In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie in Zeiten hoher Inflation zurücklegen können. Hier berichtet Chloe Darvich*, die 31 Jahre alt ist und als Fachinformatikerin arbeitet.
Beruf: Ich bin Fachinformatikerin für Systemintegration. Konkret kümmere ich mich um die Installation und Verwaltung von IT-Systemen. Meine zwei großen Aufgabenbereiche: Patch-Management und Automation. Patch-Management bedeutet, dass wir Software-Updates installieren. Am ehesten kann man sich das vorstellen wie die Updates des Betriebssystems am eigenen Computer, die man einmal im Monat erledigen soll. Nur machen wir das eben als Dienstleister für die Server einer ganzen Firma. Wir arbeiten also mit den IT-Abteilungen diverser Unternehmen zusammen, meistens sind das Mittelständler wie Zeitarbeitsfirmen oder Zulieferer der Autobranche. Wir installieren die Aktualisierungen über Nacht, um tagsüber nicht deren Betrieb zu stören. Bei der Automation geht es darum, Abläufe, Prozesse oder Systeme mithilfe von Programmen zu automatisieren. In Zukunft soll das alles also möglichst selbstständig ablaufen.
Ich bin schon seit 2011 in der Firma und wollte früh Verantwortung
übernehmen. Das habe ich in Mitarbeiterinnengesprächen auch immer so
kommuniziert. Nach einer Fortbildung übernahm ich 2018 eine Stelle als
stellvertretende Leiterin eines achtköpfigen Teams. Zwei Jahre später
verließ mein damaliger Chef die Firma, und ich wechselte auf seine
Position. Allerdings hat das Unternehmen dann Insolvenz angemeldet. Das
war ein kleiner Schock. Wir wurden aufgekauft und die Teams neu
strukturiert. Seitdem bin ich keine Chefin mehr, das ist aber okay für
mich. Ich kam zwar zurecht, habe aber gemerkt, dass Teamführung doch
nicht ganz meine Sache ist: Ich bin eher Technikerin, das liegt mir
mehr, als Mitarbeitende zu betreuen.
Ausbildung: 2009 habe ich die Realschule abgeschlossen.
Da wusste ich schon, dass ich in die IT gehen möchte: Ich habe schon
früh an Computern herumgeschraubt und gelernt, was es hinter der
Benutzeroberfläche gibt. Ziemlich schnell kamen Freunde dann mit allen
möglichen Computerfragen zu mir. Nach der Realschule wechselte ich auf
eine weiterführende Schule, die habe ich aber nicht abgeschlossen. Meine
Noten waren nicht gut genug und an die Uni wollte ich sowieso nicht.
2011 begann ich in meiner jetzigen Firma eine Ausbildung zur
Fachinformatikerin.
Arbeitszeit: Bei uns gibt es eine Gleitzeitregelung:
Wir können unsere Arbeitszeit zwischen 7 Uhr morgens und 20 Uhr abends
ableisten. Ich fange meistens erst gegen 10 an, weil ich eine Nachteule
bin. Spätestens um 19 Uhr ist dann Schluss. Vertraglich habe ich eine
40-Stunden-Woche, real arbeite ich wahrscheinlich etwas weniger. Rund
die Hälfte der Tage verbringe ich im Büro, den Rest kann ich gut von zu
Hause erledigen.
Meine Einnahmen
Bruttoeinkommen: Vor Steuern verdiene ich rund 5.100 Euro pro Monat.
Nettoeinkommen: Davon bleiben mir netto rund 3.200 Euro.
Sonstiges: Vor einigen Jahren habe ich ein Stück Land geerbt, das ich verpachte. Dadurch kommen noch einmal 680 Euro pro Jahr dazu. Mein monatliches Haushaltseinkommen liegt damit bei etwa 3.255 Euro.
Wie mich die Inflation betrifft: Ich merke die Inflation relativ stark. Ich kaufe kaum auf Vorrat ein, sondern hole mir jeden Abend, was ich gerade brauche. Dadurch war ich den Schwankungen relativ direkt ausgesetzt und habe schon gemerkt, dass ich teilweise statt sechs Euro plötzlich zehn Euro pro Abend ausgeben musste. Allerdings ist mein Gehalt hoch genug, sodass ich auf nichts verzichten brauche.
