Eric Hegmann

Chefredakteur, Paarberater, Hamburg

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Warum du dich dich in der Ehe nicht gehen lassen solltest


"Muss das sein? In der Beratung ist dieses Problem immer wieder Thema: „Du lässt dich gehen!" Der Vorwurf kommt überwiegend und mit deutlichen Worten formuliert von den Frauen. Die Männer setzen dann zu einem Ja, aber ..." an, wissen jedoch, dass es gerade nicht um Verteidigung und gewiss nicht um Gegenangriff gehen soll, und nicken. Dann hören sie zu, sind - meist - verständig, versprechen, sich mehr Mühe zu geben und würden gerne jetzt selbst zu Wort kommen. Denn sie empfinden das ähnlich, was ihre Partnerinnen meist sehr überrascht. (Zugegeben, würde das Paar sich tatsächlich über Wünsche und Bedürfnisse austauschen, wäre es vermutlich nicht in der Beratung.)


Kritik kommt oft, und ja, das ist ein ganz profanes Klischeee, an ihrer Jogginghose. So kuschelig und sie spannt nach dem Abendessen nicht am Bauch. Bequem. Aber nicht sexy. Nicht so wichtig? Doch.


Evolutionär hat der männliche Sehnerv eine Verbindung zum Tostestoron bekommen, das bedeutet, dass visuelle Reize Männer schnell und leicht erregen. Die Umkehrung: wenig Reiz, wenig Erregung. Kein Mann wünscht seiner Partnerin kalte Füße, aber eben weil die meisten auf schicke Schuhe (übrigens von ihren Partnerinnen!) konditioniert wurden, finden sie eben Uggboots auch ... ugg!


„Kannst du nicht auf deine Figur achten?" Was sein Bier ist, ist ihre Schokolade. Sehr überspitzt gesagt: Säufer gegen Naschkatze. Sie fragt: „Kannst du nicht auf deine Gesundheit achten?" Er fragt: „Kannst du nicht auf deine Figur achten?"

Was passiert da? Es ist der unausgesprochene Vorwurf: „ Wenn du mich lieben würdest, dann ..." Der ist aber keine geschlechtsspezifische Erfindung, sondern menschlich. Denn jeder findet es sehr anziehend, wenn sich jemand Mühe gibt. Das zeugt von Interesse, Aufmerksamkeit, Verbindlichkeit. All die Tugenden, die Beziehungen am Leben erhalten.

Sich gehen lassen - oder den Anschein zu erwecken - ist genau das Gegenteil von sich Mühe geben.


Dadurch ziehen rasch negative Gedanken in die Beziehung ein und die richten bereits mittelfristig schweren Schaden an der Liebe an. Da gibt es die berühmte 5:1 Formel von Professor Gottman. Er hat erforscht, dass es etwa fünf positive Impulse und Gedanken benötigt, um eine negative Situation auszugleichen.

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