In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie monatlich auf die Seite legen. Hier berichtet Philip Plan, der 40 Jahre alt ist und als Pyrotechniker und Feuerwerksveranstalter arbeitet.
Beruf: Ich bin Pyrotechniker und Fachhändler für Feuerwerkskörper. Ich verkaufe also in meinem Laden, Götterfunken Feuerwerke in München, Raketen, Bengalos und Rauchbomben. Und ich zünde selbst Feuerwerke, beispielsweise bei Hochzeiten. Das passiert dann nicht mit dem Streichholz, sondern ich stehe in Schutzkleidung an meiner Zündanlage und starte mit laufender Stoppuhr in genau abgestimmter Reihenfolge die einzelnen Stufen des Feuerwerks. Manche Paare wollen sich auch vor einem brennenden Herzen mit Leuchtfontänen fotografieren lassen und buchen das bei mir.
Außerdem
habe ich mich zum Sprengtechniker für Film und Fernsehen weitergebildet.
Da lernt man beispielsweise, wie man einen Lastwagen bei einem Actionfilm
mit Plastiksprengstoff in die Luft jagt. Leider hatte ich dafür aber bislang noch
keinen Auftrag, weil ich meinen Abschluss in der Pandemie gemacht habe und es
seitdem noch nicht so viele Dreharbeiten gab.
Die
Pandemie ist auch der Grund, warum ich neben dem Feuerwerksverkauf einen
Fachhandel für Wein betreibe. Meinen Laden für Pyrotechnikartikel habe ich im
Oktober 2019 eröffnet. Kurz nach dem ersten guten Silvestergeschäft hätte ich
den Laden im Lockdown schon wieder schließen müssen. Da kam ich auf eine Idee:
Ich meldete einen Weinhandel
an und verkaufte Wein eines befreundeten Winzers. So konnte ich den Laden offenhalten und auch weiterhin Feuerwerk anbieten.
Diese Kombination passt auch jetzt noch gut. Wer nach einem Feuerwerk für die anstehende Party sucht, ist vielleicht auch an der einen oder anderen Flasche guten Sekts interessiert. Mit dem Weinhandel habe ich ein geregelteres Einkommen, weil der Absatz von Pyrotechnik übers Jahr gesehen deutlich schwankt: Natürlich mache ich damit an den letzten drei Tagen des Jahres am meisten Umsatz.
Doch
auch während des Jahres gibt es einige Gruppen, die bei mir einkaufen, weil es dann
keine Feuerwerksartikel im Supermarkt gibt. Beispielsweise Teenager, die
erstmals ein Jugendfeuerwerk kaufen dürfen, aber auch Fotografen und
Fußballfans, die sich mit Bengalfackeln eindecken. Im November kommen viele
Menschen aus Indien zu mir, weil das hinduistische Lichterfest Diwali
stattfindet. Selbst aus Österreich reisen Käufer an, die Fackeln oder Rauch für
ihre traditionellen Perchtenläufe brauchen.
Deshalb machen mir die ständigen Diskussionen, ob Feuerwerk verboten werden sollte, auch Sorgen. Und ja, teilweise macht mich das sogar wütend. Ich finde, dass die meisten Argumente an den Haaren herbeigezogen sind, und viele von ihnen beruhen auf falschen oder irreführenden Zahlen.
Ausbildung: Die Leidenschaft fürs Feuerwerk habe ich schon ziemlich lange. Als ich mit ungefähr 15 Jahren alt genug war, um das erste eigene Feuerwerk zu kaufen, ging das los. Bis heute zünde ich jedes Jahr ein großes Feuerwerk an Silvester, sehr zur Freude der gesamten Nachbarschaft. An Silvester genießen alle die Show.
