In der Serie Kontoauszug stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie in Zeiten hoher Inflation zurücklegen können. Hier berichtet die 30-jährige Laura Melting*, die als Referentin in einem Gesundheitsministerium und nebenbei als Schwimmlehrerin arbeitet.
Beruf: Ich arbeite als wissenschaftliche Referentin in einem Gesundheitsministerium auf Landesebene und bin dort Beamtin auf Probe. Letztlich ist es meine Aufgabe, dabei zu helfen, die Bevölkerung vor Krankheiten zu schützen und Menschen zu ermutigen, gesünder zu leben. Dazu schreibe ich zum Beispiel Konzeptpapiere, etwa über bessere Hitzeleitlinien, oder ich koordiniere die Zusammenarbeit der vielen verschiedenen Entscheidungsträger auf kommunaler und auf Bundesebene - etwa wenn es darum geht, dass sich die Gesundheitsämter mit den Kliniken austauschen, wenn es zum Beispiel mal wieder eine Gesetzesänderung gibt. Generell vermittelt meine Abteilung zwischen der Bundespolitik und der kommunalen Umsetzung. Einfach gesagt: Wir sorgen dafür, dass die Programme und Gesundheitskampagnen auf lokaler Ebene verwirklicht werden.
Viel meiner Arbeit hat mit den Folgen der Corona-Pandemie zu tun, denn die hat auch verändert, wie wir mit ganz anderen Krankheiten umgehen müssen: Wir gehen zum Beispiel davon aus, dass uns die großen Volkserkrankungen wie Herz-Kreislauf, Diabetes und Krebs in Zukunft mehr Probleme bereiten, deswegen müssen wir jetzt sicherstellen, dass entsprechende Präventions-, Gesundheitsförderungs- und Rehabilitationsmaßnahmen wieder intensiviert werden. Dabei kann ich die Kommunen oder freie Träger wie die Arbeiterwohlfahrt als Beraterin und Vermittlerin unterstützen, wenn sie zum Beispiel Förderung für ein Projekt zur Diabetesvorbeugung oder Ähnliches suchen. Idealerweise helfen wir dabei, solche Programme in den Kommunen direkt für die Zukunft zu etablieren, sodass man in nicht immer wieder von vorn anfangen muss.
Gewissermaßen als Ausgleich bringe ich am Wochenende auf 450-Euro-Basis Kindern das Schwimmen bei, leite Aqua-Jogging-Kurse und mache Kinderanimation. Dieser Trubel ist ein krasser Gegensatz zu meinem Büroalltag, macht mir aber großen Spaß. In meinem Nebenjob muss ich nicht strategisch denken. Für mich ist das jedes Mal wie ein Mini-Urlaub: Kopf aus und einfach machen.
Ausbildung: In meiner Jugend habe ich mich viele Jahre in der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft engagiert, so bin ich nach meinem Realschulabschluss zu einer Ausbildung im Sportbereich gekommen, da ging es um Themen wie Besucheranimation, Gesundheitslehre, Technik- und Sicherheitswesen. Drei Jahre dauerte das, dann habe ich gemerkt, dass mich so ein Job nicht mein ganzes Leben lang ausfüllen wird: Die Perspektiven, sich in dem Beruf weiterentwickeln zu können, waren überschaubar und die Bezahlung kam mir nicht angemessen vor. Deshalb holte ich meine Fachhochschulreife nach und machte danach einen Bachelor of Education, gefolgt von einem Master in Public Health. Mit dem Bachelor hätte ich Lehrerin werden können, aber ich habe mich dann für das Thema Gesundheitsverwaltung entschieden und bin in meinem jetzigen Job gelandet. Jetzt habe ich die Möglichkeit, etwas zum Wohl der Gesellschaft bewegen zu können. Und wenn ich mich doch noch einmal verändern möchte, bietet der Public-Health-Bereich viele Optionen - zum Beispiel als Beraterin für das betriebliche Gesundheitsmanagement in einem Unternehmen oder auch als Referentin bei einer Krankenversicherung.
Arbeitszeit: In meinem Hauptjob arbeite ich regulär 41 Stunden pro Woche. Diese Zeit kann ich aber - ganz behördenuntypisch - recht flexibel aufteilen: Wir haben eine Kernarbeitszeit zwischen 9 und 15 Uhr. Am Rest des Tages kann ich selbst entscheiden, wann ich im Zeitraum von sechs bis 20 Uhr arbeite. Ich fange meist gegen 7 Uhr an und bleibe bis circa 16 Uhr. Rund die Hälfte der Tage fahre ich ins Büro, die andere bleibe ich im Homeoffice. Hinzu kommen fünf Wochenstunden für meinen Nebenjob. Insgesamt arbeite ich so 46 Stunden pro Woche. Das ist sicher länger als andere Menschen, ich habe mich aber daran gewöhnt. Mir würde sonst langweilig werden, denke ich.
Bruttoeinkommen: Ich verdiene als Beamtin auf Probe 4.460 Euro brutto über meinen Behördenjob. Mein Nebenjob bringt noch einmal circa 350 Euro hinzu, sodass ich auf ein Gesamtbrutto von rund 4.800 Euro im Monat komme.
