Lange mied Mario Monti die Öffentlichkeit, zu verhasst waren seine Sparreformen in der Finanzkrise. Doch nun meldet sich der Ex-Regierungschef Italiens zurück - mit einer Mahnung an sein Land. Und einer heiklen Forderung an Deutschland.
An der Wand lehnt das gerahmte Cover des „Time"-Magazins vom Februar 2012 mit Montis Konterfei und der Frage: „Kann dieser Mann Europa retten?" Im Gespräch zeigt sich, dass der frühere EU-Kommissar noch derselbe ist: ein überzeugter Europäer, der die Interessen Italiens im Herzen trägt.
WELT: Herr Monti, Sie haben Italien als Ministerpräsident aus der Finanzkrise geführt, heute steht das Land erneut am Rand des Abgrunds, in den es die Euro-Zone mit hineinreißen könnte. Wie konnte es so schnell wieder dazu kommen?
Mario Monti: Als Folge der Finanzkrise 2011 hat Italien mehr als die meisten Länder getan und hart gearbeitet, um seinen Haushalt zu konsolidieren. Wir waren dann auch das einzige Land in Südeuropa, das die Krise überstanden hat, ohne um Unterstützung von der EU oder vom IWF zu bitten. Wir waren im Frühjahr 2013 auch gemeinsam mit Frankreich die ersten Südeuropäer, deren Verfahren wegen Überschreitung der Defizitgrenze eingestellt wurden.
WELT: Die Entwarnung kam zu früh.