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Duell um den zweiten Saisonsieg: Union Berlin trifft auf Mainz 05 und ist wieder Favorit

Nach dem Sieg gegen Hertha BSC steht für den 1. FC Union Berlin das erste Auswärtsspiel der Saison an. Es geht gegen den 1. FSV Mainz 05.

Hendrik Schmidt/dpa

Die Euphorie war in Köpenick nach dem Derbysieg erwartungsgemäß immens. Nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Spielweise sorgte für grenzenlose Emotionen auf den Rängen und auf dem Platz. „Stadtmeister" ist ein Begriff, an dem vor allem Union-Kapitän Christopher Trimmel Gefallen findet: „Ich mag das Wort, es stachelt so schön an." Es bleibt abzuwarten, ob sich dies auch auf den verbleibenden Ligaverlauf auswirken wird. In diversen Foren und Blogs ist man der Meinung, dass die Saison erst jetzt so richtig beginnen würde. Schließlich trafen die Unioner bisher noch nicht auf die großen Teams - mit Bayern, Dortmund und Leipzig werden sich die Eisernen erst in den kommenden Wochen und Monaten messen.

Doch nicht nur gegen die großen Vereine sind konstant positive Leistungen erforderlich. Auch wenn die Stadtmeisterschaft zum vierten Mal in Serie an den FCU ging, richtet sich der Blick in dieser Woche bereits auf die nächste Partie. Am Sonntag (15.30 Uhr) ist die Mannschaft von Urs Fischer bei Mainz 05 gefordert. Die anderen Rotweißen erreichten im Vorjahr den achten Tabellenplatz und sicherten bereits frühzeitig den Klassenerhalt. Sowohl Union als auch der FSV sind (noch) ungeschlagen - ein Duell, das Spannung verspricht.

Saisonstart

Der Start in die Saison 2022/23 kann sich für Union sehen lassen. Auf den 2:1-Erfolg im DFB-Pokal gegen den Chemnitzer FC folgte am ersten BL-Spieltag ein 3:1-Sieg im Derby gegen Hertha BSC. Die Mannschaft zeigte die von Fischer geforderte Reaktion nach der nicht überzeugenden Leistung im Pokal und dominierte über die gesamten 90 Minuten hinweg das Geschehen. Die Fans in der ausverkauften Alten Försterei hatten einen Grund zum Feiern. Nicht umsonst sprach Janik Haberer nach dem Derby von einem Stadion, das „gebrannt" hat.

Robin Knoche ist wiederum der Meinung, dass die Mannschaft das Potenzial noch nicht vollständig abrufen konnte: „Schon in der ersten Hälfte hätten wir das Spiel entscheiden müssen, hatten gute Chancen, waren da aber noch nicht effizient genug." Am Ende zählt jedoch bekanntlich das Ergebnis und dieses war mehr als erfreulich. Die Freude und das getankte Selbstbewusstsein der Spieler und des Trainers sowie die Euphorie der Fans werden die Eisernen auch in die Partie gegen die Mainzer mitnehmen. Das ist vielversprechend, doch keine Garantie für einen Sieg.

Denn auch die 05er siegten (deutlich souveräner als der FCU) im Pokal mit 3:0 beim FC Erzgebirge Aue und starteten ebenfalls mit einem Sieg in die Liga. Den VfL Bochum schlugen sie mit 2:1. Und: Im Vorjahr waren die Mainzer die viertbeste Heimmannschaft der Bundesliga. Diesen Trend wollen sie natürlich fortsetzen. Vorsicht ist deshalb für Fischer und seine Mannschaft geboten.

Auf wen kommt es an?

Hoffnungsträger des FCU dürfte erneut Jordan Siebatcheu sein. Der Neuzugang wurde seiner Rolle als Awoniyi-Ersatz bisher gerecht und traf in beiden ersten Pflichtspielen. Er und Sheraldo Becker (zwei Scorerpunkte gegen Hertha) scheinen als Doppelspitze zu harmonieren. Sehr wahrscheinlich also, dass Fischer weiterhin auf sie setzen wird. Auch in der Defensive um Diogo Leite, der bei seinem Debüt direkt zu überzeugen wusste und Robin Knoche, der als Innenverteidiger seine Offensivqualitäten mit einem Kopfballtreffer unter Beweis stellte, sind keine Veränderungen zu erwarten.

Das Testspiel gegen Hannover 96 (1:1) hat gezeigt, dass auch die restlichen Neuzugänge motiviert sind und um einen Startplatz kämpfen wollen. Speziell Morten Thorsby, der gegen die Niedersachsen eine lobenswerte Leistung erbrachte, könnte in Zukunft mehr Vertrauen seitens des Trainers genießen. Für ihn spricht außerdem die Tatsache, dass er bereits in der italienischen Serie und somit in einer der europäischen Topligen Erfahrung gesammelt hat, von der auch die Unioner profitieren könnten.

In Mainz schmerzt vor allem der Abgang von Moussa Niakhaté, jetzt soll es Maxim Leitsch richten. Mit Dominik Kohr schloss sich ein erfahrener Mittelfeldspieler (218 BL-Partien) den Rheinhessen an. Die zwei kamen genauso wie Dauerbrenner Karim Onisiwo bisher in beiden Partien zum Einsatz. Letzterer sicherte mit einem Doppelpack den Sieg in Bochum. Auf ihn wird die Union-Abwehr besonders achtgeben müssen.

Bisherige Duelle

Union schnitt in der letzten Saison besser als die 05er ab und hat auch in dieser Saison andere Ambitionen als die Mannschaft von Bo Svensson. In Köpenick wird man erneut versuchen, die internationalen Plätze fest im Blick zu haben, während die Mainzer, trotz der erfolgreichen Vorsaison, bodenständig bleiben und weiterhin der Klassenerhalt als Ziel gilt.

Das zeigt sich auch an den bisherigen Duellen. In sechs Bundesligaduellen gewannen die Unioner viermal, einmal siegten die Mainzer und einmal gab es ein Unentschieden. Der FCU gewann zudem beide Partien des Vorjahres. Zählt man auch die Zeit, als beide Vereine noch in der Zweiten Bundesliga spielten, dazu, gestaltet sich die Statistik deutlich ausgeglichener und, präziser gesagt, genau umgekehrt: Vier Siegen der Rheinhessen stehen ein Berliner Sieg und ein Remis gegenüber. Insgesamt stehen also jeweils fünf Erfolge und zwei Unentschieden zu Buche. Ein weiterer Grund, warum dieses Duell umso spannender werden könnte.

Aufgrund der Leistungssteigerung aus den ersten zwei Spielen und der Qualität des Kaders erscheint ein weiterer Sieg des FCU wahrscheinlicher.

Info: Das Spiel findet am Sonntag um 15:30 Uhr statt.
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