Während Wrestling in den USA ein Millionengeschäft ist, hält man es in Österreich für eine bessere Volksfestattraktion. Bei uns gilt Catchen maximal als Randsportart, anerkannt ist es offiziell gar nicht. „Gemma Catchen schauen", hieß es früher noch unter den Wiener Fans. Über Jahrzehnte war der Heumarkt der Nabel der Wrestlingwelt - zumindest in Europa. In den Sommermonaten der Sechziger und Siebziger strömten täglich bis zu 15.000 Menschen über den Eislaufplatz, um die internationale Elite der Catcher in Aktion zu sehen.
Catchen als Volksfest
Freunde des Ringkampfes waren in allen Schichten zu finden. Bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Wirtschaft waren Dauergäste. Niki Lauda gehörte genauso zu den Stammbesuchern wie der Großindustrielle Manfred Mautner Markhof. In den frühen Neunzigern erlahmte dann das Interesse. Während Wrestling in den USA zum Millionengeschäft avancierte, kletterte es hierzulande die Leiter in Richtung Volksfestattraktion hinab. Im Jahr 2008 kam dann die Renaissance, nachdem das letzte Catch-Event auf dem Gelände des Wiener Eislauf-Vereins bereits mehr als zehn Jahre her war. Seither finden die Shows jedoch im WSA Center im Zweiten statt. Mangelndes Interesse seitens des Publikums, oder der Veranstalter - man weiß es nicht.
Alle gegen Susi
Das Repertoire jedenfalls ist einstudiert: effektvolle Würfe, klatschende Schläge, schmerzverzerrte Gesichter. Die Show für's Publikum ist wichtiger als der Sieg. Auf den traditionsreichen Freiluft-Turnieren am Heumarkt wurde immer schon nach Runden gekämpft, was zwar früher ungewohnt war, aber den Wrestlern erlaubte, mehr aufs Publikum einzugehen. Die beste Show zog seinerzeit der meistgehasste Catcher auf: der Salzburger Klaus Wallas. Er spielt die Rolle des arroganten, homosexuellen Bösewichts, was ihm den Spitznamen "Susi" einbrachte.