Die „Alpen Anastacia" nennt man sie. Medienechos rühmen sie als die "neue Janis Joplin" oder "Soul-Hurricane". Luise Gruber wuchs im beschaulichen Oberhart bei Wels auf. Jetzt ist sie als Ex-Starmaniac und Wahl-Berlinerin auf dem Weg nach oben. Die setzt mit ihrer hochkarätig besetzten Band auf erdig-handgemachten Sound, der seine Wurzeln in den Soul-Sixties hat. Mit ihrer markanten Reibeisenstimme und ihrem frischen „SoulBluesRockPop" besetzt sie eine Nische, die die Wahl-Berlinerin bis in die deutsche Vorentscheidung des Eurovision Song Contests brachte. Mit uns plauderte sie über Castingshows, Zukunftsangst und ihre Heimat Wels.
Wann war dein erstes Konzert, erinnerst du dich noch?
Saint Lu: Mein erstes Konzert war in der Kirche in Steinhaus, mit drei Freundinnen. Wir hatten davor Sister Act gesehen und dann den Pfarrer überredet, in der Kirche auch Gospel-Songs zu singen. Wir haben eine kleine Tour draus gemacht und sind nach Sattledt und Sipbachzell, das waren meine ersten Gigs.
Dein Weg aus Wels in die weite Welt ist bemerkenswert. Du bist nach der Matura direkt als Au-Pair nach Amerika gegangen, hast danach ein halbes Jahr in New York gelebt und bist mittlerweile seit fünf Jahren in Berlin. Man braucht man viel Selbstvertrauen, um das alles alleine durchzuziehen.
Ich glaube, das ist bei mir ein bisschen gesunde Naivität. Was alles nicht funktionieren könnte, steht überhaupt nicht auf dem Plan. Wenn ich etwas machen will, dann mache ich das und fertig. Es gibt immer einen Weg. Und die meisten Dinge scheitern ja daran, dass man zu schnell aufgibt.
Waren da nie Zukunftsängste oder Zweifel?
Als ich von Amerika zurückgekommen bin, hab ich mir schon gedacht 'Ups, und was mach ich jetzt?' Da war das Studium eine kleine Flucht, wobei sich im Nachhinein herausgestellt hat, dass auch das gut für mich war. Ich habe immer Musik gemacht und war zuversichtlich, dass es möglich ist, damit Geld zu verdienen. Ich hab das gar nicht so richtig hinterfragt. Oft kommen junge Mädels zu mir und meinen, sie würden auch so gerne singen. Dazu kann ich nur sagen: gar nicht lange drüber nachdenken, das muss man einfach machen! Wenn ich etwas wirklich will, werde ich Wege finden, das auch zu machen. Das ist bei jedem anderen Job auch so, es ist nur die Frage, wie viel man sich vorstellen kann.
Hast du das Gefühl, du wurdest erst in Deutschland wirklich „gesehen"?
Sicher. Als ich damals Demos ausgeschickt habe, kam aus Österreich keine Antwort. Und ich verstehe das auch. Österreich ist ein kleiner Markt, da kann man nicht viel ausprobieren. Ich mache nicht den 'In die Fresse'-Mainstream Pop und da muss man als Plattenproduzent zwei Mal nachdenken, ob man sich das zutraut, leisten kann und machen will.
Wie empfindest du die Szene in Berlin?
Hier sind Leute aus aller Herren Länder, man kommt sich fast vor wie in New York. Weil Berlin trotz allem immer noch günstig zum Wohnen ist, sind viele junge Leute da. Auf der anderen Seite ist es total dörflich, weil Berlin die grünste Stadt Europas ist und jeder in seinem Kiez bleibt. Ich halte mich auch zu achtzig Prozent in den gleichen vier Straßenzügen auf. Da kennt man die Leute und es ist nicht so anonym, wie man sich vorstellt. Was ich aber oft bei anderen jungen Künstlern mitkriege, ist, gerade weil das Wohnen hier billig ist, besteht nicht die Not, etwas auf die Beine zu stellen, weil man sowieso immer irgendwie durchkommt. Früher hab ich mir gedacht, Musik kann man überall machen. Aber ganz ehrlich, wenn man sie wirklich professionell machen will, ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, wenn man wohin geht, wo die Leute die gleichen Interessen haben. Ich kenne so viele Bands, auch aus Wels, die richtig professionell und gut sind. Die aber einfach nicht in der Infrastruktur sind, wo man was draus machen könnte. Viele zielstrebige Bands aus Österreich haben nicht die Eier, den großen Schritt zu machen, obwohl sie es sich total leisten könnten. Musiker zu sein hat viel mehr mit Arbeit zu tun als mit Talent.
Wie oft trifft man dich noch in der Heimat?
