Resch unterzeichnet noch geschwind Drohschreiben an Konzernchefs und autorisiert Pressemitteilungen. „Das muss noch raus", entschuldigt er sich und lächelt jungenhaft. Dann fährt er nach Hause, wo er noch mit irgendeinem Radiosender sprechen muss. So geht das jeden Tag, 14 bis 16 Stunden lang. „Aber nur zurzeit", meint er.
„Der Jürgen war schon immer so", sagt Wolfgang Friedrich, Hauptgeschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Radolfzell-Möggingen. Der 62-Jährige muss es wissen, denn im BUND-Naturschutzzentrum hat Jürgen Resch Anfang der 80er seinen Zivildienst abgeleistet. Da hatte Resch schon den Umweltpreis der Bruno-H.-Schubert-Stiftung bekommen - zusammen mit dem berühmten französischen Meeresforscher Jacques Cousteau. 1982 war er einem der größten Vogelsterben in Deutschland auf die Spur gekommen.
Das mysteriöse VogelsterbenDer gerade 20-Jährige hatte auf einer Exkursion als Naturschutzwart des BUND in Friedrichshafen beobachtet, wie eine Singdrossel erst merkwürdig flötete und dann unter schweren Krämpfen jämmerlich verendete. Wie sich herausstellte, hatte sie von der hochgiftigen Chemikalie Endrin gekostet. Endrin ist 300-mal giftiger als das Insektizid DDT. Es war von Obstbauern gegen Wühlmäuse eingesetzt worden. Nicht nur Amsel, Drossel, Fink und Star, auch Habichte, Krähen, Eulen, Turmfalken, Graureiher, Sperber und Hunderte Mäusebussarde fielen dem auch für Menschen tödlichen Gift zum Opfer.
Zu jener Zeit traf Resch auf Gerhard Thielcke. Der Ornithologe und spätere Professor an der Universität Konstanz hatte den BUND-Landesverband 1972 in Radolfzell gegründet. Zwei Jahre später rief er mit Mitstreitern den Bundesverband ins Leben. Eine Vorläuferorganisation hatte seit 1963 bestanden, initiiert unter anderem von Baron Nikolaus von Bodman.
Die Schöpfung war bedroht: Technische Großtaten sollten die Jahre des Wiederaufbaus krönen. Den Rhein wollten die Wirtschaftswunderpolitiker bis zum Bodensee schiffbar machen, einen riesigen Stollen durch die Schwäbische Alb graben und eine Brücke über den Bodensee spannen sowie die Autobahn bis über den Bodanrück vorantreiben. Diese Torheiten wurden abgewendet und stattdessen 13 Natur- und Landschaftsschutzgebiete angelegt.