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Vorstand in der Unternehmensberatung: "Ich verdiene im Monat 21.000 Euro"

In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie in Zeiten hoher Inflation zurücklegen können. Hier berichtet Oliver Jachnick*, 45, der im Vorstand einer Unternehmensberatung ist.


Mein Job

Beruf: Ich bin im Vorstand eines Unternehmens, das mir zu großen Teilen auch gehört. Dabei handelt es sich um eine Unternehmensberatung im IT-Bereich, die größere Unternehmen bei der digitalen Transformation berät. IT-Sicherheit und Automatisierung sind bei uns Riesenthemen. Und in den Corona-Jahren ging es viel um Cloud-Lösungen, damit die Menschen im Homeoffice arbeiten konnten. Dadurch hatten wir in jener Zeit einen enormen Zuwachs an Aufträgen.

Wir haben mehr als 50 Mitarbeiter und machen mehrere Millionen Euro Umsatz im Jahr, sind also kein ganz kleines Unternehmen. Das Unternehmen läuft an sich operativ von alleine, in der Umsetzung sind alle Stellen mit fähigen Mitarbeitern besetzt. Ich netzwerke viel, suche nach neuen Geschäftsgebieten und treffe zusammen mit dem restlichen Führungsteam maßgebliche Entscheidungen, welche Aufträge wir annehmen oder in was wir investieren. Das klingt nach nicht viel, füllt den Tag aber gut aus. 

Darüber hinaus bin ich unternehmerisch tätig und an verschiedenen anderen Firmen beteiligt. Dafür muss ich einschätzen, wie sich ein Unternehmen zukünftig entwickeln wird, nehme Darlehen auf und lege dieses Geld zusammen mit eigenen Mitteln gewinnbringend an. Dafür braucht es ein gutes Maß an Risikobereitschaft. Ich bin aber auch niemand, der sich drei Millionen Euro leiht und das Geld dann einfach irgendwo investiert: Ich sammle Hintergrundinformationen, vergleiche das Unternehmen mit der Konkurrenz und treffe erst dann meine Entscheidung.  


Ausbildung: Nach dem Abitur habe ich ein Bachelorstudium im Informatikbereich abgeschlossen. Da hatte ich kein konkretes Ziel. Ich wollte irgendetwas mit Computern machen und mochte auch das Kaufmännische. Von da hat sich alles irgendwie ungeplant ergeben: Ich war in unterschiedlichen Positionen für zwei andere Firmen tätig, bevor ich zu meinem jetzigen Unternehmen gewechselt bin. Später habe ich dort Anteile gekauft und wurde Partner. 

Bei den früheren Arbeitgebern hat es nicht so richtig gepasst. Was genau nicht gestimmt hat, kann ich schlecht beschreiben, aber ich bin ein Bauchgefühltyp. Die Verbindung zum Team hat nicht gestimmt. Deshalb bin ich seit vielen Jahren mit dem jetzigen Unternehmen verbunden, mittlerweile so eng, dass ich kaum mehr aussteigen kann. Ich müsste einen Käufer für meine Anteile finden, die sind Millionen viel wert. Ich will aber auch nicht an einen Investor verkaufen, der das Unternehmen am Ende zerschlägt. Dort arbeiten Menschen mit Familien – und auch sie sind an diese Firma gebunden. Dieser Verantwortung bin ich mir bewusst, deshalb habe ich über einen Ausstieg bisher nicht ernsthaft nachgedacht.  


Arbeitszeit: Ich habe einen Angestelltenvertrag mit wahrscheinlich 40 Stunden Regelarbeitszeit und 30 Tagen Urlaub. So ganz genau weiß ich das aber gar nicht. Mit der Wirklichkeit hat das nicht so viel zu tun. Ich bin rund um die Uhr erreichbar, mache Geschäfte auch auf dem Tennisplatz, bei Veranstaltungen oder Geschäftsessen, hinzu kommen Dienstreisen.

Natürlich arbeite ich auch im Büro. Unter der Woche geht es bei mir üblicherweise um neun Uhr los, fertig bin ich frühestens um 18 oder 19 Uhr. Am Sonntag bereite ich gerne meine Woche vor, dann setze ich mich gegen Nachmittag hin und plane die kommenden Tage. Zusammengerechnet schätze ich, dass ich rund 60 Stunden in der Woche arbeite. Gleichzeitig kann ich auch etwas ganz anderes während der Arbeitszeit erledigen, wenn ich mal fünf Stunden lang keine Termine habe. Das ist sehr flexibel geregelt bei mir. 