Meine Ausgaben
Wohnen: Ich lebe auf dem Land, deshalb wohne ich relativ günstig. Aktuell habe ich 87 Quadratmeter, für meine Dreizimmerwohnung zahle ich 640 Euro warm. In der Umgebung haben die Preise ziemlich angezogen, aber mein Vermieter hat meine Miete seit dem Einzug 2017 glücklicherweise noch nicht erhöht. Für Strom kommen im Schnitt noch einmal rund 75 Euro hinzu. Das schwankt etwas, weil mein Tarif dynamisch ist. Diese Tarife rechnen den Verbrauch stündlich ab. Im Winter zum Beispiel ist der Strom nachts günstiger als tagsüber, dementsprechend ist es sinnvoll, wenn ich mein E-Auto zu dieser Jahreszeit über Nacht lade. Im Sommer ist er mittags am billigsten, wenn gerade viel über Fotovoltaik ins Netz eingespeist wird. Inklusive Strom lande ich somit bei etwa 715 Euro Wohnkosten im Monat.
Ich plane, mir in der Nähe meiner Familie ein Haus zu bauen. Ein Grundstück dafür habe ich schon 2021 gekauft. Dann muss ich zwar weiter zur Arbeit pendeln, aber bekomme mehr vom Familienleben mit. Das ist es mir wert. Im Moment plane ich mit 150 Quadratmetern und einem Zimmer mehr, damit ich Hobbys und Arbeit besser trennen kann. Dort könnte ich meinen Gaming-Computer und meine Spielekonsole aufstellen und hätte trotzdem Platz, um ein bisschen handwerklich zu arbeiten, ohne aus Versehen meinen Arbeitslaptop festzulöten. Die Finanzierung ist aber noch nicht abschließend geklärt. Aktuell bezahle ich noch mein Auto ab. Diesen Kredit will ich zurückzahlen, bevor ich das Haus angehe. Weil ich jemanden aus der Branche kenne, hoffe ich trotzdem, dass mein Fertighaus relativ schnell steht und ich noch 2024 einziehen kann.
Lebensmittel: Ich koche so gut wie nie selbst. Meistens gehe ich auf dem Heimweg nach der Arbeit zum Supermarkt und kaufe dort ein Fertiggericht oder ein belegtes Brot beim Bäcker. Inklusive Getränke komme ich so auf 150 Euro pro Monat. Bei der Arbeit haben wir mehrmals pro Woche Foodtrucks, dort hole ich mir meist etwas zu Mittag. Die sind gut, aber nicht ganz günstig, sodass noch einmal 300 Euro dazukommen. Außerdem gehe ich abends ein- bis zweimal pro Monat auswärts essen. Am Wochenende besuche ich öfter meine Familie oder bestelle mir etwas. Im Schnitt kommen wohl noch einmal 180 Euro dazu. Insgesamt komme ich dann auf 630 Euro für Lebensmittel.
Hygieneprodukte: Diese Kosten machen bei mir rund 50 Euro im Monat aus. Ich brauche etwas Make-up und sonst vor allem die Basics wie Zahn- und Körperpflegeprodukte. Außergewöhnliches ist eigentlich nicht dabei.
Kleidung: Seit der Laden, in dem ich immer eingekauft habe, geschlossen hat, kaufe ich Kleidung fast nur noch online. Weil ich meine Sachen sehr lange trage, bestelle ich mir nur einmal pro Halbjahr ein paar neue Teile. Meine T-Shirts sehen dann vielleicht ein bisschen ausgewaschen aus, aber das stört mich nicht. Im Schnitt gebe ich im Monat 50 Euro für Kleidung aus.
Telefon und Internet: Mein Internetvertrag kostet mich 30 Euro pro Monat, für mein Smartphone kommen noch einmal 12 Euro dazu. Macht also 42 Euro.
Abonnements: Ich habe einen Spotify-Account, der mich elf Euro monatlich kostet. Für alle weiteren Streamingdienste kenne ich einen Trick: Netflix, Disney+ und YouTube Premium nutze ich über einen türkischen iCloud-Account. Dadurch spare ich viel Geld: Statt rund 80 zahle ich so nur 16 Euro. Zähle ich meine Spotify-Ausgaben dazu, komme ich auf 27 Euro pro Monat. Weitere Abos habe ich nicht.
Versicherungen: Ich habe eine ganze Reihe an Versicherungen. Rechne ich die Kosten für meine Rechtsschutz-, meine Berufsunfähigkeits-, meine Autoversicherung sowie Hausrat und Haftpflicht zusammen, komme ich auf 210 Euro im Monat.