Früher habe ich in ganz anderen Bereichen gearbeitet: Das Gymnasium verließ ich frühzeitig, weil ich eine handwerkliche Ausbildung machen wollte. Dabei holte ich dann auch die Mittlere Reife nach. Die Ausbildung habe ich bei einer Firma für Modell- und Prototypenbau gemacht. Wir produzierten zum Beispiel Modelle für Autobauer, die erst schuhkartongroß waren und im Laufe des Entwicklungsprozesses bis zur Originalgröße weiterbearbeitet wurden. Von Handys über Wasserhähne bis hin zum Cockpit des Eurofighters waren alle möglichen Prototypen dabei.
Dann bin ich im Wachdienst untergekommen und wechselte nach einiger Zeit zu Gebäudemanagement und -technik. Danach war ich mehr als zehn Jahre lang für größere Immobilien verantwortlich, bis meine Frau und ich unser Kind bekommen haben. Meine Frau ist selbstständig und hatte viel zu tun, deshalb habe ich Elternzeit genommen und mich ums Kind gekümmert. Danach wollte ich in Teilzeit arbeiten und es mit dem Feuerwerk probieren.
Es gibt keine dreijährige Ausbildung zum Pyrotechniker, sondern man macht eine Reihe von Fortbildungen. Ich beispielsweise habe an vier Wochenenden bei einer Firma für professionelle Feuerwerke mitgeholfen, um Praxiserfahrung zu sammeln. Für diese Fortbildungen habe ich rund 5.000 Euro gezahlt. Anschließend macht man eine sechstägige Schulung mit theoretischer und praktischer Prüfung. Da geht es um die Feinheiten des Sprengstoffgesetzes, man lernt viel über Arbeitsschutz und Feuerwerkseffekte. Nach einem Gesundheitscheck und einer Unbedenklichkeitsprüfung bekommt man die entsprechende Erlaubnis, Feuerwerk zu verkaufen.
Arbeitszeit: Mein Geschäft hat von Mittwoch bis Samstag geöffnet. Montags und dienstags bin ich viel bei meiner Familie und sortiere neue Lieferungen ins Lager. Und dann kommen natürlich die Events dazu, bei denen ich für ein Feuerwerk gebucht bin. Die sind meist am Wochenende oder abends, unregelmäßig. Im Schnitt komme ich ungefähr auf eine 40-Stunden-Woche.
Meine Einnahmen
Brutto: Eine klassische Brutto-Netto-Rechnung ist bei Selbstständigen wie mir nicht ganz einfach, weil der Verdienst oft schwankt. Reich werde ich mit meinem Laden nicht. Im Gegenteil, er rechnet sich eigentlich nur, weil ich vor einigen Jahren mehrere Immobilien geerbt habe, darunter auch diesen Geschäftsraum. Erst habe ich versucht, ihn zu verkaufen. Das war aber während der Pandemie nicht einfach. Jetzt ist das mein Glück, weil ich mir sonst die Miete in einer so zentralen Lage nicht leisten könnte.
Geschätzt bewegt sich der Umsatz des Ladens irgendwo zwischen 3.000 und 5.000 Euro im Monat. In schlechten Monaten sogar weniger. Dafür kommt aber durch die Feuerwerke, die ich veranstalte, wieder Geld hinzu. Insgesamt habe ich immer mindestens 3.000 Euro brutto im Monat.
Netto: Abzüglich aller Betriebsausgaben und nach Steuern bleiben mir aktuell zwischen 1.000 und 1.500 Euro übrig. Deshalb könnte ich eine Ladenmiete nicht stemmen.
Sonstige Einnahmen: Mit den Immobilien, die ich geerbt habe, nehme ich aktuell nicht wahnsinnig viel Geld ein. Mit einem Teil davon zahle ich den Kredit für unser Haus ab. Das haben wir 2012 für gut 600.000 Euro gekauft. Auch die Unterhaltskosten der Immobilien und Steuerabzüge sind recht hoch. Trotzdem kommt Geld dazu, sodass ich pro Monat rund 2.500 Euro zur Verfügung habe. Außerdem verdient meine Frau als Selbstständige mehr als ich. Zusammen kommen wir auf ein gemeinsames Haushaltseinkommen von rund 7.000 Euro.