Darüber hinaus bringt meine Position viel Verantwortung mit sich, die auch nach Dienstschluss nicht verschwindet. Als beispielsweise einige der Auftraggeber zu Beginn der Coronapandemie ihre Zahlungen zurückgezogen haben, hatte ich natürlich schon Sorge, wie es mit dem Unternehmen weitergeht. Abschalten kann ich in der Natur oder indem ich meditiere, aber ganz los werde ich diese Angst nicht.


 

Meine Einnahmen

Bruttogehalt: Ich verdiene für meine Arbeit im Vorstand im Monat rund 21.000 Euro brutto.


Nettogehalt: Mir bleiben gut 13.200 Euro übrig.


Sonstige Einnahmen: Durch meine Investitionen in andere Unternehmen bekomme ich zudem erfolgsbezogene Gewinnausschüttungen. Das sind pro Jahr rund 450.000 Euro. Dieses Geld gehört aber nicht mir, sondern einer vermögensverwaltenden Holding. In diesem Konstrukt gibt es auch Darlehen, die ich mit diesem Geld zu bedienen habe. Was dann übrig bleibt, wird zum Beispiel in Immobilien investiert. Dieses Geld kann ich also aktuell nicht privat nutzen. 


Wie mich die Inflation betrifft: Natürlich sind die gestiegenen Kosten ein Drama, aber für mich haben sie keine Auswirkungen. Meine Frau und ich geben jetzt mehr aus, aber sonst hat sich nichts geändert. Wir haben das Privileg, uns nicht einschränken oder auf etwas verzichten zu müssen. Wenn wir also in den vergangenen Monaten etwas an unserem Konsum geändert haben, dann nicht aus finanziellen Gründen, sondern um einen Beitrag für die gute Sache zu leisten. Wir haben unsere Gastherme heruntergedreht, um Energie zu sparen. Früher hat sie das Wasser den ganzen Tag aufgeheizt, jetzt macht sie das nur morgens von sieben bis zehn und abends von 17 bis 23 Uhr. Außerdem habe ich eine Fotovoltaikanlage angeschafft, die unsere Stromkosten deutlich senkt. Und wir heizen weniger und machen stattdessen abends mal den Kamin an, wenn uns danach ist.  


Meine Ausgaben

Wohnen: Wir wohnen in einem frei stehenden Einfamilienhaus mit knapp 300 Quadratmetern und Grundstück drumherum. Das gehört uns selbst und ist abbezahlt, dafür haben wir 500.000 Euro ausgegeben. Eine Hälfte war sofort bezahlt, die andere über einen Kredit der Hausbank. Das Haus hat aber keine goldenen Wasserhähne oder Marmor, solcher Schnickschnack ist nicht so unseres. Es ist ein ganz normales Haus, das nicht sonderlich auffällt. Rechnet man die Kosten für Gas, Strom und die Versicherungen für das Haus zusammen, liegen wir bei 470 Euro im Monat. Durch die gestiegenen Gaspreise zahlen wir deutlich mehr als früher, dafür sparen wir durch die Fotovoltaikanlage Strom ein.


Lebensmittel: Für Lebensmittel geben wir pro Monat rund 1.200 Euro aus. Wir kaufen ausschließlich Biolebensmittel und gehen gerne mal zu den Ökobauernhöfen in der Gegend. Dort bekommen wir Fleisch, das nicht in Plastik eingeschweißt ist. Dass Lebensmittel nachhaltig sind, ist uns sehr wichtig. Wir könnten sicherlich etwas Geld sparen, wenn wir nicht alles in einem Geschäft einkaufen, sondern gezielter suchen. In diesem Punkt sind wir ein wenig faul. Wir kochen sehr gerne, aber gerade nach einer anstrengenden Woche essen wir auch gerne mal auswärts – so etwa einmal die Woche. Dadurch kommen noch einmal 300 Euro hinzu, sodass wir für Nahrung insgesamt 1.500 im Monat Euro ausgeben. Die Ausgaben für unsere Einkäufe übernimmt aber größtenteils meine Frau. Sie hat eine Teilzeitstelle in der Medizinbranche und verdient 2.100 Euro netto.  


