Tatort: Online-Dating!
Die größten Kuppler heutzutage sind „die Freunde, danach kommt der Arbeitsplatz und auf Platz drei ist dann schon das Internet", erklärt Liebes-Experte Eric Hegmann von „Parship".
Das Internet soll besonders ergiebig bei der Suche nach einem festen Partner sein, denn hier wird vorab die Spreu vom Weizen getrennt. So genannte Liebesformeln berechnen den Agenturen, ob zwei Menschen zueinander passen.
So auch im „Tatort" - aber lässt sich Liebe wirklich berechnen?BILD: Stimmt das?
Eric Hegmann: „Der Computer kann auf Basis von Daten und Langzeitstudien eine Vorauswahl treffen, welche Typen für eine ausgewogene Beziehung besser zueinander passen. Aber er kann nicht vorhersagen, ob sie sich verlieben."
Wonach sucht der Computer?
Hegmann: „Ein extrem wichtiger Punkt bei einer Beziehung ist die Dominanz. Wer führt, wer folgt? Aufgrund vieler Forschungen kann der Computer diejenigen Menschen zueinander führen, welche im möglichen Zusammenspiel die optimale Mischung aufweisen."
Hegmann: „Wir nutzen Fragen, um herauszufinden wie dominant eine Person ist. Wir fragen nicht, wie dominant sich die Person selber einstuft. Das ist ein riesiger Unterschied. Damit weiß die Person nicht, welche Antwort sozial erwünscht ist."
Welche weiteren Faktoren sind wichtig. Geld?
Hegmann: „ Ja, das Einkommen spielt tatsächlich eine sehr wichtige Rolle. Wir suchen alle Partner, die auf einem ähnlichen Niveau sind. Daher haben wir in den vergangenen 50 Jahren eine erhebliche gesellschaftliche Spaltung erlebt, da Besserverdiener sich Besserverdiener suchen. Man bleibt unter sich. Ein Akademiker wird heute keine Arbeitslose mehr heiraten. Die Männer orientieren sich heute auch auf Augenhöhe. Bei Frauen würde das noch weniger gehen. Eine gut ausgebildete Akademikerin, die sich selbst versorgen kann, wird niemals jemanden weiter unter ihrem Status nehmen."
Hegmann: „Nein, das Thema ist leider durch."
Hegmann: „Ja, damals waren die Frauen noch nicht so ausgebildet wie heute. Deshalb haben die Eltern dafür gesorgt, dass sich die Frau durch die Heirat verbessert. Die Menschen suchen sich heute Partner auf ähnlichem Niveau."
Hegmann: „Ich geh davon aus, dass die meisten es ein wenig höher angeben, als es tatsächlich ist. Aber ich empfehle jedem, diese Angaben ruhig auch mal nach unten zu korrigieren, um neue Leute zu erreichen."
Hegmann: „Nicht ganz. Beim Status ist das tatsächlich der Fall. Das romantische Liebesideal geht davon aus, dass man mit dem Partner die Wertevorstellungen, die Art der Kommunikation teilt. Für eine langfristige Partnerschaft ist es wirklich wichtig, dass man gemeinsame Eigenschaften hat und dass man sich bei anderen Eigenschaften ergänzt. Die Ähnlichkeiten überwiegen."
Hegmann: „38 Prozent der Menschen, die sich bei uns abmelden, geben an, dass sie einen Partner bei uns gefunden haben. Weiterhin gibt es eine Studie aus 2013, die besagt, dass jeder fünfte Deutsche bereits eine Beziehung über das Internet begonnen hat."
Hegmann: „Platz eins sind immer noch die Freunde, danach kommt der Arbeitsplatz. Auf Platz 3 ist dann schon das Internet."
Hegmann: „Viele Flirtportale arbeiten mit Fotos und ein paar Infos. Wir schicken die Menschen durch einen langen Fragebogen und verlangen dafür auch noch Geld. Das ist bereits eine Hürde, die Schummler abhalten kann. Wir arbeiten oft mit indirekten Indikatoren. Eine Frage wie „Schlafen sie lieber bei offenem oder geschlossenem Fenster?" hat keine sozial erwünschte Antwort. Da kann man nicht schummeln."
Vergrößern Sieht alles nach der großen Liebe bei Kommissar Ballauf aus
Also tummeln sich die Jungs, die einfach nur auf der Suche nach Sex sind, auch auf den Gratisbörsen rum?Hegmann: „Ja, kann man schon sagen. ,Tinder' ist sicherlich keine Heiratsbörse."
Auf was achten die Liebessuchenden am meisten?
Hegmann: „Die Art der Kommunikation ist enorm wichtig. Ist man instinkts-, verstands- oder doch eher gefühlsbetont? Wenn man da zu sehr verschieden ist, erhöht dies das Konfliktpotenzial. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht dennoch funktionieren kann - weil unser Test nicht misst, wie zwei Fremde aufeinander reagieren. Sondern er bildet ab, wie Menschen harmonieren, die mindestens ein Jahr bereits zusammenleben.
Welchen Fehler kann man bei dem Bewerbungsfoto machen?
Hegmann: „Sich keine Mühe zu geben. Zwei Dinge sind wichtig: 1. Optimismus! Es soll Spaß machen, mit ihnen zusammenzuleben. Das schöne Fotografenfoto transportiert eher Selbstverliebtheit. 2. Selbstbewusstsein! Ein verzweifelter Single ist nicht anziehend. Mein Tipp: Lassen Sie sich bei einem ihrer Hobbys fotografieren."
Hegmann: „Zu lange Warten mit dem ersten realen Kontakt. Wenn wir ewig schreiben, erhöht dass die potenzielle Enttäuschung. Unser Gehirn füllt fehlende Informationen mit unseren eigenen Hoffnungen und Erwartungen. Mein Tipp: Möglichst schnell vom Mail-Verkehr in ein Telefonat wechseln. Und wenn dies die Erwartung erfüllt hat, dann so bald wie möglich treffen."
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