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Verpackungsingenieurin: "Als Verpackungsingenieurin ist man sehr gefragt"

In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie in Zeiten hoher Inflation zurücklegen können. Hier berichtet Viola Wehrle*, 31, die als Verpackungsingenieurin arbeitet.

Beruf: Ich bin Verpackungsingenieurin bei einem Chemieunternehmen. Wenn ein neues Produkt auf den Markt kommt, braucht es ja eine passende Verpackung. Dann besorge ich mir von Lieferanten Musterpackungen, probiere an den Materialien herum und ermittle so zusammen mit meinem Team, ob und wie man sie nutzen kann. Lässt sich die Verpackung maschinell befüllen oder braucht es dafür eine Person? Das müssen wir mit berücksichtigen, um ein erstes Konzept für eine Verpackung zu erstellen.

Im zweiten Schritt betreue ich die Produktionsversuche in einer Fabrik. Wir schauen uns an, wie sich dort die neuen Materialien verhalten und ob man an ihnen oder den Maschinen noch etwas verändern muss. Und wir prüfen, ob die Verpackung das Produkt beim Transport ausreichend schützt und widerstandsfähig genug ist.

Aber auch bestehende Verpackungen versuchen wir stetig weiterzuentwickeln. Hier ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Kunststoff ist ja mittlerweile sehr verschrien, das versuchen wir deshalb durch ökologischere Materialien zu ersetzen. Das ist ein sehr komplexes Thema: Die Verpackungen müssen oft gesetzliche Hygienestandards erfüllen. Zudem möchten wir kein Greenwashing betreiben und prüfen, ob vermeintlich nachhaltigere Materialien nicht sogar einen schlechteren CO₂-Fußabdruck haben.

Außerdem habe ich immer auch viel administrative Arbeit: Stücklisten schreiben, Artikelnummern hinzufügen und weiterleiten. Nachweisen, ob wir bestimmte Standards einhalten. Das macht sicherlich gut 20 Prozent meiner Arbeitszeit aus. Das stört mich aber nicht, ich mag meinen Beruf, weil er abwechslungsreich ist. Ich habe als Studentin diverse Nebenjobs gehabt: Ich war Verkäuferin in einem Klamottenladen, ich habe bei Obi an der Kasse gejobbt und Regale bei Kaufland eingeräumt. Dadurch habe ich die Vorzüge eines computerlastigen Jobs wie meinem schätzen gelernt.

 Ausbildung: Nach dem Abitur 2008 habe ich ein freiwilliges soziales Jahr gemacht und dann einen Bachelor in Sprachwissenschaften. Das hat mich interessiert, aber die Chancen, davon leben zu können, sind nicht die besten. Als mir eine Freundin vom Studium der Verpackungstechnik vorgeschwärmt hat, war ich interessiert und habe mich am Tag der offenen Hochschule genauer informiert. Dort wurden druck- und verpackungstechnische Prozesse vorgestellt, das fand ich alles interessant. Als Abiturientin hätte ich mir ein Studium in einem technischen Bereich nicht zugetraut, aber bei der Veranstaltung habe ich gesehen, dass das alles machbar ist. 

2013 habe ich mich eingeschrieben, dann zuerst den Bachelor of Engineering gemacht und anschließend einen Master. Im Januar 2019 habe ich meine erste Stelle angetreten. Das war zwei Wochen nach dem Abschluss. Als Verpackungsingenieurin ist man sehr gefragt, selbst jetzt werde ich regelmäßig angeschrieben, ob ich nicht den Job wechseln möchte. Nach einigen Jahren in der ersten Firma bin ich zu meinem jetzigen Unternehmen gewechselt.

Arbeitszeit: Ich habe eine 37,5-Stunden-Wochen, arbeite also 7,5 Stunden am Tag. Meistens fange ich gegen sieben Uhr an. Zu tun gibt es im Moment genug, in der Hochphase eines Projekts arbeite ich auch mal 40 oder 45 Stunden in der Woche. Ich versuche aber, selten Überstunden zu machen. In meiner Abteilung ist es auch üblich, pünktlich zu gehen. Im Schnitt arbeite ich einen Tag in der Woche von zu Hause aus, aber in der Firma bin ich wesentlich effizienter. Zu Hause gibt es zu viel Ablenkung.

