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Vom Kranken zum Kämpfer

Alexander Egger hat seine Leidensgeschichte in eine Erfolgsstory umgeschrieben. Heute hilft er mit seiner Firma „die impulsgeber" jungen Berufseinsteigern, eigene Stärken zu erkennen und sich selbst zu motivieren. So wie er es selbst einst lernen musste.

Vor mir sitzt ein attraktiver Mann Anfang dreißig mit italienischem Teint, italienischem Anzug und noch italienischerer Frisur. Was er gleich erzählen wird, verschlägt einem den Atem und man versucht unbewusst, Spuren dessen an ihm zu entdecken, was seine gesamte Jugend geprägt hat. Alexander Egger war 17 Jahre lang Opfer. Opfer seiner Krankheit, seiner Mitmenschen und seines Selbstmitleids. Der erfolgreiche Unternehmer von heute zählte zu den schlimmsten Fällen von Neurodermitis in Österreich. Sein Körper war eine einzige Baustelle, seine Haut löste sich in großen Fetzen ab, er war übersät von Fleischwunden. Seine Fingernägel fielen ab, die Haare fielen ihm aus und er war herzinfarktgefährdet. „Ich war entstellt, sah aus wie aus einem Horrorfilm", sagt er selbst. Seine Lehrerin prophezeite ihm eine „Karriere" als „asozialer Penner", seine Mitschüler stießen ihn aus und machten sich über ihn lustig. In dieser Zeit war Alexander selbstmordgefährdet. Seine Eltern finanzierten ihm endlos viele Kuraufenthalte in Österreich, Amerika und Israel. Er war in 350 Seminaren, nahm schwerste Medikamente und sein Immunsystem war ruiniert. Nichts hat ihm geholfen.

„So, und jetzt hör ich auf zu sudern"

Aufgrund seiner Krankheit war die Aussicht auf einen Job nach der Matura düster, das AMS stufte ihn als arbeitsunfähig ein und meldete ihn bei einer Behindertenwerkstätte an. Das war der Punkt, an dem Alexander der Kragen geplatzt ist. Er wollte sich nicht länger selbst bemitleiden. Er hat sich gesagt: „Jetzt nehme ich alles in die Hand und hör auf zu jammern", hat angefangen, die Neurodermitis nicht mehr als seine Krankheit zu betrachten, sondern nur als eine Krankheit. Er hat eine lange Reise gemacht und nach Chancen gesucht, trotz seines Handicaps seinen eigenen Weg zu gehen. Sein Mut hat sich bezahlt gemacht, sein Andersdenken und seine neue Einstellung haben ihm mehr geholfen als jedes Medikament und jede Kur. „Auf einmal war alles weg. Heute nehme ich überhaupt keine Medikamente mehr", erzählt er stolz. Seine Wunderheilung hat ihn zu einem gläubigen Menschen gemacht. Heute hilft er mit seinem Unternehmen „die impulsgeber" anderen, Halt und Orientierung zu finden, weil er selber genau weiß, wie es ist, wenn kein Mensch an einen glaubt und man selbst noch am ­allerwenigsten. Aus eigener Erfahrung vermittelt er, dass „jeder was aus seinem Leben machen kann, wenn er an sich glaubt". Sein Seminarangebot mit dem Schwerpunkt Persönlichkeits- und Sozialkompetenz erstreckt sich über Persönlichkeitsentwicklung zu Kundenservicemanagement und Image Marketing. Auf der Firmenhomepage findet man endlos viele Feedbacks zufriedener Unternehmen und Seminarteilnehmer. „Nicht nur der fesselnde Inhalt, sondern auch seine Überzeugungskraft haben unsere ,schwierigen Fälle' zum Mitdenken angeregt", heißt es da beispielsweise.


Dabei will Alexander nicht auf die „Wir haben uns alle so lieb"-Schiene aufspringen, auf der viele Kollegen unterwegs sind. Er sei kein Wunderwuzzi, sagt er, er könne und wolle niemandem erklären, wie das Leben funktioniert. Was er will, ist einen der 50 Impulse zu liefern, die ein Mensch laut amerikanischen Psychologen braucht, um etwas zu verändern. Daher rührt übrigens auch der Name seiner 2005 gegründeten ­Firma „die impulsgeber". Er will Individuen stärken und damit Firmenprofile schärfen. Zwei Formeln sind ihm dabei wichtig: Der H3-Ansatz soll ­Hände, Hirn und Herz in Einklang bringen. 50 x 6 x 14 lautet die zweite. Das sind Alexanders Dienstzeiten - 50 Wochen im Jahr, sechs Tage die Woche, 14 Stunden am Tag ist er für seine Kunden erreichbar, mit denen er ein freundschaftliches Verhältnis pflegt und die ihn zum Teil sogar um neun Uhr abends anrufen. Das gute Klima sei ihm besonders wichtig, meint der Salzburger, der in seinen Seminaren oft auch seine eigene Geschichte ­erzählt und Fotos zeigt. Bilder von seinem Weg vom Kranken zum Kämpfer.

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