Schon regelmäßig, meine ganze Family ist ja in Steinhaus.
Dein Lieblingsplatz in Wels?
Ich gehe gerne an der Traun spazieren. Und das FilmFestiWels mag ich auch sehr, den ganzen Minoritenplatz. Ich habe meine Jugend in Wels verbracht, da verbinde ich viel damit. Schule schwänzen und am Busbahnhof herumhängen zum Beispiel (lacht).
Du bist bei Starmania damals 10. geworden. Wie stehst du heute zu diesen Castingformaten? Bist du im Nachhinein froh, nicht gewonnen zu haben?
Ja, jetzt im Nachhinein auf jeden Fall. Die Leute werden definitiv verbraten, da muss man sich wirklich genau überlegen, ob man Musiker, Künstler sein will, oder Sänger und Interpret. Man kann das hunderttausend Mal sagen und es hört keiner drauf, ich hätte auch nicht darauf gehört. Wenn man nur Sänger sein will, ist es super, bei einer Castingshow dabei zu sein. Denn es ist nicht erwünscht, dass du dich irgendwie einbringst. Du singst einfach deine Songs runter und für die paar Monate, die es sich hält, wird man unfassbare Erfahrungen machen. Wenn man aber anstrebt, Musiker zu sein und das für sein Leben zu machen, eine Vision zu haben, ist das sicher nicht das richtige Format.
Du schreibst deine Texte selber. Viele Musiker meinen ja, die traurigsten Geschichten machen die besten Lieder.
Ja, leider (lacht). Ich würde mich generell als recht fröhlichen, positiven Menschen bezeichnen. Trotzdem fällt mir auf, dass ich fast zu neunzig Prozent über schwierige Situationen schreibe. Wobei sich das momentan gerade ändert, aber das wird erst auf der nächsten Platte zu hören sein. Ich bin aber nicht so ein Mensch, der in der Situation schreiben kann, ich brauche immer ein bisschen Abstand.
Wer wäre dein Wunsch-Duettpartner, tot oder lebendig?
Alex Clare finde ich grad total super.
Du hast nicht nur musikalisch, sondern auch Outfit-technisch einen guten Stil. Wo kaufst du gerne ein?
Ganz viel Second Hand. Oder ich kaufe mir echt 08/15-Sachen, die ich selbst ein bisschen umschneidere. Ich mag's eher schlicht. Acne, American Apparel.
Gibt es irgendwas, wonach du süchtig bist?
Nach allem (lacht). Ich bin echt ein super-süchtiger Mensch, das weiß ich von mir. Es ist immer irgendwas anderes. Das ist einerseits positiv, weil man sehr an einer Sache dran bleibt und sich exzessiv reinsteigert. Das hilft mir sehr auf der Bühne. Und negativ... nächste Frage (lacht).
Zum Original
Wann war dein erstes Konzert, erinnerst du dich noch?
Saint Lu: Mein erstes Konzert war in der Kirche in Steinhaus, mit drei Freundinnen. Wir hatten davor Sister Act gesehen und dann den Pfarrer überredet, in der Kirche auch Gospel-Songs zu singen. Wir haben eine kleine Tour draus gemacht und sind nach Sattledt und Sipbachzell, das waren meine ersten Gigs.
Dein Weg aus Wels in die weite Welt ist bemerkenswert. Du bist nach der Matura direkt als Au-Pair nach Amerika gegangen, hast danach ein halbes Jahr in New York gelebt und bist mittlerweile seit fünf Jahren in Berlin. Man braucht man viel Selbstvertrauen, um das alles alleine durchzuziehen.
Ich glaube, das ist bei mir ein bisschen gesunde Naivität. Was alles nicht funktionieren könnte, steht überhaupt nicht auf dem Plan. Wenn ich etwas machen will, dann mache ich das und fertig. Es gibt immer einen Weg. Und die meisten Dinge scheitern ja daran, dass man zu schnell aufgibt.
Waren da nie Zukunftsängste oder Zweifel?
Als ich von Amerika zurückgekommen bin, hab ich mir schon gedacht 'Ups, und was mach ich jetzt?' Da war das Studium eine kleine Flucht, wobei sich im Nachhinein herausgestellt hat, dass auch das gut für mich war. Ich habe immer Musik gemacht und war zuversichtlich, dass es möglich ist, damit Geld zu verdienen. Ich hab das gar nicht so richtig hinterfragt. Oft kommen junge Mädels zu mir und meinen, sie würden auch so gerne singen. Dazu kann ich nur sagen: gar nicht lange drüber nachdenken, das muss man einfach machen! Wenn ich etwas wirklich will, werde ich Wege finden, das auch zu machen. Das ist bei jedem anderen Job auch so, es ist nur die Frage, wie viel man sich vorstellen kann.
