Die US-Sängerin Lori Glori hat in den 90er Jahren für DJ Bobo Songs gesungen (u.a. There is a party, Let the dream come true), wurde dafür aber nie angemessen honoriert. Ihre Stimme taucht bis heute in einigen dieser Songs auf, aber sie selbst hat nie mit DJ Bobo auf der Bühne gestanden, stattdessen haben andere weiße Frauen zu ihrer Stimme Playback gesungen, das ist heute auch noch der Fall.
Die ganze Geschichte in der Einhundert von Deutschlandfunk Nova.
Darum geht es im Detail
Lori Glori ist Sängerin und in den 90er Jahren erfolgreich - zur Eurodancezeit. Ihre erste Soloplatte erscheint 1992, zwei Jahre später startet sie mit der Band Intermission durch. Mit dem Song "Six Days" schafft sie es auf Platz 20 der deutschen Charts. Im Sommer 1994 wird Lori zum Megadance-Festival eingeladen. Dort treten auch die großen Stars der Eurodance-Szene auf: DJ Bobo und Dr. Alban. Lori erinnert sich noch gut an ihren Auftritt beim Megadance-Festival, wie die Fans sie feiern und "Zugabe" rufen.
"It was like a sea of lovely, beautiful people with so much happiness and joy in their eyes. You can tell how much they love the music and how much they loved me"
Als sie die Bühne verlässt kommt ihr der nächste Showact entgegen - DJ Bobo. Der hat zu der Zeit seine ersten großen Hits - Songs wie "Somebody dance with me" und "Keep on Dancing". Nach dem Megadance-Festival kommt es dann zur Zusammenarbeit zwischen Lori Glori und DJ Bobo. Lori erinnert sich, dass er ihr sagt, dass er neue Songs fertig habe und dafür eine Frauenstimme suche. Er würde gerne Testaufnahmen machen mit ihr und zwei weiteren Sängerinnen.
Lori kooperiert mit DJ Bobo
Für Lori ist sofort klar, dass sie mitmacht und etwas später fährt sie dann nach Northeim in Niedersachsen und trifft dort DJ Bobo und sein Team. Sie geht in ein Studio und nimmt mehrere Songs auf, darunter "Let the dream come true" und "There is a party". Lori erinnert sich daran, wie sie danach 10.000 DM bar auf die Hand bekommt und ein deutsches Schriftstück unterzeichnet.
"That was just for the beginning, you know. If he uses me, then we will negotiate percentage and stuff like that and of course I would get points, and royalties and performing it and all that."
Lori hofft, nachher am Erfolg der Songs beteiligt zu werden
Nach Loris Erinnerung vereinbaren sie mündlich Folgendes: Wenn DJ Bobo sich für ihre Stimme entscheidet, dann gibt er ihr Bescheid und sie sprechen über ihre finanzielle Beteiligung am Erfolg der Songs. So kennt sie das auch von ihren bisherigen Produktionen. Und laut Lori versichert DJ Bobo ihr außerdem, dass sie die Songs dann mit ihm zusammen auf der Bühne performt.
Wir haben auch bei DJ Bobo angefragt und um Stellungnahme gebeten, aber er hat nicht geantwortet. Was die beiden also genau mündlich besprochen haben, lässt sich heute, fast 30 Jahre später, nicht mehr aufklären. Das alles wird dann später Gegenstand eines Rechtsstreits, den Lori gegen DJ Bobo führt.
DJ Bobo verwendet Loris Stimme tatsächlich in seinen Songs. Lori erfährt davon, als sie 1994 per Zufall das Video zu "Let the dream come true" bei MTV sieht, und darin ihre eigene Stimme hört. Der Song schafft es dann auf Platz 4 der deutschen Charts und es erscheinen weitere Songs mit Loris Stimme, die ebenfalls erfolgreich werden.
Weiße Backgroundtänzerinnen singen Playback zu Loris StimmeLori wird aber anfangs nicht einmal in den Credits zu den Songs genannt, sie kommt nur in der Danksagung im Albumbooklet vor. Später wird sie dann zwar in die Credits aufgenommen, doch finanziell hat das keine Konsequenzen für sie und künstlerisch auch nicht: Auf der Bühne bewegen weiße Backgroundtänzerinnen ihre Lippen synchron zu Loris Gesangsparts.
Loris Klage wird abgewiesen
Für Lori ist das alles eine riesige Enttäuschung - auch heute noch. Sie verklagt DJ Bobo, will erreichen, dass er die Songs mit ihrer Stimme nicht mehr ohne sie auf der Bühne durch andere Sängerinnen aufführen darf. Das Gericht weist Loris Klage im Jahr 2000 ab. Im Urteil heißt es, sie habe ein branchenübliches Papier unterschrieben und damit offiziell ihre Rechte abgetreten. Für Lori geht es nach der Zusammenarbeit mit DJ Bobo und dem Gerichtsprozess bergab, an ihre alten Erfolge als Sängerin kann sie nicht mehr anknüpfen und auch privat läuft es für sie eine ganze Weile nicht gut.
"I just forgot I had a voice."
Lori nach dem Gerichtsprozess
Die ganze Geschichte mit allen Details zum Gerichtsprozess und dem Schriftstück, das Lori bei ihrer Zusammenarbeit mit DJ Bobo unterzeichnet hat, hört ihr hier oder im Podcast.
Autorin und Soundgestaltung: Vivien Schütz
Redaktion: Nilofar Elhami, Julia Rosch, Taiina Grünzig
Technik: Alexander Stojanoff
Danke auch an Benjamin Zimmermann, Ulla Pageler, Stefanie Popko und Ann Katrin Isermeyer aus unserem Justiziariat, die uns bei dieser Geschichte juristisch unterstützt haben.
Danke ebenfalls an die Theaterkünstlerin Joana Tischkau, die uns auf Loris Geschichte aufmerksam gemacht hat und Valentin Ade für die Hilfe bei der Suche nach Archivmaterial.
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