In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie in Zeiten hoher Inflation zurücklegen können. Hier berichtet Thomas Ziegner*, 31, Projektingenieur bei der Deutschen Bahn in München.
Beruf: Ich bin Projektingenieur bei der Deutschen Bahn. Konkret sind mein Team und ich dafür zuständig, die Infrastruktur instand zu halten. Wir bekommen finanzielle Mittel zugeteilt und prüfen aus technischer Sicht, wo Investitionen am dringendsten nötig sind. Wo müssen Oberleitungen erneuert, welche Gleise repariert werden? Entspricht die Sicherheitstechnik dem aktuellen Stand? Bei meinen größten Projekten geht es durchaus auch mal um 30 Millionen Euro. Das dauert dann aber auch mehrere Jahre, bis Planung, Genehmigungsverfahren und Bau abgeschlossen sind.
Mein Arbeitsalltag besteht
größtenteils aus klassischen Tätigkeiten eines Projektleiters: Ich
stimme die Terminpläne mit meinem Team ab, schreibe E-Mails und
telefoniere, etwa mit Vertreterinnen und Vertretern von Kommunen. Mit
ihnen kläre ich beispielsweise, wenn eine Straße gesperrt werden muss.
Je nach Projekt bin ich am Tag mit 25 Leuten im Austausch, diese
Kommunikation macht rund 80 Prozent meiner Arbeitszeit aus. Dazu kommt
der Ingenieursteil: Ich gehe Pläne durch, weil wir die Bauprojekte
planen, ausführen und abnehmen. Manchmal schaue ich mir die Projekte
auch selbst an.
In absehbarer Zeit wird mir die Arbeit nicht ausgehen, weil die Politik die Bahn seit den 1990er-Jahren konsequent kaputtgespart hat. Wir haben zu wenig Leute, umso länger dauert es, all die verpassten Investitionen jetzt nachzuholen. Verständlicherweise sind deswegen nur die wenigsten Kundinnen und Kunden gut auf die Bahn zu sprechen. Wer fährt schon gerne ein halbes Jahr mit dem Schienenersatzverkehr? Ich kann zumindest sagen: Ich arbeite dran, dass sich die Situation verbessert.
Ausbildung: Ich stamme aus einer stark von der Automobilindustrie geprägten Region. Technikinteressiert war ich immer, habe mich aber nicht bewusst fürs Auto entschieden. Trotzdem studierte ich nach dem Abi Maschinenbau und arbeitete nach dem Bachelor bei einem großen Autobauer. Man kann schon sagen, dass ich dann aus Idealismus vom Auto zur Bahn gewechselt bin, vor knapp drei Jahren. Es gab keinen eindrücklichen Aha-Moment, vielmehr war der Grund für mich, dass ich mich immer mehr mit der Klimakrise auseinandergesetzt habe. Weil man im Maschinenbau breit ausgebildet wird, war das kein Problem.
Mit meinem Wissen von heute
hätte ich mich wahrscheinlich schon im Studium in Richtung
Umweltingenieurwesen oder Elektrotechnik orientiert. Das hole ich jetzt
nach: Gerade mache ich eine Fortbildung in diesem Bereich.
Arbeitszeit: Auch wenn die Bahn für Außenstehende wie eine verstaubte Behörde wirkt, ist sie als Arbeitgeber ziemlich modern und flexibel. Seit der Pandemie kann meine Abteilung komplett remote arbeiten. Wir als Team haben allerdings entschieden, uns mindestens einmal in der Woche persönlich zu treffen. Meine Arbeitszeit ist tariflich auf 39 Stunden festgelegt. Ich arbeite trotzdem etwas mehr, im Schnitt wahrscheinlich 45 Stunden in der Woche. Das kommt auf das jeweilige Projekt an. Meist fange ich früh an, so zwischen 7:30 und 8:00 Uhr, um auch früh fertig zu sein. Wenn ich keine Kundentermine habe, könnte ich aber auch mittags loslegen und bis spät in die Nacht arbeiten. Das würde niemanden stören.
Meine Einnahmen
Bruttoeinnahmen: Ich verdiene brutto 5.833 Euro pro Monat.
Nettoeinnahmen: Übrig bleiben mir davon knapp 3.560 Euro netto.
Wie mich die Inflation betrifft: Wenn ich ehrlich bin, betrifft sie mich kaum. Natürlich merke ich, dass die Einkäufe im Supermarkt teurer werden. Bei meinem Gehalt bin ich aber in der glücklichen Lage, mich nicht einschränken zu müssen.
Meine Ausgaben
Miete: Ich wohne mit einem Mitbewohner in einer WG. Unsere Wohnung hat 90 Quadratmeter und liegt relativ zentral. Dementsprechend teuer ist sie auch: Mein Anteil an den Kosten für Miete, Strom und Heizung beträgt 1.000 Euro. Weil wir aber beide viel von zu Hause aus arbeiten, haben wir uns diese Wohnung geleistet.
