2 Abos und 1 Abonnent
Artikel

1. FC Union Berlin gegen Hertha BSC: Warum Union Berlin die besseren Karten hat

Das Warten hat ein Ende: Die Bundesliga startet. Die Premiere? Ein Spitzenspiel. Der 1. FC Union Berlin empfängt Hertha BSC. Es wird rundgehen.

dpa/Andreas Gora

Das Warten hat ein Ende: Am Wochenende startet die Bundesliga und gleich am ersten Spieltag geht es um eine Meisterschaft. Nicht die deutsche, dafür aber die der Hauptstadt. Der 1. FC Union Berlin empfängt am Samstagnachmittag Hertha BSC. Dabei hoffen die Eisernen, ihre Erfolgsgeschichte, die insbesondere auf das Konto von Trainer Urs Fischer geht, mit einem Derbysieg fortsetzen zu können.

Als Union Berlin in seiner ersten Partie im deutschen Oberhaus am 18. August 2019 mit 0:4 gegen RB Leipzig unterging, hätte es vermutlich jeder für undenkbar gehalten, dass dies der Start einer bis heute nicht endenden Serie von Erfolgen war. In der Zwischenzeit qualifizierten sich die Eisernen zweimal für das internationale Geschäft und erreichten in der letzten Saison das Halbfinale des DFB-Pokals. Nun steht die vierte Spielzeit in der Bundesliga an. Von Beginn an dabei und stets im Fokus: Trainer Urs Fischer.

Eine solide Innenverteidigung und zwei Außenverteidiger

Der Schweizer hat die rotweißen Herzen mit seinem Spielsystem, vielmehr aber mit seiner angenehmen und bodenständigen Art erobert. Auch die Spieler sind sichtlich zufrieden mit den Werten, die er mit sich bringt. „Er ist ein Trainer, der Dinge wirklich sehr früh erkennt", so Kapitän Christopher Trimmel über Fischer. „Es fühlt sich keiner hintergangen, jeder fühlt sich wohl und weiß, woran er ist." Er fördere das Miteinander und die einzelnen Charaktere - ohne große Motivationskünste mit hohem Lärmpegel à la Jürgen Klopp. Ein eher bescheidener Typ. Robert Andrich wiederum beschrieb ihn als einen „Typen, der den Spielern schon klar an die Hand gibt, was er von ihnen erwartet". Und das spiegelt sich auch auf dem Platz wider.

In der Vorsaison setzte Fischer stets auf ein 5-3-2-System. Eine solide Innenverteidigung und zwei Außenverteidiger, die bei Angriffen fast schon zu Flügelstürmern werden, bilden neben einem lauffreudigen Mittelfeld und bulligen Stürmern das Gerüst der Mannschaft. Eine Änderung des Systems könnte dennoch stattfinden, da die Breite des (neuen) Kaders dies überhaupt erst ermöglicht und Fischer bereits in der Vorbereitung auch auf ein 4-3-3 setzte - mit Erfolg.

Vorbereitung

Im Vergleich zur Alten Dame, die von sechs Spielen drei gewann und drei verlor, konnte der FCU fünf seiner sieben Testspiele gewinnen, weiterhin gab es ein Unentschieden und eine Niederlage. Auch im ersten Pflichtspiel zog Hertha den Kürzeren: Eintracht Braunschweig besiegelte das Pokal-Aus der Blau-Weißen, die mit 5:6 im Elfmeterschießen unterlagen. Union siegte in einer Zitterpartie mit temporärem Rückstand gegen den Chemnitzer FC mit 2:1. Die Vorteile liegen in puncto Vorbereitung somit auf Unioner Seite. Es ist weiterhin nicht auszuschließen, dass Fischer auch in Zukunft auf ein System mit drei Offensivkräften setzt. Dafür sprechen auch die bisherigen Tätigkeiten auf dem Transfermarkt.

