1 Abo und 3 Abonnenten
Artikel

Serie "Deutschland hat die Wahl", Folge 3: Aufbruch


Karl Marx hängt als Poster an der Wand. Die H&M-Verkäuferin Maria Haido sitzt in einem Büro im Stadtzentrum von Heilbronn und sagt: «Die Pandemie hat mir die Augen geöffnet.» Im Juli ist sie, die bis vor wenigen Jahren noch keinerlei Interesse an Parteipolitik hatte, der Linken beigetreten.


40 Kilometer weiter südlich sitzt Inga Ritter in Stuttgart unter einem Apfelbaum in ihrem Garten und sagt: «Es war logisch, dass eine Pandemie kommt.» Schuld daran sei die Klimakrise und der unachtsame Umgang der Menschen mit der Umwelt. Deswegen engagiert sich Ritter ehrenamtlich. Bei Greenpeace.


Ritter und Haido: zwei Frauen, die etwas für eine bessere Welt tun wollen. Ritter als Presse­sprecherin bei Greenpeace Stuttgart. Haido als Gewerkschafterin und Neumitglied bei der Linkspartei. Beide verbindet die Ansicht, dass die Krise schon vor Corona da war – und die Pandemie ein Weckruf. Während Ritter in der Klimakrise die grösste Gefahr für die Menschen sieht, will Haido Arbeitnehmer­rechte stärken.


Am Sonntag wählt Deutschland eine neue Regierung. In den Städten hängen an fast jedem Laternenpfahl Wahlplakate. Die zwei Kanzler­kandidaten und die Kanzler­kandidatin tingeln durchs Land und halten Reden, auch die drei Fernseh-«Trielle» sind durch. Anders als noch im Frühling, als die Grünen zeitweise vorn lagen, führt in den Umfragen nun die SPD vor der CDU, die Grünen belegen mit einigem Abstand den dritten Platz.


Momentan scheinen zwei Koalitionen wahrscheinlich: entweder die Ampel (SPD-Grüne-FDP) oder Rot-Grün-Rot (SPD-Grüne-Linkspartei). So oder so würde sich einiges ändern: Die Linkspartei war noch nie an der Bundes­regierung beteiligt, die Grünen seit 16 Jahren nicht mehr.


Wir besuchen Maria Haido in Heilbronn und Inga Ritter in Stuttgart. Ausserdem rufen wir bei Carolin Ott an, der Club­besitzerin aus Mannheim, die wir schon in einer früheren Folge dieser Serie kennengelernt haben.


Was sind für die drei Frauen die drängendsten Probleme unserer Zeit? Und wie gross ist ihre Hoffnung, dass die nächste Bundes­regierung diese angeht?


Zum Original