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Wer will schon wie die Anderen sein?

„Das Geheimnis des Erfolgs? Anders sein als die anderen“, weiß Drehbuchautor und Egozentriker Woody Allen, der dieser Weisheit selbst so gerecht wird wie niemand sonst. Wie lebt es sich denn als „Anderer“? Drei spannende Persönlichkeiten erklären, was es heißt, in unserer Welt aus der Norm heraus- und aufzufallen.

No-Name-Röcke, Ringelstrümpfe, Akne und Zahnspange. In ihrer gesamten Schulzeit wurde Susanne gehänselt. „Dadurch, dass mir alle das Gefühl gegeben haben, hässlich zu sein, fand ich mich selber auch nicht hübsch“, erzählt sie. Auch heute zieht sie immer noch viele Blicke auf sich. Aber ihr Umfeld sieht nicht mehr das unsichere Mädchen von früher, das sich aus seiner Haut herauswünscht, sondern eine lebenshungrige, selbstbewusste, hübsche Frau. Sie weiß selbst nicht mehr, wann der Umbruch begonnen hat. Irgendwann habe sie angefangen, die herabwürdigenden Blicke und dummen Sprüche ihrer Mitschüler zu ignorieren und einfach zu tun, worauf sie Lust hat, sagt Susanne. In ihrer Klasse stach sie nicht nur optisch wie ein bunter Hund heraus, sie hat auch oft damit provoziert, auszusprechen, was sie wirklich denkt. Heute ist die 24-Jährige erfolgreiche Eventplanerin, die ihr Gegenüber mit der offenen Art und dem resoluten Auftreten beeindruckt. „Es ist doch so: Die Menschen, die mich mögen, tun das wegen meiner Art. Es geht darum, wer du bist und was du kannst.“ Fast dankbar ist sie dafür, sich durch die Schulzeit gebissen zu haben, weil sie so anders war. „Sonst wär ich heute nicht, was ich bin.“

Wider dem Müll-Irrsinn

„Eine Milliarde Menschen auf der Welt leidet Hunger. Mit dem, was wir in der westlichen Welt täglich wegschmeißen, könnte man die locker ernähren“, sagt Psychologiestudent Simon (25) zornig. 45 Kilo, so viel wirft jede Lebensmittelfiliale täglich in den Abfall. Es ist oft zu kostspielig, beschädigte Packungen neu herzustellen, oder zu zeitaufwendig, schmutzige Ware zu reinigen. Für Simon ein Ding der Unmöglichkeit. Er „containert“, untersucht den Inhalt der Supermarkt-Mülltonnen auf Brauch- und Genießbares. Und das nicht aus Geldnot, sondern um ein Zeichen zu setzen gegen die leichtsinnige Entsorgung von Lebensmitteln, die man noch verwerten könnte. Von Obst und Gemüse, das sich kaum von dem im Regal unterscheidet, findet er fast alles bis hin zu Schinken, Keksen und Antipasti. „Die Produkte sind meist noch eingeschweißt und werden nur entsorgt, weil die Verpackung leicht beschädigt ist oder das Haltbarkeitsdatum bald abläuft.“ Da landet schnell eine Palette Joghurt im Container. Die Ansprüche an Lebensmittel sind tatsächlich so hoch wie noch nie. Da das Auge mitisst, macht der Zwang nach optischer Perfektion die unmerklich verwelkte Blattspitze des Chinakohls zu seinem Todesurteil. Ein Glücksfall für „Mülltaucher“ Simon, der sich die plastiküberzogenen Hände reibt und auf Schatzsuche geht.

Aversion gegen Anpassung

Robert Presslaber, bekennender Lebenskünstler, kann mit dem klassischen Verständnis von Arbeit nicht viel anfangen. „Permanent am Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen und funktionieren zu müssen“ kann sich der Salzburger nicht vorstellen. Er gehe nur Tätigkeiten nach, die er wirklich gerne mache. Seine Einstellung zum bürgerlichen Lebensstil hat sich durch eine Aversion gegen den herrschenden Anpassungsdruck entwickelt. Und auch Kniefälle vor Autoritätspersonen fallen ihm schwer. Robert ist durchaus bewusst, wie manche Menschen ihn beurteilen, erklärt aber auch, nicht ungern zu provozieren. Seine finanzielle Lebensbasis bildet die Mindestsicherung, darüber hinaus ist er aktiver sozialer Netzwerker, Quiz-Master (ARGE Beisl, Stadtwirt) und in künstlerischen Projekten aktiv. Aktuell trifft man ihn im Literaturhaus, wo er als Gewinner des „Wir lesen uns die Münder wund“-Wettbewerbs sein Buch „ungooglebar“ vorstellt.