofa", der Text stammt aber von dem damals erst 19-jährigen Joesi Prokopetz. Der ist heute nicht nur Songwriter, Austropopper, Werbetexter, Kabarettist und Autor. Sondern auch ein feinhumoriger Mensch mit Tiefgang, dessen gewaltiger Sprachschatz ihn zu einer Institution der heimischen Kulturszene gemacht hat. Wo das bei ihm herkommt, haben wir Herrn Prokopetz gefragt. „Wenn man sich nur schwachsinnige Serien im Fernsehen anschaut oder nur Volksmusik-Schlager hört, wo die Sprache nur ein Gerüst ist, um abgefrühstückte Melodien zu transportieren, dann wird man keinen Sprachschatz bekommen", sagt er.

Herr Professor Prokopetz

Zahlreiche Klassiker der heimischen Musikgeschichte hat er geschaffen und ist mittlerweile einer er wenigen verbliebenen Austropopper. „Zwei der ganz bedeutenden Vertreter, Ludwig Hirsch und Georg Danzer, haben wir ja an dieses schlechte Konzept der Sterblichkeit abgeben müssen", sagt er dem Kurier. Vor vier Jahren wurde ihm der Ehren-Professorentitel verliehen. Prokopetz, der am 13. März 1952 in Wien geboren wurde, moderierte lange Jahre die Shows "Club Silvester" und "Checkpoint" im ORF. 1973 entstand die mittlerweile zum Kult avancierte Alpine Rocky Horror Show „Der Watzmann ruft", für die er alle Liedtexte geschrieben hat. Auch die Songtexte für „Schaffnerlos" und das gesamte Libretto zu „Fäustling" stammen aus seiner Feder. 1980 begann die Karriere als Werbetexter bis hin zum „European Creativedirector" einer internationalen Werbeagentur. „Ajax - der weiße Wirbelwind", „Ultra Weiss - how's your love live", „Lustig samma Puntigamma" und noch jede Menge mehr kreativer Output stammen aus seiner Feder.

„Ich hab mir den Fuß gebrochen, hoffentlich merkt's keiner"

Mitte der 80er Jahre zieht er sich aber aus der Werbung zurück. Fünf Jahre später beginnt eine kurze, aber intensive, Solokarriere mit Top Tens Hits wie „Na guat daunn net" und „Sind Sie Single" - beide landen auf Nummer Eins. Doch auch Joesi Prokopetz zeigte sich das Leben nicht immer von seiner Sonnenseite: der drei Mal geschiedene, dreifache Vater litt ein Jahr lang unter Depressionen. Ganz offen sprach er darüber, weil er nicht einsah, warum man so etwas tabuisieren sollte. „Da könnte man genauso sagen 'Oh Gott, ich hab mir den Fuß gebrochen, hoffentlich merkt's keiner'." Diese Zeiten sind vorbei und es wird definitiv wieder herzhaft gelacht. Zum Beispiel bei seinem neuen Programm „Die Schöpfung. Eine Beschwerde".

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