Der zehnte kulturpolitische Bundeskongress stand unter dem Titel „Kultur.Macht.Heimaten. Heimat als kulturpolitische Herausforderung". Rund 400 Referenten und Teilnehmer waren jüngst nach Berlin gereist, um über die Heimat als kulturpolitische Aufgabe zu diskutieren, darunter auch Peter Henze aus Asendorf-Arbste. Er stellte die Arbeit, Konzepte und Visionen des Vereins „Land & Kunst" vor, dessen Geschäftsführer er ist.
Wie kam es zu der Teilnahme an dem Kongress?
Ich habe den Verein, die kulturpolitische Gesellschaft, vor 40 Jahren mitgegründet und bin dort Mitglied. Die kulturpolitische Gesellschaft kennt meine Arbeit.
Der Titel des Kongresses lautete „Kultur.Macht.Heimaten" - wie passen diese Begriffe zusammen?
Heimat ist ein Begriff, den es in kaum einer Sprache dieser Welt so gibt. Es ist ein typisch deutscher Begriff. Die kulturpolitische Gesellschaft wählte im Titel das Wort „Heimaten", eine Pluralform, die es eigentlich so nicht gibt. Ein schöner Begriff. Denn wir haben schon lange viele Nationen in diesem Land, wie auch in anderen Ländern. Und jeder bringt ein Stück eigene Heimat mit. Heimat ist für viele Leute etwas ganz Unterschiedliches: Manche lieben ihre Familie, manche ihren Garten. Und es gibt noch 35 andere Definition. Der eigene Heimatbegriff wird aber dann zu einer Machtmöglichkeit, wenn ich beispielsweise sage: Ich bin Deutscher und wer nicht so ist, wie ich, soll nach Hause gehen. Zum Thema „Kultur": Vielmehr müssten aber Geschichten erzählt werden, die dem entgegenwirken.
Das Forum, in dem Sie zu Wort kamen, trug den Titel „Heimat(er)finder in utopischen Räumen" - was ging Ihnen bei diesem Thema durch den Kopf?
Ein Aspekt ist sicher, dass es ein Wunsch ist, verschiedene Identitäten, die „Heimaten", friedlich zu leben. Die Frage ist: Wie können wir das, was andere mitbringen, als Geschenk empfinden? Wir haben eine Globalisierung und es wird Zeit, dass diese sich nicht nur im wirtschaftlichen Wettbewerb realisiert, sondern auch kulturell unter den Menschen ein wenig fruchtbarer wird.
Welche Themen sind während des Forums diskutiert worden?
Es ging immer um „Heimat". Gefährlich wird es dann, fanden wir alle, wenn Heimat mit einem Besitz- oder Hegemonieanspruch beginnt. Denn dann befinde ich mich automatisch in Gegnerschaft zu anderen. Die Diskussion berührte auch die Themen Integration und Inklusion.
Welches Gespräch abseits des Forums ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Das Gespräch mit zwei „Fridays for Future"-Vertretern aus Hamburg und einer Frau vom Hambacher Forst. Das sind sehr mutige Leute. Ich empfand sie als klar und klug, und überhaupt nicht militant. Sie sind radikal, sie sind stark, sie lassen sich nicht vereinnahmen. Das Allerbeeindruckenste war: Die Leute aus Hamburg sagten, für sie sei Heimat der Planet. Und das Besondere an dem Kongress war, einerseits waren Politiker eingeladen, andererseits auch viele Leute aus Initiativen sowie solche aus dem Hambacher Forst und von den „Fridays for Futures"-Bewegungen.
Was heißt Heimat für Sie?
Ich habe einen Beruf, Schauspieler, erlernt, in dem ich „Heimaten" begegnete. Denn gerade im Theater haben auch schon vor 40 Jahren viele Nationen gearbeitet. Auch der Kongress war für mich ein Stück Heimat, kulturell und intellektuell.
Der Präsident der kulturpolitischen Gesellschaft, Dr. Tobias J. Knoblich, sagte: „Wir wollen mit unserem Kongress zeigen, dass Heimat auch ein Zukunfts- und Hoffnungsbegriff ist, der den Menschen Mut machen kann, die Aufgaben der nächsten Jahrzehnte mit Zuversicht anzupacken." Inwiefern teilen Sie diese Meinung?
Es geht nicht anders. Ich denke, dass das Sprechen über Heimat, über das Zuhause, über die Liebe zu etwas das Miteinander der Menschheit auf diesem Planeten fördern kann. Denn Vielfältigkeit ist ein Prinzip der Evolution.
Der Kongress:
Der kulturpolitische Bundeskongress, den die kulturpolitische Gesellschaft mit Sitz in Bonn und die Bundeszentrale für politische Bildung (bpd, Bonn) nun schon zum zehnten Mal veranstalteten, findet seit 2001 statt und behandelt im zweijährigen Rhythmus kulturpolitisch relevante Themen. In diesem Jahr trug er den Titel „Kultur.Macht.Heimaten. Heimat als kulturpolitische Herausforderung". Es nahmen daran unter anderem Monika Grütters, Staatsministerin und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und Michelle Müntefering, Staatsministerin im Auswärtigen Amt und dort zuständig für internationale Kulturpolitik, teil. Weitere Infos finden sich unter: www.kupoge.de