Hygieneprodukte: Zusammen geben meine Frau und ich rund 400 Euro monatlich für Hygieneprodukte aus. Das sind vor allem die Dinge, die man halt im Alltag so braucht: Die Friseurbesuche meiner Frau kosten rund 120 Euro, bei mir sind es 30 Euro. Außerdem geht meine Frau regelmäßig zur Kosmetikerin und lässt sich die Nägel machen. Das sind noch einmal 100 Euro. Unsere Kosmetikprodukte kosten noch einmal 120 Euro, weil wir auf Nachhaltigkeit achten und Firmen, die Versuche an Tieren durchführen, nicht unterstützen wollen. Alles Weitere, was wir im Drogeriemarkt kaufen, kostet noch einmal rund 30 Euro. 


Kleidung: Ich kann das schwer einschätzen, doch nachdem ich mich mit meiner Frau besprochen habe, zahlen wir monatlich etwa 400 Euro für Kleidung. Auch hier entfällt ein Großteil auf meine Frau. Ich kaufe eigentlich nur zweimal im Jahr ein und bestelle dann alles mehrfach. Wenn mir eine Jeans passt, kaufe ich sie sechsmal. Und wenn mir das T-Shirt steht, kaufe ich 20 davon. Das sind dann auch keine hochpreisigen Marken, sondern ganz normale Klamotten. Weil uns Entscheidungen am meisten Energie kosten, möchte ich bei so etwas morgens keine treffen müssen. Ich trage auch keine Krawatten und Anzüge, diese Zeiten sind vorbei. Viele Menschen ziehen beruflich gar keine Anzüge mehr an. Dann gibt es eine Riege aus Managern, die haben alle Anzüge an. Und darüber trägt wieder niemand mehr Anzüge. Meistens reichen mir eine Jeans und ein Hemd mit Pulli drüber. Wenn jemand nicht mit mir arbeiten möchte, weil ich nicht im Anzug zum Termin gekommen bin, dann wäre das langfristig sowieso nichts geworden.


Telefon und Internet: Für den Internetanschluss in unserem Haus geben wir circa 50 Euro pro Monat aus. Ein Festnetztelefon haben wir gar nicht angeschlossen. Sowohl meine Frau als auch ich haben ein Arbeitshandy, für das wir nichts zahlen. 


Abonnements: Für Abonnements geben wir im Monatsdurchschnitt 155 Euro aus. Ich habe einen ZEIT-Plus-Zugang für rund 25 Euro pro Monat und zahle noch einmal 25 Euro für das Abo bei Gabor Steingarts The Pioneer. Auch bei Readly habe ich ein Abo, das kostet 12 Euro. Mit meiner Frau teile ich mir einen Spotify-Partner-Account für 12,99 Euro. Weil wir gerne Serien anschauen, haben wir Accounts bei Sky, Disney+, Netflix und Co. Das kostet noch einmal 80 Euro im Monat. 


Transport/Mobilität: Meine Frau und ich haben beide einen Firmenwagen, mit dem wir alle Fahrten erledigen. Ich habe auch ein Leasingfahrrad über die Firma, da ist es genauso. Die Firma kostet das Rad rund 100 Euro. Sonstige Mobilitätskosten auf unserer Seite haben wir nicht.


Freizeit: Ich lese sehr gerne und viel, für Bücher gebe ich im Monat schnell mal 200 Euro aus. Ein Buch in der Woche schaffe ich locker, eher mehr. Ich wache meist um sechs Uhr auf, morgens greife ich eher zur Zeitung, abends lese ich täglich eine Stunde lang meine Bücher, am Wochenende auch gerne mal mehr. Das hilft mir beim Runterkommen. Ich lese zu 80 Prozent Literatur zur persönlichen und beruflichen Weiterbildung. Konkret heißt das: Biografien anderer Unternehmer und CEOs, Bücher über Organisationsentwicklung, Marketing und so weiter. Romane lese ich eher selten. Wenn, dann hauptsächlich im Urlaub. 

Außerdem spiele ich Tennis. Für die Mitgliedschaft im Verein sowie für Zubehör wie Schläger und Bälle zahle ich rund 150 Euro pro Monat. Zweimal die Woche stehe ich auf dem Platz, um herunterzukommen und abzuschalten. Dasselbe gilt für meine Meditation. Früher habe ich das unter Anleitung gemacht, jetzt kann ich es alleine, sodass dafür keine Kosten anfallen. Diese Zeiten muss ich mir aber auch aktiv nehmen. Insgesamt gebe ich für meine Freizeitaktivitäten also 350 Euro monatlich aus.