Meine Einnahmen

Brutto: Vor Steuern verdiene ich im Monat 5.710 Euro. Dazu kommt ein 13. Gehalt sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Rechnet man das auf den Monat herunter, bekomme ich rund 6.200 Euro brutto.

Netto: Übrig bleiben mir davon im Durchschnitt 3.760 Euro.

Sonstiges: Zusätzlich bekomme ich im Monat 170 Euro von meiner Oma. Das hat sich während des Studiums entwickelt und obwohl ich mittlerweile in Vollzeit arbeite, weigert sie sich, diese Überweisung auszusetzen. Somit habe ich jeden Monat 3.930 Euro zur Verfügung.

Wie mich die Inflation betrifft: Diesen Punkt kann ich schwer einschätzen, weil die steigenden Preise mit dem Wechsel zu meiner neuen Stelle zusammenfallen. Dadurch hatte ich einen deutlichen Gehaltssprung. Mit meinem alten Gehalt hätte ich die Preissteigerungen wahrscheinlich deutlicher gespürt, doch durch das zusätzliche Geld sehe ich zwar, dass ich mehr zahle, aber ich muss mich nicht einschränken.

 

Meine Ausgaben

Wohnen: Ich wohne am Rand einer größeren Stadt in einer 64 Quadratmeter großen Zweizimmerwohnung. Warm zahle ich dafür 820 Euro. Hinzu kommen 55 Euro für den Strom, die Kosten für Warmwasser sind in der Miete bereits enthalten. Insgesamt macht das also 875 Euro. 

Lebensmittel: Für Einkäufe gebe ich jeden Monat 350 Euro aus. Für eine Person ist das relativ viel, aber ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass beispielsweise bei Obst und Gemüse die teureren Sachen einfach besser schmecken. Auch Fleisch kaufe ich nur an der Theke im Supermarkt oder direkt beim Fleischer. Oft bin ich dann entsetzt, wie teuer das ist. Allerdings ist das auch richtig so. Mit diesen Zutaten koche ich viel zu Hause. 

Hinzu kommen rund 100 Euro für die Kantine sowie rund 70 Euro für Restaurantbesuche und Essensbestellungen. Essen lasse ich mir etwa zweimal im Monat liefern. Zusammengerechnet macht das 520 Euro. 

Hygieneprodukte: Im Durchschnitt gebe ich rund 67 Euro pro Monat für Hygieneprodukte aus. Ein relativ großer Teil davon entfällt auf Make-up, ich schätze mal, das sind rund 50 Euro. Ich trage gerne Make-up, dadurch fühle ich mich einfach besser. Ich finde mich schöner, wenn ich Puder, Lidschatten et cetera aufgetragen habe. Manche mögen das oberflächlich finden, aber wenn ich mich gut damit fühle – why not?

Alle vier Monate gehe ich für 40 Euro zum Haareschneiden, das sind monatlich also zehn Euro. Meine Haare färbe ich selbst, das kostet also nichts. Ich nehme die Pille und gebe deshalb monatlich sieben Euro für Verhütungsmittel aus. Der Rest entfällt auf die Basics und eine gelegentliche Massage. 

Kleidung: Ich kaufe relativ viel Kleidung und bin mir bewusst, dass ich sie nicht unbedingt brauche, aber möchte. Zumindest versuche ich, gute Markenprodukte zu kaufen, die dann auch länger halten. Das hat aber seinen Preis. Im Jahresdurchschnitt gebe ich jeden Monat rund 200 Euro für Kleidung aus. Hinzu kommt, dass Kleidung, die ich bei der Arbeit trage, von meinem Arbeitgeber bezahlt wird.

 Telefon und Internet: Für meinen DSL-Anschluss zahle ich 38 Euro im Monat, der Handyvertrag kostet 26 Euro. Das macht zusammen 64 Euro im Monat. 

Abonnements: Mein Netflix-Premiumabo kostet 18 Euro. Das nutzen zwar auch Familie und Freunde, die Kosten trage ich aber allein. Hinzu kommen 7,50 Euro für Amazon Prime, fünf Euro für einen Amazon Prime Channel und 2,50 Euro für einen geteilten Spotify-Account. Inklusive Rundfunkbeitrag komme ich so auf Abokosten in Höhe von rund 51,50 Euro. 