Nettoeinkommen: Da ich auf meinen Nebenjob keine Steuern zahle, bleiben mir hiervon die vollen 350 Euro. In meinem Behördenjob verdiene ich 3.500 Euro netto, sodass ich insgesamt bei 3.850 Euro lande. Mein Lebenspartner arbeitet in der Immobilienbranche und verdient in etwa genauso viel wie ich. Wir teilen unsere Ausgaben deshalb zur Hälfte.
Wie mich die Inflation betrifft: Ich beobachte mit großer Sorge, wie unglaublich schnell die Preise steigen, besonders natürlich die Kosten für Energie. Ich versuche so viel wie möglich darüber zu lesen, um wirklich zu verstehen, wo überall die Gründe liegen, aber es ist alles so unübersichtlich und so verfahren. Deprimierend. Mittlerweile nehme ich auch bei meinen eigenen Einkäufen wahr, wie teuer zum Beispiel Butter geworden ist, aber noch ist der Effekt auf meine persönlichen Finanzen begrenzt. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich das ändern wird.
Meine Ausgaben
Wohnen: Zusammen mit meinem Freund lebe ich in einer Dreizimmerwohnung etwas außerhalb der nächstgrößeren Stadt. Die Gesamtmiete inklusive Strom und Autostellplatz beträgt 960 Euro, mein Anteil daran liegt also bei 480 Euro.
Mobilität:
Wir haben zwei Autos, die Kosten für meinen Wagen trage ich
vollständig. Damit pendle ich mehrmals pro Woche zur Arbeit, das sind
mehr als 80 Kilometer pro Strecke. Circa 250 Euro pro Monat gebe ich für
Sprit aus. Jährlich zahle ich 450 Euro für die Versicherung und noch
einmal 100 Euro Steuern, also etwa 46 Euro im Monat. Rechne ich dann
noch die Kosten für TÜV, Reparaturen und die Autowäsche dazu, komme ich
auf monatlich circa 350 Euro. In den vergangenen drei Monaten bin ich hin und wieder mit dem 9-Euro-Ticket auf die Bahn umgestiegen,
sowohl wegen der Umwelt, aber auch um zu sparen. In der Zeit habe ich
monatlich sicher 50 Euro gespart, aber damit ist es ja nun leider
vorbei. Jetzt werde ich wieder mehr das Auto nutzen – mit öffentlichen
Verkehrsmitteln wird es sonst viel teurer, außerdem dauert es damit
leider viel länger.
Lebensmittel: Mein Freund und ich geben gemeinsam etwa 400 Euro im Monat für Lebensmittel und Restaurantbesuche aus, mein Anteil liegt also bei 200 Euro. Wir leisten uns gerne gutes Essen: Mehrmals pro Woche kochen wir frisch zu Hause und versuchen immer regionale Lebensmittel zu kaufen – aus dem Supermarkt, dem Unverpackt-Laden und manchmal auch vom Bauernmarkt. Auch für die Arbeit nehme ich mir meistens Essen mit, statt alles in der Kantine zu kaufen. Einmal pro Woche esse ich allerdings mit meinem Freund auswärts oder wir lassen uns etwas liefern.
Kleidung: Ich gehe ungern shoppen und lege wenig Wert auf die neueste Mode. Ich habe ein paar Kleidungsstücke für Büro, Freizeit und Feierlichkeiten, das reicht mir. Wenn ich doch mal etwas einkaufe, dann gerne Second Hand. Wenn ich die Zeit habe, gehe ich auch in die Läden in der Umgebung. Damit das Geld in der Region bleibt, gebe ich für ein Kleidungsstück gerne auch 20 Euro mehr aus als bei einer Kette. Inklusive neuer Schuhe und einer Winterjacke im Jahr komme ich so durchschnittlich auf circa 50 Euro im Monat.
Hygiene: Wofür
ich mehr Geld ausgebe, sind Pflegeprodukte für meine Haut. Für
bestimmte Lotionen oder Cremes gebe ich durchaus mal 50 Euro aus, die
halten dann aber auch länger. Sonst beschränke ich mich auf den
grundlegenden Bedarf: Ich gehe nur zweimal pro Jahr zum Friseur und
nutze kaum Schminke. Insgesamt schätze ich, dass ich bei circa 30 Euro
pro Monat liege.
Telefon und Internet: Mein Anteil an Festnetz und Internet liegt bei 20 Euro im Monat. Für mein Handy zahle ich noch einmal 40 Euro. Wichtig ist mir dabei viel Datenvolumen, damit ich unterwegs gut surfen kann. Meine monatlichen Kosten liegen zusammengerechnet bei 60 Euro.