Reisen: Etwa alle zwei Monate versuchen wir, einen Kurztrip zu unternehmen. Weil ich viele intensive und lange Tage habe, brauche ich immer wieder eine Auszeit. Diese Kurztrips sind meistens Wellnessaufenthalte, für die wir in Hotels fahren. Auch mit dem Wohnmobil sind wir sehr gerne unterwegs. Das ist etwas ganz anderes als das, was vor allem ich im Alltag erlebe. Abgesehen von kleineren Wochenendtrips geht es mit dem Wohnmobil in den Sommerurlaub. Weil wir keine Kinder haben, sind wir nicht an Ferienzeiten gebunden. Außerdem besitzen wir eine Ferienwohnung in Südeuropa. Dafür haben wir 400.000 Euro ausgegeben, die Wohnung ist noch nicht vollständig abbezahlt. Hier fahren wir immer wieder mal hin. Rechne ich das alles zusammen, geben wir durchschnittlich für Reisen rund 1.000 Euro pro Monat aus. Das ist relativ viel, aber mir ist es das wert.  


Versicherungen: Ich habe eine Privathaftpflicht-, eine Hausrat- und eine Rechtsschutzversicherung. Dafür gebe ich pro Monat 120 Euro aus. Zudem habe ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung für monatlich 240 Euro. Sowohl meine Frau als auch ich haben eine Risikolebensversicherung für 100 Euro. Weil ich gesetzlich versichert bin, kommen keine weiteren Kosten hinzu. Was meine Versicherungssituation angeht, habe ich wieder auf mein Bauchgefühl gehört. Ich sehe bei Bekannten, die privat versichert sind und das bereuen. Rechnet man alle Versicherungskosten zusammen, kommt man auf 460 Euro im Monat.


Sparen und Investitionen: 3.000 Euro lege ich pro Monat in einen ETF an. Mein Depot ist aktuell rund 600.000 Euro wert. Auch in Kryptowährungen habe ich etwas Geld investiert. Mit rund 30.000 Euro spekuliere ich mit verschiedenen Währungen. Das sind aber keine regelmäßigen Ausgaben. Für mich ist der Kryptomarkt auch kein Investitionsmarkt, sondern reines Spekulieren nach Gefühl. Es klappt aber ganz gut, dabei auch Gewinne mitzunehmen.  

Zudem investiere ich sowohl mit meinem eigenen Geld als auch mit meiner Holding in Immobilien. Insgesamt besitze ich sechs Immobilien. Alle zwei bis drei Jahre hatte ich genug Eigenkapital aufgebaut und ein passendes Objekt gefunden. Wie viel diese Immobilien aktuell wert sind, weiß ich gar nicht genau. In etwa dürften sie 1,9 Millionen wert sein. Dabei zahle ich aber auch noch Darlehen ab, die laufen meist auf 15 Jahre. Geschätzt 40 Prozent davon sind noch nicht abbezahlt, sodass diese Rechnung kompliziert ist. Einfach zu Geld machen könnte ich diese Immobilien deshalb nicht. Die Immobilien sehe ich als Altersvorsorge. Außerdem werde ich später mal eine Pension bekommen, die mein Unternehmen für mich zahlt. Ich weiß, dass ich damit in einer sehr guten Lage bin, und brauche mir um meine Finanzen im Alter keine Sorgen zu machen.  


Das bleibt übrig: Laut meiner Rechnung bleiben mir am Monatsende gut 7.300 Euro. Teure Hobbys habe ich nicht, deshalb ist das so viel. Dieses Geld sammle ich über einen längeren Zeitraum und lege es dann in Immobilien an. Aktuell sind mir zwar die Preise am Markt und die Zinsen, die man zahlen muss, zu hoch, aber Immobilien gehören trotzdem zu meiner Investitionsstrategie. Deshalb überlege ich auch aktuell, was ich stattdessen mache. Vielleicht investiere ich künftig etwas mehr in den Aktienmarkt. Im Prinzip ist alles besser, als das Geld auf dem Konto liegen zu haben.


*Der Name des Protagonisten wurde geändert, weil er berufliche Nachteile vermeiden möchte. Sein Name ist der Redaktion bekannt.

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