Lebensmittel: Als ich das zusammengerechnet habe, war ich selbst überrascht, wie viel es ist: Ich gebe jeden Monat rund 600 Euro für Essen aus. Dazu muss man sagen, dass ich ziemlich oft ins Restaurant gehe. Für ungefähr 150 Euro kaufe ich Lebensmittel, die übrigen 450 Euro fließen in Essensbestellungen oder Restaurantbesuche. Und das, obwohl ich eigentlich gerne koche. Aber gerade im Sommer treffe ich mich oft draußen mit Freunden.
Hygieneprodukte: Ich gehe alle drei Monate zum Friseur um die Ecke, der ist nicht teuer. Rechnet man Pflegeprodukte wie Shampoo, Zahnpasta und Deo dazu, komme ich auf 30 Euro monatlich.
Kleidung: Weil ich viel von zu Hause aus arbeite, brauche ich keine große Auswahl an Anzügen. Gelegentlich kaufe ich mir ein neues Hemd, T-Shirt oder Schuhe, sodass ich im Schnitt 100 Euro monatlich für Kleidung ausgebe.
Telefon und Internet: Unser Internetanschluss läuft über die WG. Mein Anteil daran beträgt 20 Euro. Obendrauf kommt mein Handyvertrag, für den ich 30 Euro im Monat zahle. Insgesamt bin ich also bei 50 Euro.
Abonnements: Ich habe Amazon Prime, das Abo kostet auf den Monat heruntergebrochen 7,50 Euro. Außerdem beteilige ich mich an einem Spotify-Familienabo, das sind noch einmal 2,50 Euro. Insgesamt gebe ich also zehn Euro monatlich für Abonnements aus. Andere Abos wie Netflix oder ZEIT ONLINE nutze ich bei anderen mit, ohne selbst dafür zu zahlen.
Mobilität: Ich besitze kein Auto. Gelegentlich nutze ich Carsharing-Angebote, das macht im Monat vielleicht 30 Euro aus. Da geht es meist um Transportfahrten. Mit dem Zug kann ich oft kostenlos fahren: Wir Mitarbeiter bekommen von der Deutschen Bahn 16 kostenlose Tickets für Fernreisen pro Jahr und auch im Nah- und Regionalverkehr gibt es ein verbilligtes Angebot. Damit komme ich gut aus. Wenn ich diese Kosten miteinbeziehe und die Gesamtausgaben für Mobilität auf den Monat herunterrechne, sind es im Schnitt vielleicht 35 Euro.
Freizeit: Für Freizeitvergnügen gebe ich recht viel aus. Ich bin gerne draußen unterwegs und Outdoorkleidung ist teuer. Hinzu kommen Kosten für mein Rennrad und mein Mountainbike, dafür veranschlage ich im Monat 200 Euro. Mir ist es das wert: Mit den Rädern bin ich normalerweise mehrmals pro Woche unterwegs. Die meisten Reparaturen erledige ich selbst, das ist eines meiner größten Hobbys. Für Tickets fürs Kino, für Konzerte, Theater oder Ausstellungen kommen noch einmal 50 Euro hinzu, sodass es insgesamt 250 Euro im Monat sind.
Reisen: Für Urlaube gebe ich im Schnitt 300 Euro pro Monat aus. Ich versuche, wenig zu fliegen und stattdessen den Zug zu nehmen. Für mich ist das auch günstiger. Wenn man allerdings beim Skifahren ist oder eine Tour geht, kommen schnell mal 1.000 Euro für vier Tage zusammen. Außerdem war ich in den vergangenen Jahren immer eine Woche Segeln und bin gerne auch mal für ein verlängertes Wochenende in den Bergen unterwegs.
Versicherungen: Ich habe eigentlich nur eine einzige Versicherung: meine Haftpflicht. Sie kostet mich rund 6,50 Euro im Monat.
Sparen und Investitionen: Ich habe drei Fonds ausgewählt, in die ich jeden Monat insgesamt 600 Euro einzahle. Mit ihnen investiere ich in nachhaltig wirtschaftende Unternehmen, das ist mir wichtig. Dort habe ich derzeit rund 20.000 Euro investiert. Ich will nicht, dass meine Anlagen in fossile Energiegewinnung oder die Waffenindustrie fließen.
Spenden und Mitgliedschaften: Jeden Monat spende ich Geld an die Flüchtlingshilfe, an den BUND und an ein studentisches Wohnheim. Das sind zusammen jeden Monat 30 Euro. Außerdem bin ich Mitglied im Deutschen Alpenverein, da zahle ich auf den Monat heruntergebrochen noch einmal 5,50 Euro. Insgesamt gebe ich also 35,50 für Spenden und Mitgliedsbeiträge aus.
Was am Ende übrig bleibt: Wenn ich alle meine Ausgaben abziehe, bleiben am Monatsende von meinem Gehalt etwas mehr als 500 Euro übrig. Manchmal investiere ich dieses Geld zusätzlich in meine Fonds. Aber es ist gut, einen Puffer zu haben, falls mal die Spülmaschine kaputtgeht. Und um ganz ehrlich zu sein, leiste ich mir manchmal auch einfach ein neues Outdoorgadget. Eine spezielle Uhr oder ein Radcomputer kosten schnell mal mehrere hundert Euro. Das ist teuer und nicht immer nötig, aber aktuell kann ich mir das leisten.
*Der Name wurde geändert, ist der Redaktion aber bekannt.
Original