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Brexit: Die Stunde des Populisten Donald Trump | USA 2016 - 365 Tage Wahlkampf

Die Kontrolle über das eigene Land zurück gewinnen, wirtschaftlicher Aufschwung und strikte Immigrationsgesetze. Die Wahlversprechen der Brexit Befürworter und Donald Trumps sind sich sehr ähnlich.Wie hat sich der voraussichtliche republikanische Präsidentschaftskandidat zu dem Ergebnis des Referendums geäußert?

Als in der Nacht vom Donnerstag, den 23. Juni in Großbritannien die Wahllokale ihre Türen schließen, fliegt Donald Trump in seinem Privatflugzeug über den großen Teich. Am Freitag eröffnete sein „Turnberry Golf Resort" in Schottland. An diesem Morgen wurde auch das Ergebnis des Referendums bekannt gegeben: 51,9% der Wähler und Wählerinnen sagten sich von Europa los und stimmten für den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union.

Trumpismus schwappte über den Atlantik

Gemäß dem Sprichwort „Ein Unglück kommt selten allein" blieben die Folgen des Referendums sowohl auf der wirtschaftlichen Ebene - Fall des Dow Jones und des britischen Pfunds - wie auch von Seiten des 70- jährigen Präsidentschaftskandidaten nicht unkommentiert.

Während die gesamte europäische Führungsriege vom Schock des Brexits gekennzeichnet war - Kanzlerin Angela Merkel sprach von „einem tiefen Einschnitt für die EU" - frohlockte Donald Trump bereits auf Twitter.

Der voraussichtliche republikanische Präsidentschaftskandidat und sein Beraterstab vergaßen im Eifer des Gefechts sich zu informieren wie Schottland tatsächlich abgestimmt hat. 62% der Schotten stimmten für den Verbleib in der Europäischen Union und sind not amused über den bevorstehenden Brexit. Als Resultat dessen konnte sich die Sängerin Lilly Allen nicht verkneifen Donald Trump bloßzustellen.

Außenpolitisches Kalkül?

Es war anzunehmen, dass Trump seinen Besuch auf der britischen Insel instrumentalisieren wird, um sich auf dem außenpolitischen Parkett zu profilieren. Vor allem im Vergleich mit seiner Kontrahentin - der ehemaligen Außenministerin Hillary Clinton- werden dem Immobilien Mogul fortwährend mangelnde außenpolitische Kenntnisse vorgeworfen.

Unbeirrt trat der 70-jährige Trump in seinem dunklen Anzug und weißer Baseballcappie mit seinem Wahlkampf Slogan: „Make America great again" vor die Presse und verkündete:

„I think that's a great thing that happened. "

Im Gegensatz zu den meisten Briten ließ sich Donald Trump nicht vom plötzlichen wirtschaftlichen Einbruch beunruhigen. Er kommentierte: „W hen the pound goes down more people come to Turnberry. " Neben seinen fehlenden wirtschaftlichen Grundkenntnissen entlarvte er auch seine Absichten aus einer möglichen britischen Rezession Eigennutzen zu ziehen.

Auf die Frage eines LBC Reporters was er von einer möglichen Kandidatur Boris Johnsons als Premierminister halte, antwortete er: „ I don't know him."

Boris Johnson, der Brexit Wortführer schied erst vor sechs Wochen von dem Amt des Londoner Bürgermeisters aus. Hierdurch katapultierte sich Trump erneut ins außenpolitische Aus.

Watch the moment LBC reporter @ConnorGillies asked #DonaldTrump if he would back #BorisJohnson as next PM. #EUref pic.twitter.com/C9jJuw5p5k

- LBC (@LBC) June 24, 2016

Das Wutbürgertum gegen das Establishment

Die Parallelen zwischen der Brexit Kampagne und Donald Trumps Wahlkampf sind augenscheinlich. Der Wahlspruch des Brexit Kampagne lautet: „Let's take back control", der Wahlslogan Donald Trumps lautet: „Make America great again". Beide Kampagnen betreiben eine rückwärtsgewandte Politik und suggerieren dem Leser und der Leserin eine Rückkehr zu besseren, glorreicheren Zeiten.

Auf der Pressekonferenz in Schottland betont er: " People are angry, all over the world. People, they're angry."

Hierdurch adressiert er seine Wähler und zeigt Verständnis für die Wutbürger der Welt, die sich das Gehör des Establishments verschaffen wollen.

Als Resultat dessen veröffentlicht er auf seinem Facebook Profil ein offizielles Statementent zu dem britischen Referendum. In dem "Statement Regarding British Referendum on E.U. Membership" heißt es unter anderem:

"Come November, the American people will have the chance to re-declare their independence. Americans will have a chance to vote for trade, immigration and foreign policies that put our citizens first. They will have the chance to reject today's rule by the global elite, and to embrace real change that delivers a government of, by and for the people. I hope America is watching, it will soon be time to believe in America again."