Wie mich die Inflation betrifft: Natürlich haben wir die Inflation bei den Lebensmittel- und Heizkostenpreisen gemerkt. Wir besitzen glücklicherweise einen Kachelofen. Kurz vor dem Krieg in der Ukraine hatte ich eine ganze Menge Holz gekauft, damit konnten wir die Kältespitzen gut abfangen. Trotzdem habe ich bei der letzten Heizungsabrechnung ordentlich geschluckt.
Und auch im Geschäft bemerke ich die Preissteigerungen. Durch Corona, vor allem aber durch den Krieg sind die Preise für Feuerwerkskörper gestiegen. Das wirkt sich natürlich auf meine Betriebskosten aus. Und dann kommt für mich als Ladeninhaber hinzu, dass meine Kundschaft durch die Inflation zurückhaltender ist. Ich merke schon, dass an Feuerwerkskörpern gern auch mal gespart wird.
Meine Ausgaben
Wohnen: Mit meinen Immobilien als Sicherheit konnten wir einen Kredit aufnehmen, mit dem wir uns das Haus am Stadtrand von München gekauft haben. Das war nur durch das Erbe möglich. Jetzt leben wir auf rund 120 Quadratmetern Wohnfläche plus Garten. Wir zahlen also keine Miete, müssen aber den Kredit zurückzahlen. Rechnet man Strom, Wasser und Heizkosten dazu, kostet uns das Haus rund 2.500 Euro im Monat.
Lebensmittel: Bei einer Familie mit Kind gibt man sicherlich 150 Euro pro Woche für Lebensmittel aus. Das liegt auch daran, dass wir aktuell fast nur zu Hause essen. Früher sind wir auch zwei- bis dreimal im Monat ins Restaurant gegangen oder haben uns etwas liefern lassen. Aktuell bin ich auf einer strikten Diät, weil ich deutlich übergewichtig war und mich nicht mehr wohl gefühlt habe. Also versuche ich, weniger zu essen und abzunehmen. Deshalb kochen wir aktuell fast nur zu Hause und versuchen, uns möglichst gesund zu ernähren. Für Lebensmittel kommen so monatlich Ausgaben in Höhe von 650 Euro zusammen.
Hygieneprodukte: Bis auf eine Ausnahme gebe ich wenig Geld dafür aus. Außer Deo, Rasierklingen, Duschgel und Zahnpasta brauche ich nur wenig. Allerdings kaufen meine Frau und ich einmal im Jahr bei einer Parfümerie in Südtirol ein. Dafür gehen dann 300 bis 400 Euro pro Person drauf. Insgesamt gibt meine Frau wohl ein bisschen mehr für Hygieneprodukte aus als ich. Zusammen kommen wir wahrscheinlich auf einen Schnitt von rund 90 Euro im Monat.
Kleidung: Unser Kind ist in der Wachstumsphase, da kauft man ständig neue Kleidung. Zwischen 60 und 100 Euro geben wir alleine dafür im Monat aus. Ich selbst war klamottenmäßig eigentlich immer sehr genügsam: Drei Jeans, fünf T-Shirts und fünf Hemden sind genug. Durch die Diät ist das jetzt mehr geworden, weil ich quasi meine ganze Garderobe neu kaufen musste. Meine Frau dagegen ist noch immer eher zurückhaltend. Zusammen geben wir im Schnitt rund 120 Euro für Kleidung aus.
Telefon und Internet: Unser Internetanschluss zu Hause kostet 26 Euro. Sowohl meine Frau als auch ich haben keinen Handyvertrag, sondern automatisch nachladende Prepaidkarten. Weil ich viel unterwegs bin und im Auto Musik streame, gebe ich durch den Datenverbrauch etwas mehr aus als sie. Bei mir sind es rund 20 Euro, bei ihr eher zehn. So kommen wir auf 56 Euro im Monat.