Transport/Mobilität: Ich habe kein Auto und will auch keines haben. Alle Strecken, auf denen das möglich ist, fahre ich mit dem Fahrrad. Für eine Fahrradversicherung zahle ich monatlich 3,35 Euro. Wartungskosten hatte ich bisher keine, weil das Fahrrad noch ziemlich neu ist. Außerdem habe ich eine Bahncard 25 für die zweite Klasse. Die habe ich als Sonderangebot abgeschlossen, deshalb habe ich am Anfang 35 Euro pro Jahr gezahlt. Jetzt sind es 60 Euro oder 5 Euro pro Monat. Seit meinem Gehaltssprung nutze ich sie aber kaum noch, weil ich fast nur noch erste Klasse fahre. Ich finde Bahnfahren sehr nervenaufreibend. Wenn alles klappt, ist es toll. Aber das funktioniert so selten, dass ich dann wenigstens einen komfortablen Sitz haben und nicht dicht gedrängt zwischen vielen Mitreisenden stehen möchte. Deshalb möchte ich die Bahncard demnächst umstellen. Für Bahntickets und im ÖPNV zahle ich etwa 200 Euro im Monat. Ein Deutschlandticket habe ich nicht. Insgesamt komme ich auf Transportkosten in Höhe von circa 208,50 Euro. 

Freizeit: Die Corona-Zeit hat meine Freizeitgestaltung stark verändert. Mittlerweile bin ich am glücklichsten, wenn ich zu Hause auf dem Sofa sitze. Auch Sport mache ich zu Hause, sodass dafür keine Kosten anfallen. Gerne gehe ich auf Kulturveranstaltungen. Weil ich es mir leisten kann, gönne ich mir den Luxus, dann auch ganz vorn zu sitzen. Dementsprechend teuer sind die Eintrittskarten. Im Durchschnitt 430 Euro gebe ich dafür pro Monat aus. 

Sparen und Investitionen: Jeden Monat lege ich 900 Euro zurück. 60 Prozent davon, also 540 Euro, investiere ich in ETFs. Wie viel sie insgesamt wert sind, weiß ich nicht. Weil ich nachts ruhig schlafen möchte, schaue ich da nicht oft rein, sonst würden mir die Kursschwankungen nur Sorgen bereiten. Die restlichen 360 Euro landen auf meinem Tagesgeldkonto. Dieses Geld spare ich an und kann mir davon Urlaubsreisen oder teurere Anschaffungen leisten, wenn mein Girokonto das mal nicht hergibt. 

Reisen: Im vergangenen Jahr habe ich rund 5.000 Euro für Reisen ausgegeben. Gerne würde ich öfter mit dem Zug fahren, doch für viele Reisen ist das keine Option. Man bräuchte zu lange oder muss ständig mit Gepäck umsteigen. Weil ich etwas von der Welt sehen will, unternehme ich ein bis zwei Flugreisen pro Jahr. Wenn man dann die Hotelkosten dazurechnet, steigt die Urlaubsrechnung schnell an. Auf den Monat gerechnet gebe ich etwa 415 Euro für Reisen aus. 

Versicherungen: Ich habe ziemlich viele Versicherungen: Da wäre einmal eine Zahnzusatzversicherung für 14 Euro. Dann habe ich eine Rechtsschutzversicherung für 26 Euro. Für meine Haftpflichtversicherung zahle ich fünf Euro und für meine Hausratversicherung drei Euro. Weil ich viel unterwegs bin, habe ich eine Reiserücktrittsversicherung für 9,50 Euro und eine Auslandskrankenversicherung für 1,50 Euro. Zusammengerechnet ergibt das monatliche Versicherungskosten in Höhe von 59 Euro. 

Mitgliedschaften: Ich bin zudem Mitglied im Mieterbund, dafür zahle ich 6,75 Euro monatlich. 

Was am Ende übrig bleibt: Seit meinem Gehaltssprung geht es mir finanziell sehr gut. Ich lege genügend Geld zurück und versuche, mein Einkommen bestmöglich zu nutzen. Trotzdem bleibt Geld über, derzeit rund 130 Euro pro Monat. Aktuell kann ich mich nicht beschweren. 

*Der Name der Protagonistin wurde geändert, ist der Redaktion aber bekannt.

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