Kann die erste große Liebe ein Leben lang halten? Ja, das ist möglich, aber es handelt sich um ein hartes Stück Beziehungsarbeit, sagen Paartherapeuten
Bestes Beispiel sind Susan Sideropoulos (33) und ihr Ehemann Jakob Shtizberg (34). „Ich bin unendlich dankbar für 18 wundervolle Jahre mit dem besten Mann der Welt. In diesem Sinne - haltet an eurer Liebe fest", schrieb die Schauspielerin kürzlich auf ihrer Facebook-Seite. Auch Model Eva Padberg äußerte sich glücklich darüber, dass sie ihre Jugendliebe Niklas Worgt ehelichte und somit keine „Altlasten" aus gescheiterten Beziehungen mit sich herumtrage.
„Eine große Gefahr ist sicher, dass das Interesse an anderen Personen in einer Beziehung zunehmen kann, wenn es keine Erfahrungen mit anderen gibt. Statistisch gesehen ist es so, dass Paare nach dem vierten Jahr die sexuelle Gewöhnung erfahren, die zu weniger Dopamin-Ausschüttung und damit zu weniger Lust aufeinander führt", sagt Beziehungsexperte und Coach Eric Hegmann. Das bedeutet: Entweder wird ab diesem Zeitpunkt Sex zu Harmonie oder sexuelle Neugier wird anderswo befriedigt. „Aber laut Statistik ist es wiederum auch so, dass früh geschlossene Ehen eine große Paarzufriedenheit verheißen. Zwar halten Ehen statistisch etwas länger, die im höheren Alter geschlossen werden, doch wer zwischen 22 und 25 heiratet, äußert sich in Befragungen glücklicher", sagt Hegmann.
„Sexualität ist für mich ein Fenster zum Menschen und die Sexualität eines Paares auch ein Spiegel der Partnerschaft, vielleicht der klarste überhaupt", meint Paar- und Sexualtherapeutin Andrea Bräu aus München. „Für die Mehrzahl spielt Sex innerhalb einer Partnerschaft auch eine wesentliche Rolle. Ob Sex mit nur einem Partner erfüllend ist, das hängt weniger vom Partner ab, als von der Art und Weise des Sex. Hier ist entscheidend, ob ein Paar seine gemeinsame Sexualität weiterentwickelt und nicht stehen bleibt. Dann ist es auch egal, ob man den Partner mit 20, 30 oder 50 kennenlernt. Stehen bleiben geht nicht, sonst wird es langweilig - und so ist es in den meisten Fällen, wenn wir ganz ehrlich sind", erklärt Andrea Bräu.
Eric Hegmann: „Es schafft eine starke Verbindung, wenn zwei Menschen gemeinsam das Leben entdecken. Den ersten großen Krach bewältigt man gemeinsam und wächst daran. Das Wir-Gefühl durch die vielen Erfahrungen, die zwischen 20 und 30 gemacht werden, kann ein Paar über Jahrzehnte tragen. Das Vertrauen ist groß, die Partner haben - in der Regel - ein vergleichbares Erfahrungsniveau, so dass sich keiner übervorteilt fühlen muss. Auch fällt es weg, den Partner mit vorherigen - möglicherweise idealisierten - Partnern zu vergleichen."
Im Prinzip sind alle Vorteile der Ehe mit der ersten Liebe auch Nachteile und umgekehrt. Hintergrund: Wenn die Beziehung beispielsweise im Wir-Beide-Kosmos verharrt ohne neue Impulse von außen, könnten die Partner irgendwann befürchten, etwas verpasst zu haben und neue Erfahrungen machen wollen. Nachteil ist sicher auch, dass die immer wiederkehrenden Beziehungsprobleme (Diskussion über Geld, über Erziehung, über Respekt der Unterschiedlichkeit der Partner) mit Beziehungserfahrung routinierter und gelassener zu lösen sind.► Laut Paartherapeutin Andrea Bräu sollte man seine erste große Liebe mit gutem Gewissen ehelichen, wenn...
...einem klar ist (und das kann nie mit 22 Jahren sein!), dass man sich FÜR einen Menschen entscheidet, aber auch zugleich gegen ziemlich viele andere.
...Konflikte gemeinsam gelöst werden können.
► Man sollte nicht seine erste große Liebe heiraten, wenn......man denkt, dass man keinen/keine mehr abbekommt. ...man Verliebtsein mit Liebe verwechselt. ... man einen dringenden Kinderwunsch o.ä. hat. ...alle anderen auch gerade heiraten.
Kann man fehlende Beziehungserfahrungen in anderer Form kompensieren? „Das ist grundsätzlich möglich, aber die Form muss jedes Paar individuell für sich herausfinden und definieren. Es geht nicht ohne gemeinsame Absprachen, da selten beide Partner gleichzeitig dieselben Phasen - wie zum Beispiel Neugier auf neue sexuelle Erfahrungen - haben. Und diese Absprachen müssen immer wieder geprüft werden: Sind wir tatsächlich glücklich mit unserer Vereinbarung? Das ist eine Frage, die sich Paare immer wieder stellen müssen", mahnt Eric Hegmann.