Hast du das Gefühl, du wurdest erst in Deutschland wirklich „gesehen"?
Sicher. Als ich damals Demos ausgeschickt habe, kam aus Österreich keine Antwort. Und ich verstehe das auch. Österreich ist ein kleiner Markt, da kann man nicht viel ausprobieren. Ich mache nicht den 'In die Fresse'-Mainstream Pop und da muss man als Plattenproduzent zwei Mal nachdenken, ob man sich das zutraut, leisten kann und machen will.
Wie empfindest du die Szene in Berlin?
Hier sind Leute aus aller Herren Länder, man kommt sich fast vor wie in New York. Weil Berlin trotz allem immer noch günstig zum Wohnen ist, sind viele junge Leute da. Auf der anderen Seite ist es total dörflich, weil Berlin die grünste Stadt Europas ist und jeder in seinem Kiez bleibt. Ich halte mich auch zu achtzig Prozent in den gleichen vier Straßenzügen auf. Da kennt man die Leute und es ist nicht so anonym, wie man sich vorstellt. Was ich aber oft bei anderen jungen Künstlern mitkriege, ist, gerade weil das Wohnen hier billig ist, besteht nicht die Not, etwas auf die Beine zu stellen, weil man sowieso immer irgendwie durchkommt. Früher hab ich mir gedacht, Musik kann man überall machen. Aber ganz ehrlich, wenn man sie wirklich professionell machen will, ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, wenn man wohin geht, wo die Leute die gleichen Interessen haben. Ich kenne so viele Bands, auch aus Wels, die richtig professionell und gut sind. Die aber einfach nicht in der Infrastruktur sind, wo man was draus machen könnte. Viele zielstrebige Bands aus Österreich haben nicht die Eier, den großen Schritt zu machen, obwohl sie es sich total leisten könnten. Musiker zu sein hat viel mehr mit Arbeit zu tun als mit Talent.
Wie oft trifft man dich noch in der Heimat?
Schon regelmäßig, meine ganze Family ist ja in Steinhaus.
Dein Lieblingsplatz in Wels?
Ich gehe gerne an der Traun spazieren. Und das FilmFestiWels mag ich auch sehr, den ganzen Minoritenplatz. Ich habe meine Jugend in Wels verbracht, da verbinde ich viel damit. Schule schwänzen und am Busbahnhof herumhängen zum Beispiel (lacht).
Du bist bei Starmania damals 10. geworden. Wie stehst du heute zu diesen Castingformaten? Bist du im Nachhinein froh, nicht gewonnen zu haben?
Ja, jetzt im Nachhinein auf jeden Fall. Die Leute werden definitiv verbraten, da muss man sich wirklich genau überlegen, ob man Musiker, Künstler sein will, oder Sänger und Interpret. Man kann das hunderttausend Mal sagen und es hört keiner drauf, ich hätte auch nicht darauf gehört. Wenn man nur Sänger sein will, ist es super, bei einer Castingshow dabei zu sein. Denn es ist nicht erwünscht, dass du dich irgendwie einbringst. Du singst einfach deine Songs runter und für die paar Monate, die es sich hält, wird man unfassbare Erfahrungen machen. Wenn man aber anstrebt, Musiker zu sein und das für sein Leben zu machen, eine Vision zu haben, ist das sicher nicht das richtige Format.
Du schreibst deine Texte selber. Viele Musiker meinen ja, die traurigsten Geschichten machen die besten Lieder.
Ja, leider (lacht). Ich würde mich generell als recht fröhlichen, positiven Menschen bezeichnen. Trotzdem fällt mir auf, dass ich fast zu neunzig Prozent über schwierige Situationen schreibe. Wobei sich das momentan gerade ändert, aber das wird erst auf der nächsten Platte zu hören sein. Ich bin aber nicht so ein Mensch, der in der Situation schreiben kann, ich brauche immer ein bisschen Abstand.
Wer wäre dein Wunsch-Duettpartner, tot oder lebendig?
Alex Clare finde ich grad total super.
Du hast nicht nur musikalisch, sondern auch Outfit-technisch einen guten Stil. Wo kaufst du gerne ein?
Ganz viel Second Hand. Oder ich kaufe mir echt 08/15-Sachen, die ich selbst ein bisschen umschneidere. Ich mag's eher schlicht. Acne, American Apparel.
Gibt es irgendwas, wonach du süchtig bist?
Nach allem (lacht). Ich bin echt ein super-süchtiger Mensch, das weiß ich von mir. Es ist immer irgendwas anderes. Das ist einerseits positiv, weil man sehr an einer Sache dran bleibt und sich exzessiv reinsteigert. Das hilft mir sehr auf der Bühne. Und negativ... nächste Frage (lacht).