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Mit Rufzeichen zum Erfolg

"Don't let your blood run cold, turning into a reptile. Sitting alone on a park bench just like a reptile" Wir Redakteure lieben ja gute Metaphern. Da bekommen die Citizens! einen dicken Pluspunkt für den treffenden Vergleich erfolgshungriger Einzelkämpfer mit kaltblütigen Reptilien.  Songs wie «Reptile» oder «True Romance» sind, einmal gehört, nur noch schwer aus dem Gehörgang zu bekommen. Am 25. Mai beehren sie das Flex, die Citizens. Mit Rufzeichen.

Hatten unseren Versuch. Sind daran gescheitert

Die haben ihren momentanen Erfolg weniger der euphorischen Verwendung von Satzzeichen zu verdanken als ihrem neuartigen Sound. Als most exciting band of 2009 galten sie, als sie noch Official Secrets Act hießen. Ein einziges Album veröffentlichten die hageren Hipster aus dem nordenglischen Leeds. Das mögliche next big thing wurde dann doch kein big thing, wie das eben oft so ist in der Popmusik. Aufgeben war keine Option, also war ein Neustart angesagt. Weil Bands in England sehr schnell ein Schild umgehängt bekommen, auf dem steht: "Hatten unseren Versuch. Sind daran gescheitert", fiel die Entscheidung, das Londoner Indie-Label zu verlassen und einen hochdotierten Plattenvertrag mit dem hippen Pariser Label Kitsuné zu unterzeichnen. Das Rufzeichen tat dann sein Übriges.



„Zwei Dinge, die uns anpissen“



Dass diese Männer es ernst meinen, hört man: Indierock mit elektronischen Einflüssen (auch „Indietronica“ genannt) trifft große Melodien und warme, einladende Sounds. Zu hören auf «True Romance», dem neuesten Output des Quintetts, dem niemand geringer als Alex Kapranos, Frontman der Indie-Legende Franz Ferdinand, den Feinschliff verpasste. Kritikerlob von allen Seiten und eine ständig wachsende Fangemeinde sind seitdem Balsam für die Musiker-Egos. Ihre Wege kreuzten sich übrigens bei einer Party. Unter anderem nach dem peinlich gescheiterten Versuch, ein Date zu beeindrucken, fand man sich musikhörend in einer Ecke wieder. Und es gab nur ein Ultimatum für die Gründung der Band: g'scheite Musik machen. „There are two things that really, really piss us off: revivalism and ugly pop. Bands only make two kinds of music these days: Pointless revivals of subcultures past, or ugly, inhumane cynical pop.“ Wenn das mal kein Statement ist!


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