Mobilität: Weil ich ein Elektroauto fahre, habe ich keine Ausgaben für Benzin. Die Stromkosten sind bereits in die Kosten meiner Wohnung eingerechnet. Außerdem ist das Auto relativ neu, sodass bislang noch keine Wartungskosten anfallen. Allerdings habe ich das Auto mithilfe eines Kredits angeschafft, das waren 46.000 Euro. Davon zahle ich im Monat 511 Euro zurück.
Freizeit: Ungefähr zweimal pro Woche gehe ich nach der Arbeit ins Kino. Getränke, Snacks und Tickets zusammen machen rund 80 Euro pro Monat aus. Außerdem bin ich sehr technikbegeistert und gebe viel Geld für Geräte und Gadgets aus. Mal ist es ein Balkonkraftwerk, mal ein eigener Server, dann wieder Grafikkarten. Was das angeht, bin ich sehr impulsiv und kaufe mehr, als nötig wäre. 500 Euro gehen dafür sicherlich pro Monat drauf. Manchmal auch mehr. Zusammengerechnet komme ich so auf mindestens 580 Euro.
Reisen: Dieses Jahr habe ich eine größere Reise gemacht. Im vergangenen Jahr bin ich nur eine Woche lang mit dem Auto durch Deutschland gefahren, diesmal habe ich mir 28 Tage in Japan gegönnt. Fürs Klima ist so eine Reise nicht ideal, das weiß ich. Aber Japan ist ein tolles Land, das wiegt schwerer für mich. Es war eine coole Reise, für Flüge, Hotels, Ferienwohnungen und die Verpflegung habe ich 6.600 Euro ausgegeben. Auf den Monat gerechnet wären das 550 Euro. Allerdings habe ich die Reise komplett von meinen Ersparnissen bezahlt.
Außerdem habe ich einen Wochenendausflug mit meiner Familie gemacht. Mein Anteil an den Kosten lag bei 465 Euro, sodass ich gerundet für 2023 auf monatliche Reisekosten in Höhe von 588 Euro komme.
Sparen und Investitionen: Zusammen mit meinen Geschwistern habe ich 2017 ein Haus geerbt. Weil wir das Haus nicht verkaufen, sondern im Familienbesitz belassen wollten, ließ ich mir meinen Anteil ausbezahlen. Das waren 75.000 Euro. Das heißt, plötzlich hatte ich relativ viel Geld zur Verfügung. Rund 20.000 Euro davon habe ich auf ein Spaßkonto überwiesen und über mehrere Jahre hinweg auf den Kopf gehauen: meine Wohnung möbliert und mir ein Heimkino eingerichtet. Die restlichen 55.000 Euro wollte ich anlegen. Deswegen begann ich, mich mit Investitionsstrategien zu beschäftigen. Zuvor gab ich das Geld, das ich verdiente, einfach aus. Ich habe mich dann eingelesen in ETFs und Kryptowährungen und schrittweise investiert. Da muss man dann dranbleiben, den Markt beobachten, kaufen und verkaufen.
Inzwischen kamen durch ein zweites Erbe noch einmal 120.000 Euro hinzu. Die Hälfte davon habe ich in mein Baugrundstück investiert. Von den restlichen 60.000 legte ich jeweils 25.000 Euro in Aktien und Kryptowährungen an. Was noch übrig war, habe ich für zusätzliche Computerbauteile ausgegeben.
Diese ganzen Investitionen zahlen sich für mich aus: Meine Aktiendepots sind heute rund 100.000 Euro wert, meine Grundstücke 150.000 und die Kryptowährungen 180.000 Euro. Derzeit sind meine Investitionen also 430.000 Euro wert. Aktuell investiere ich noch jeden Monat 200 Euro in einen ETF, und ich lege je 25 Euro für meine Nichte und meinen Neffen an. Pro Monat lege ich zurzeit also 250 Euro an.
Was am Ende übrig bleibt: Betrachtet
man nur meinen Lohn, lebe ich sicherlich über meine Verhältnisse.
Selbst wenn man geringere Reisekosten ansetzt, die mein Urlaubsverhalten
in anderen Jahren viel besser widerspiegeln, ist mein Konto regelmäßig
im Minus. Das kann ich ausgleichen, weil meine Krypto-Investitionen so
gut laufen. Mir fällt es schwer, verlässlich zu haushalten, ohne
Impulskäufe zu machen. Aber zum Glück habe ich genug Ersparnisse.
*Der Name der Protagonistin wurde geändert, ist der Redaktion aber bekannt.