Sport: Mir war lange nicht bewusst, wie viel Geld jeden Monat in mein großes Hobby fließt: den Triathlon. Seit Jahren betreibe ich das mit viel Leidenschaft und auch etwas Ehrgeiz. Derzeit bin auf den Mitteldistanzen unterwegs: Ich schwimme 1,9 Kilometer, fahre 90 Kilometer mit dem Fahrrad und laufe dann einen Halbmarathon, also circa 21 Kilometer. Ich trainiere das ganze Jahr über: zehn Stunden pro Woche in der Nebensaison und bis zu 14 Stunden in der Hauptsaison. Ab April starte ich bei Wettkämpfen mit kürzeren Distanzen. Das dient zur Vorbereitung auf ein bis zwei Hauptwettkämpfe im Sommer.
Tatsächlich gebe ich für den Sport durchschnittlich 650 Euro im Monat aus. Das umfasst die Kosten für einen Personal Trainer; dazu für Sportklamotten, Laufschuhe, Neoprenanzüge, Schwimmbrillen, Ersatzteile, die Wartung für die Räder, Fitnessstudio, Proteinpulver und andere Nahrungsergänzungsmittel, Schwimmtraining und für eine Trainingssoftware, mit der ich zum Beispiel virtuell Fahrrad fahren kann. Der größte Teil geht für Wettkämpfe und Trainingslager drauf: Allein die Teilnahmegebühr für einen großen Wettkampf kostet 400 Euro, hinzu kommen Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung. Zudem fahre ich einmal im Jahr für zwei Wochen ins Trainingslager.
Freizeit:
Mit meinem Sport verbringe ich einen Großteil meiner Freizeit. Für
Kino, Konzerte und sonstiges bleibt einfach kaum Zeit. Allerdings gebe
ich rund 50 Euro pro Monat für Geburtstagsgeschenke für Freunde und
Familie aus.
Abos: Hier habe ich die Klassiker: Netflix und Spotify. Für das Premium-Abo von Netflix zahle ich 18 Euro monatlich, dafür nutzen es Freunde mit. Andersrum läuft es bei Spotify, dort steuere ich nur zwei Euro zu einem gemeinsamen Familien-Account bei. Rechnet man den Rundfunkbeitrag dazu, komme ich insgesamt auf 38 Euro monatlich.
Versicherungen: Als
Beamtin bin ich privat krankenversichert und zahle 361 Euro pro Monat.
Hinzu kommen 52 Euro für eine Berufsunfähigkeitsversicherung, drei Euro
für meine Haftpflichtversicherung, sieben Euro für eine
Hausratversicherung. Die monatlichen Gesamtkosten liegen so bei 423
Euro.
Reisen:
Neben den Trainingsreisen fahre ich mit meinem Freund zweimal im Jahr in
den Urlaub. Er hat einen Bulli, mit dem wir in Europa unterwegs sind.
In der Regel sind wir zwei bis drei Wochen in Italien, Kroatien oder
Österreich unterwegs. Für Campingplätze, Essen, Sprit und
Freizeitaktivitäten ergeben sich für jeden von uns durchschnittliche
Kosten von 210 Euro pro Monat. Flugreisen haben wir abseits meiner
Triathlon-Reisen noch keine unternommen.
Investments und Sparen: In den letzten Jahren habe ich vorwiegend meine Schulden aus dem Studium abbezahlt, deshalb blieb wenig Geld für Investments übrig. Meine Eltern haben mir fürs Studium Geld geliehen, außerdem musste ich mein Bafög zurückzahlen. Kurz nach dem Abschluss hatte ich deshalb 15.000 Euro Schulden, es hat zwei Jahre gedauert, bis die abgebaut waren. In dieser Zeit habe ich auch noch mehr nebenbei gearbeitet, um das Geld schnellstmöglich zurückzuzahlen. Jetzt bin ich schuldenfrei und kann mehr Geld zurücklegen. Aktuell sind das 1.190 Euro im Monat. 400 Euro davon investiere ich in Fonds und Aktien. Das mache ich selbst über einen Onlinebroker, ich habe Freude daran. Wenn der Zeitpunkt passt und Geld da ist, investiere ich aber auch mal einen "größeren" Betrag. Zudem zahle ich monatlich 490 Euro auf ein klassisches Sparbuch ein, das ist für ein späteres Eigenheim gedacht. Weitere 200 Euro, die für das Eigenheim gedacht sind, fließen in einen ETF. Die übrigen 100 Euro spare ich für mögliche Reparaturen und ungeplante Ausgaben. Insgesamt habe ich so 16.000 Euro angespart.
Das bleibt am Ende übrig
In einem richtig guten Monat bleibt bei mir gar nichts übrig. Wenn ich viel unternommen, gut gegessen und genug Geld zurückgelegt habe, komme ich bei null raus – und das ist gut so. Mit meinem derzeitigen Einkommen komme ich sehr gut aus. Das war nicht immer so: Ohne meine Eltern wäre vieles in meinem Leben anders gelaufen. Sie haben mich immer unterstützt, das war sicher auch nicht einfach für sie. Deshalb wollte ich das Geld, das sie mir vorgestreckt hatten, auch schnellstmöglich zurückzahlen. Seit das geschehen ist, bin ich finanziell flexibler und nutze diese Freiheit.
* Der Name der Protagonistin wurde geändert, weil sie berufliche Nachteile vermeiden möchte. Ihr Name ist der Redaktion bekannt.
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