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Apostile

Millionendorf

Von wegen anonyme Großstadt. An die glaubt nur, wer halbjährlich umzieht. Wie wahrscheinlich alle bei mir im Viertel, kenne ich sogar die Verkäuferin im Supermarkt beim Namen.
Sie war gefühlt schon immer da. Zu ihr wurde ich zum Milch holen geschickt, als die Kasse noch größer war als ich. Bei ihr habe ich Panini-Bilder und auch meinen ersten Kasten Bier gekauft. Und während ich bei allen anderen Mitarbeitern meinen Ausweis noch Jahre lang vorzeigen musste, hatte sie das Alter abgespeichert. Lieblingsverkäuferin.
Das sehen nicht alle so. Im Internet fordert man sogar ihre Entlassung. Sie hat ihre eigene Art, mal schnoddrig, mal scharfzüngig. Vom kleinen Mädchen bis zur Stammkundin heißen fast alle „Schatzi“. Muss man nicht mögen, kann man aber – sie ist eben ein Original.
Jetzt spricht sie immer häufiger vom Aufhören – der Rücken, wegen der Zugluft an der Kasse. Und ich? Ich kann mir den Supermarkt ohne sie gar nicht vorstellen.