Wichtig: Hilfreich ist ein gut gepflegtes soziales Netz, gute Freunde, die einspringen können, wenn der Partner Bedürfnisse nicht erfüllen kann. Wer vom Partner erwartet, jederzeit sowohl als experimentierfreudiger Liebhaber, Versorger, bester Freund, Freizeit-Sparringpartner und tiefgründiger Gesprächspartner abrufbar zu sein, mutet diesem zu viel zu - das kann niemand erfüllen.
„Ich bin der Meinung, dass es sich immer lohnt, um eine Beziehung zu kämpfen. Wenn es also um unerfüllte Bedürfnisse geht, lassen sich meist Tauschgeschäfte finden, die beide Partner glücklich machen - ohne dass die Bindung darunter leidet. Wie weit das gehen kann, vom Verzicht bis zur Affäre oder dem Swinger-Club, das soll und muss jedes Paar individuell miteinander ausmachen. Es gibt Paare, bei denen hat ein Seitensprung die Beziehung gerettet - aber ebenso kann es das Ende bedeuten", warnt Eric Hegmann.
Fazit: Es gibt die erste und einzige große Liebe, die ein Leben lang halten kann! Auch wenn es heute immer seltener die eine Liebe fürs ganze Leben gibt und serielle Monogamie, also längere monogame Phasen mit verschiedenen Partnern, zunimmt. Die große Liebe zu leben ist in jedem Fall ein hartes Stück Arbeit, da sind sich Paartherapeuten einig. Aber es lohnt sich, denn es ist eben auch das befriedigendste Gefühl, das Menschen geben und erleben können.
„Sex Sells" - auch in der Liebe
Die Fakten: Rund 50 Prozent der Deutschen, die in einer Partnerschaft leben, sagen, dass guter Sex maßgeblich für das Funktionieren einer Partnerschaft verantwortlich ist - und zwar unabhängig davon, ob Mann oder Frau. Das sagt der Paar-Coach: Wenn es im Bett zwischen den Partnern funktioniert, ist schon einmal ein wichtiger Faktor erfüllt, der die Partnerschaft am Laufen hält. Bei vielen schläft diese Komponente der Partnerschaft jedoch mit der Zeit etwas ein. Tipp: Regelmäßige Verabredungen mit dem Partner zu einem kleinen Stell-Dich-Ein und lassen Sie sich was einfallen, um den Partner hin und wieder mit neuen Spielarten zu überraschen.
Die Fakten: 45 Prozent der deutschen Singles und Nicht-Singles finden Konfliktfähigkeit wichtig für eine dauerhafte Beziehung - allerdings nur, wenn beide Partner auch kompromissbereit sind. Das sagt der Paar-Coach: Manche Dinge müssen einfach mal ausgesprochen werden! Ein Beziehungskrach kann viele Schieflagen in der Partnerschaft „zurechtrücken". Wenn Ihnen das schwer fällt, weil Ihnen Harmonie besonders wichtig ist, denken Sie daran: Mit jedem gelösten Problem haben Sie Ihre Partnerschaft auf eine neue, höhere und belastbarere Stufe gestellt.
Die Fakten: 78 Prozent der Paare halten gegenseitige Unterstützung für besonders wichtig. Die Partner sollten für einander da sein und einstehen. Das sagt der Paar-Coach: Auch wenn es Ihnen gerade nicht in den Kram passt oder Sie vielleicht auch anderer Meinung sind: unterstützen Sie Ihren Partner oder zeigen Sie ihm, dass er sich auf Sie verlassen kann. Das bedeutet nicht, dass er Ihre Aufgaben übernehmen soll. Wenn Sie vergesslich sind: Notieren Sie sich die Dinge, die Sie erledigen wollten.
Die Fakten: Über 70 Prozent der deutschen Singles sind der Meinung, dass man auch in einer Partnerschaft in „mein" und „dein" unterscheiden sollte. Dagegen erklären 55 Prozent der Gebundenen: „In unserer Partnerschaft gibt es nur ‚unser'". Das sagt der Paar-Coach: Partnerschaft kostet Geld. Zu Unstimmigkeiten kommt es, wenn ein Partner das Gefühl hat, mehr Geld zu investieren als der andere. Es lohnt sich daher, vorab zu klären, welche Anschaffungen man gemeinsam tätigt, wie man mit Gemeinschaftsausgaben wie Strom, Miete und Lebensmittel umgeht und für welche Zukäufe jeder Partner individuell aufkommt.
Beziehungsarbeit
Die Fakten: Laut einer Umfrage ist jedem dritten Befragten bewusst: Fortwährende Arbeit an der Partnerschaft ist der Schlüssel zum Erfolg. Das sagt der Coach: Die Liebe erfordert manchmal einen kühlen Kopf. Gerade in schwierigeren Phasen der Beziehung müssen Lösungen gemeinsam und manchmal auch hart erarbeitet werden. Beziehungsarbeit kann aber durchaus Spaß machen! Belohnen Sie sich dafür: Laden Sie zu einem Wochenende ans Meer oder buchen Sie einen Städte-Kurztrip. Das hilft neben der positiveren Grundstimmung, Alltagsprobleme aus einer anderen Perspektive zu betrachten und neue Lösungswege zu entdecken