Afridun Amu ist in Afghanistan geboren und in Berlin aufgewachsen. 2012 hat er zusammen mit ein paar Freunden den afghanischen Surfverband gegründet, der in den Weltsurfverband aufgenommen wurde. An Pfingsten findet jetzt die erste Afghanische Surfmeisterschaft statt - finanziert per Crowdfunding und ausgetragen in Portugal. Im Interview hat uns Afridun erzählt, dass es ihm bei der Meisterschaft um viel mehr geht als ums Surfen.
PULS: Wie bist du auf die Idee gekommen, einen afghanischen Surfverband zu gründen?Afridun Amu: Die Idee zur Gründung liegt schon ein bisschen zurück. Ursprünglich hat es damit begonnen, dass nicht nur ich, sondern auch andere Afghanen, die surfen, immer wieder die gleiche Erfahrung gemacht haben: dass die Leute total erstaunt waren, wenn sie gehört haben, dass Afghanen surfen. Eigentlich wollten wir eine Plattform gründen, durch die Afghanen, die surfen, zusammen diese Freude am Sport teilen können. Aber wir haben relativ schnell gemerkt, dass in der Idee viel Potenzial steckt und deswegen ist die Sache größer und größer geworden. Und jetzt tragen wir die ersten Meisterschaften aus.
Wenn man zum ersten Mal davon hört, klingt es auch ein bisschen nach "Cool Runnings", der jamaikanischen Bobmannschaft. Gibt's denn so viele Afghanen, die surfen?Logo der Wave Riders Association of Afghanistan
Wir stecken noch in den Kinderschuhen. Natürlich ist die Surf-Community Afghanistans nicht annähernd so groß wie die von Australien, Brasilien oder von anderen klassischen Surfländern. Aber Afghanistan hat eine der größten Exilbevölkerungen der Welt. Es leben sehr viele Afghanen in Kalifornien, Australien und in anderen Ecken, wo es einen Zugang zum Ozean gibt. Dadurch, dass wir noch eine junge Organisation sind, haben wir allerdings noch recht wenig Mitglieder. Aber wir werden stetig größer und gerade mit den ersten Meisterschaften ist nochmal eine Flut an neuen Surfern hinzugekommen. Deswegen sind wir zuversichtlich, dass der Verband in den nächsten Jahren noch größer wird.
Wie ist der der Surfverband in Afghanistan angekommen?Wir kriegen täglich Feedback über Facebook, Twitter und Instagram. Das ist der Hauptgrund dafür, warum wir es überhaupt so weit gebracht haben, denn die Afghanen sind verrückt nach dem Surfen. Man muss dazu wissen, dass Sport eine sehr große Rolle in Afghanistan spielt. Als zum Beispiel das erste Mal in der Geschichte Afghanistans Rohullah Nikpai eine Olympia-Medaille in Taekwondo gewonnen hat, da hättest du mal die Stimmung in Afghanistan sehen müssen. Ich würde sagen, die Freude könnte der beim Gewinn der Fußball-WM in Deutschland Konkurrenz machen. Unser Surfverband wird in Afghanistan richtig krass unterstützt. Das hat uns überhaupt erst dazu gebracht, dass wir uns zusammengerappelt haben und jetzt eine Meisterschaft abhalten.
An diesem Wochenende startet eure erste Landesmeisterschaft im Surfen. Du selbst surfst auch mit. Was wartet denn auf den Gewinner?Ich würde sagen: Gewinner sind eigentlich alle, die hier dabei sind. Denn die letzten Tage, die wir miteinander verbracht haben und an denen wir zum Beispiel ein afghanisches Dinner gekocht haben, waren schon einzigartig. Beim Contest selber wird natürlich die beste Frau Afghanische Meisterin und der beste Mann Afghanischer Meister. Dazu kommt noch, dass die Bestplatzierten die Möglichkeit haben, bei der Weltmeisterschaft in Nicaragua teilzunehmen, was auch nochmal eine super Sache ist. Aber nochmal: Uns ist viel wichtiger, was drumherum passiert. Wir haben nämlich ein sehr ausgeprägtes kulturelles Programm.
Was macht ihr denn da?Wir werden zum Beispiel in einem Workshop afghanische Drachen miteinander bauen. Dann werden wir afghanisch miteinander kochen. Es geht darum, mal zu zeigen, was es alles in Afghanistan gibt. Denn wenn man nicht ein besonderes Interesse für Afghanistan hat, dann hat man meistens ein sehr einseitiges Bild vom Land aufgrund der ganzen Negativschlagzeilen. Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass Afghanistan genauso facettenreich ist wie jedes andere Land.