Seine Wurzeln stecken noch in einem Erdklumpen vom ecuadorianischen Festland, als der erste Rote Chinarindenbaum vor etwa 80 Jahren die Galapagosinseln erreicht. Zwei Landwirte haben den Ableger mitgebracht, um ihn auf Farmen auf Santa Cruz, der zweitgrößten Insel des Galapagos-Archipels, einzupflanzen. Aus dem Chinarindenbaum gewinnt man Chinin, ein Mittel, das unter anderem gegen Malaria eingesetzt wird.
Die Männer dachten nur ans Geschäft, nicht an die Folgen. Hätten sie geahnt, was sie mit ihrem Mitbringsel anrichten würden - vielleicht hätten sie es auf dem Festland gelassen. Sie wussten nicht, dass sich Cinchona pubescens, wie der botanische Name des Roten Chinarindenbaums lautet, von ihren Feldern aus nahezu unaufhaltsam auf der Insel ausbreiten würde.
Der Rote Chinarindenbaum gehört zur Gattung der Chinarindenbäume und ist heute von der Global Invasive Species Database (GISD) unter den 100 invasivsten Arten der Welt gelistet. Damit ist er ein Beispiel dafür, wie von Menschen eingeführte oder versehentlich eingeschleppte Spezies - in der Fachwelt Neobionten genannt - das fragile Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen können.
Auch auf den Galapagosinseln hat er die zum Teil endemische, also einzigartige, Pflanzenwelt unumkehrbar verändert. Jahrzehntelang suchten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nach Lösungen, um den Chinarindenbaum auf Santa Cruz wieder loszuwerden. Dass der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass ausgerechnet ein zweiter invasiver Eindringling ihnen helfen würde, die Baumplage zu beenden, damit hätten sie nicht gerechnet.