Abonnements: Für mein Musikstreaming habe ich jeweils einen Account bei Spotify und bei Amazon Music. Das sind jeweils elf Euro. Für unser Heimkino im Keller haben wir zudem einen Netflix-Account, der noch einmal 13 Euro kostet, und ein Joyn-Abo für sieben Euro. Zusammen sind es also 42 Euro monatlich.
Mobilität: Sowohl ich als auch meine Frau haben ein Auto, das wir für die meisten Fahrten nutzen. Versicherung, Kfz-Steuer und Benzin dürften bei mir rund 500 Euro monatlich ausmachen, weil ich viel unterwegs bin. Bei meiner Frau ist das weniger, ich schätze rund 200 Euro. Zusammen kommen wir dann auf 700 Euro.
Freizeit: Im Sommer laden wir gern Freunde zum Grillen ein. Vor der Ladeneröffnung war ich regelmäßig angeln, aber mit Kind und Geschäft ist dafür aktuell keine Zeit. Kostspieliger ist eigentlich nur unsere Hündin. Für sie haben wir eine Hundehalterhaftpflichtversicherung. Für viele überraschend, kaufen wir kein Hundefutter, weil wir für das Tier frisch kochen: Hühnchen mit Reis und Suppengemüse ist gesünder als das fertig verpackte Hundefutter. Meine Frau kennt das aus ihrer Jugend schon so und auch wir wollten wissen, was wir dem Tier zu fressen vorsetzen. Rund 50 Euro pro Monat geben wir für den Hund aus, schätze ich.
Reisen: Solange unser Kind noch mit dabei ist, versuchen wir, möglichst viel zu reisen. Das ist es mir auch wert, dann müssen meine Kunden akzeptieren, dass ich nicht erreichbar bin. Ostern, Pfingsten und zwei Wochen Sommerferien sind auf jeden Fall eingeplant. Im Dezember geht's dagegen nicht, weil dann der Silvesterverkauf ansteht. Was die Ziele angeht, sind wir flexibel: Wir sind schon nach Thailand geflogen und haben dort im Hotel gewohnt. In der Türkei sind wir bei Bekannten untergekommen und mussten nur den Flug bezahlen. Wir fahren auch zum Camping nach Kroatien oder nach Italien. Im vergangenen Jahr haben wir ungefähr 15.000 Euro für Urlaube ausgegeben, das macht im Monatsdurchschnitt 1.250 Euro.
Versicherungen: Für unser Haus haben wir eine Gebäudeversicherung, das sind ungefähr 200 Euro im Jahr, also rund 17 Euro im Monat. Hinzu kommt noch die Haftpflichtversicherung für uns als Familie, das macht noch einmal rund zehn Euro. Insgesamt kosten uns Versicherungen damit etwa 27 Euro im Monat, wir haben nur die nötigsten. Bei meinem Beruf wäre eine Berufsunfähigkeitsversicherung wahrscheinlich nicht zu bezahlen. Für die Versicherungen ist er riskant.
Sparen
und Investitionen: Wir
geben ziemlich viel für Reparaturen am Haus und in den Immobilien oder
für Investitionen im Laden aus. Da bleibt wenig zum Sparen übrig. Im
vergangenen Jahr konnte ich durch zwei kostenintensive Sanierungen
gar kein Geld zurücklegen. Gleichzeitig bieten die Immobilien eine
große Sicherheit, weil man dadurch an Kapital käme, wenn nötig.
Was am Ende übrig bleibt: Stellt man unser Einkommen und unsere Ausgaben gegenüber, bleiben pro Monat rechnerisch 1.500 Euro übrig. Realistisch passiert das bei zwei Selbstständigen aber so gut wie nie. Trotzdem kommen wir gut über die Runden. Ich kann mir keinen Maserati leisten, aber natürlich sind unsere Urlaube Luxus. Und wenn die Waschmaschine oder das Sofa kaputtgehen, ist das kein Problem.