Sichtlich beflügelt vom Ergebnis des Brexit Referendums schickt Trump eine eindeutige Kampfansage an die Polit - Elite, allen voran an seine Kontrahentin aus der Politik Dynastie: Hillary Clinton. Mit Hilfe dieser verbalen Offensive befeuert der Milliardär überdies die Kampflaune seiner Anhängerschaft. Seine Botschaft: Was die Briten geschafft haben, können wir auch schaffen, wenn ich im November zum Präsidenten der USA gewählt werde.

So wie der UK Independence Party die enttäuschten walisischen Fischer ins Netz gegangen sind, fallen die arbeitslosen Industriearbeiter auf die Versprechen des Self - made Millionärs ein. Trotz seines Reichtums haftet ihm das Image des Anti - Establishments an, dem man vertrauen kann. Der endlich mal auf den Tisch haut und die Führungsriege empört. Trump verspricht ihnen den nostalgischen Fiebertraum und sie hoffen auf eine Veränderungen des Status Quos.

Hillary schlägt zurück

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zeigte sich besonnen und rief zur Ruhe auf. Überdies betonte Sie, dass diese unsichere Zeit erfahrene Führung benötigt.

"This time of uncertainty only underscores the need for calm, steady, experienced leadership in the White House." -Hillary #BrexitVote

- Hillary Clinton (@HillaryClinton) June 24, 2016

Trumps Faux-pas entgingen seiner Wettstreiterin um den Einzug in das Weiße Haus nicht. Die Antwort aus dem demokratischen Wahlkampfbüro folgte prompt:

Hours after the #BrexitVote, Donald Trump was in the U.K.

Talking about how he, personally, would benefit. https://t.co/YEt5LozDpt

- Hillary Clinton (@HillaryClinton) June 24, 2016

Brexit - Die Stunde der Populisten

Donald Trump steht nicht alleine da. Die Befürworter des Brexits - allen voran der Vorsitzende der UK Independence Party Nigel Farage - spielten gekonnt auf der Klaviatur der Angst und überzeugten 51,9% der Briten. Nun möchten Europas Rechtspopulisten an dem Erfolg teilhaben und den Aufwind des Nationalismus für ihre eigenen Kampagnen nutzen.

Am Tag nach dem Referendum ist vom „Dominoeffekt" die Rede. Dieser Begriff stammt aus der Mottenkiste, und bezog sich in Zeiten des Kalten Krieges auf die mögliche Gefahr der Ausbreitung des Kommunismus. Nun wird ihm neues Leben eingehaucht. Ginge es nach Marine Le Pen und Geert Wilders, könnte er bald für den Zerfall der Europäischen Union stehen.

Das Establishment tut sich gut daran der Bedrohung von Rechts gewahr zu werden, denn rechte Parteien wie die FPÖ und die Front National wittern ihre Chance.

Trump auf Erfolgskurs?

Donald Trump befindet sich mittlerweile in den USA. Ob seine Rechnung aufgeht und er ähnliche Erfolge auf seinem politischen Konto verbuchen kann, wie die Befürworter der Brexit Kampagne Nigel Farage und Boris Johnson wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Sein Erfolg hängt von diversen Faktoren ab.

Die erste Hürde steht ihm in drei Wochen bevor. Am 18. Juli beginnt der Parteitag der Republikaner in Cleveland, Ohio. Hier wird sich zeigen, ob Trump zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gewählt wird oder einem Putsch ins Auge sehen muss.

Bei erfolgreichem Bestehen der ersten Hürde wird er sich drei Monate lang mit einer unermüdlichen Konkurrentin um das Amt des Präsidenten messen müssen. Hillary Clinton, die ehemalige First Lady unterlag 2008 Barack Obama, sie wird nun nichts unversucht lassen zum zweiten Mal in das Weiße Haus einzuziehen, doch diesmal als Präsidentin der USA.

Trumps Wahlkampf ist eng mit der wirtschaftlichen Situation im Land verknüpft, denn er verspricht seiner Stammwählerschaft- den weißen Männern aus dem Mittleren Westen- Jobs.

Last but not least, gilt es die Bevölkerung des Schmelztiegels in Augenschein zu nehmen. Die Diversität der US-Bevölkerung könnte Donald Trump zum Stolperstein werden. Bekanntlich stigmatisiert er Mexikaner als Vergewaltiger und Kriminelle und hetzt gegen Muslime. Diese Wählerschicht tendiert dazu demokratisch zu wählen.

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