Transfers

Im Fokus dürfte spätestens seit dem Sieg in Chemnitz Jordan Siebatcheu stehen, der für sechs Millionen Euro von den Young Boys Bern kam. Der Amerikaner traf per Fallrückzieher zum Ausgleich und soll den für 20 Millionen Euro nach Nottingham verkauften Taiwo Awoniyi ersetzen.

In Bern kam er in 22 Spielen auf acht Treffer und soll nun in Köpenick die Tore erzielen. Hilfe könnte er hierbei von Jamie Leweling erhalten. Der deutsche U21-Nationalspieler kam für drei Millionen Euro aus Fürth und kann als Stoßstürmer oder hängende Spitze eingesetzt werden. Er und Siebatcheu verfügen beide über Tempo und Physis. Im Zentrum verstärkten sich die Eisernen mit Morten Thorsby (zwei Millionen Euro, Sampdoria Genua), der vor allem für seine Zweikampfstärke bekannt ist. Wenn Union Awoniyis Abgang verkraftet, spricht vieles für eine weitere erfolgreiche Saison. Auch die ohnehin schon solide und eingespielte Abwehr wurde unter anderem mit dem international erfahrenen Diogo Leite (vom FC Porto ausgeliehen) verstärkt. Im Tor setzt Fischer weiterhin auf Frederik Rönnow.

Die Hoffnungen der Hertha ruhen vor allem auf Wilfried Kanga, der wie Siebatcheu aus Bern kommt und für neue Impulse im Sturm sorgen soll. Er kam in der Vorsaison neunmal für die Young Boys zum Einsatz, traf jedoch kein einziges Mal. Der festverpflichtete Jessic Ngankam traf lediglich zweimal in seiner ersten BL-Saison - ausbaufähig. Im Sturm sind bei der Alten Dame demnach weitere Veränderungen zu erwarten, zumal Topverdiener wie Krzysztof Piatek, Kevin-Prince Boateng und Davie Selke entweder kaum zum Einsatz kommen oder bereits auf dem Abstellgleis stehen.

Im Mittelfeld klafft nach dem Abgang in Richtung Augsburg von Arne Maier ein großes Loch, welches bisher noch nicht gefüllt werden konnte. Mit Alexander Schwolow verlässt der Stammtorwart der letzten Saison ebenfalls die Herthaner, die aktuell mit Oliver Christensen und dem inzwischen 37-jährigen Rune Jarstein dünn besetzt sind. Eigengewächs Nils-Jonathan Körber verließ die Hertha Richtung Hansa Rostock.

Lediglich in der Defensive wurde nach Jordan Torunarighas Abschied mit Filip Uremovic (zuletzt Rubin Kasan) und Jonjoe Kenny (zuvor FC Everton) ein solider Ersatz gefunden. Positive Veränderungen wie auf Unioner Seite sind jedoch auf keiner der Positionen zu erkennen.

Letzte Duelle

Nachdem die Eisernen bereits in den zwei zuvor genannten Kategorien die Vorteile auf ihrer Seite haben, ändert sich diese Kondition auch in Bezug auf die letzten Begegnungen nicht. Drei der letzten fünf Partien zwischen den beiden Hauptstadtklubs konnten die Rotweißen für sich entscheiden, daneben stehen ein Remis und ein Sieg für die Herthaner zu Buche. Die Eisernen hoffen demnach auf den vierten Derbysieg in Serie, während die Hertha mit einem Erfolg gegen den Stadtrivalen bereits am ersten Spieltag die Hoffnung auf einen positiven Saisonverlauf erhöhen könnte.

Es steht außer Frage, dass Union auf dem Papier in allen genannten Punkten besser aufgestellt ist. Die Vorbereitung verlief positiver, die Transfers wirken vielversprechender und auch aus historischer Sicht spricht alles für einen Sieg der Eisernen.

Anstoß im Stadion An der Alten Försterei ist am Samstag um 15.30 Uhr. Um das Spiel live im TV zu sehen, benötigen Sie ein Sky-Abo. Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de
Zum Original