SENDETERMIN Mi., 12.02.20 | 21:45 Uhr | Das Erste
Inhalt in Kürze: - Nur wenige Kunden wechseln ihren Stromanbieter. - Die Preispolitik der Grundversorger steht immer wieder in der Kritik. - Wechselwillige Verbraucher sollten die Kündigungsfristen der verschiedenen Stromtarife im Blick haben.
Die deutschen Stromkunden sind wechselmüde: Laut der Bundesnetzagentur haben im Jahr 2018 nur rund zehn Prozent der Kunden ihren Anbieter oder Tarif gewechselt. Mehr als ein Drittel hat sogar noch nie gewechselt - und bezieht seinen Strom vom örtlichen Grundversorger. Der Grundversorger ist der jeweils größter Anbieter einer Region. Er muss sicherstellen, dass alle Kunden in der Region Strom bekommen - zum Beispiel auch dann, wenn andere Anbieter pleitegehen. Gleichzeitig beliefert er automatisch alle Kunden, die sich nicht aktiv für einen anderen Tarif entscheiden. Im Gegenzug haben die Kunden hier kurze Kündigungsfristen. Eine Sicherheit, die sich die Grundversorger bezahlen lassen. Ihre Tarife sind in der Regel höher als die Wettbewerbstarife.
Kritik an hohen Preisen in der GrundversorgungImmer wieder steht die Preispolitik der Grundversorger in der Kritik. Der Ökostromanbieter Lichtblick hat die Gewinnmargen von Grundversorgungs- und Wettbewerbstarifen analysieren lassen. Das Ergebnis zeigt: Nach Abzug von Kosten und Abgaben bleibt für die Anbieter von Grundversorgungstarifen in der Regel ein deutlich höherer Gewinn als für die Anbieter von Tarifen im Wettbewerb. Einige Anbieter mit Wettbewerbstarifen machten sogar Verlust.
Die niedersächsische Kartellbehörde ging zuletzt dem Vorwurf nach, dass die Preise in der Grundversorgung zu hoch sind. An mehreren Stichtagen erhob die Behörde die Preise der verschiedenen Grundversorger im Land. Das Ergebnis: Einige Anbieter kassierten deutlich mehr als der Durchschnitt der Grundversorger, in der Spitze sogar bis zu 44 Prozent mehr. In der Folge mussten sechs Firmen - darunter auch das Unternehmen Eon, das die meisten Kunden in Niedersachsen hat - die Preise senken.
Vor allem ältere und einkommensschwache Kunden zahlen hohe PreiseNach Einschätzung von Verbraucherschützern zahlen die hohen Preise vor allem ältere Kunden, die sich einen Wechsel über das Internet nicht zutrauen. Aber auch einkommensschwache Haushalte stecken oft in den teureren Tarifen fest. Denn bei Schulden oder Schufa-Einträgen lehnen die Anbieter von Wettbewerbstarifen sie oft ab.
Beim Wechsel genau hinschauenIn der Vergangenheit landeten Hunderttausende Kunden auch über Vergleichsportale bei unseriösen Anbietern. Verbraucherschützer empfehlen deshalb, diese Portale mit Vorsicht zu nutzen: Wer sich für Tarife mit Bonus entscheidet, sollte die Kündigungsfristen im Blick haben. Denn oft sind die Tarife im zweiten Jahr deutlich teurer. Zwischen den einzelnen Ergebnissen finden sich zudem auch Anzeigen, die nicht entsprechend ihres Rankings platziert sind.
"Finanztest" hat Wechseldienste verglichenSeit einigen Jahren haben sich neben den Vergleichsportalen etliche Wechseldienste etabliert. Sie bieten den Kunden an, den Wechsel zu übernehmen und den Strompreis dauerhaft zu optimieren, indem sie regelmäßig Tarife vergleichen. Für diesen Service nehmen die Wechseldienste in der Regel eine Provision oder sie finanzieren sich über Prämien der Stromanbieter. Die Zeitschrift "Finanztest" hat die Dienste im vergangenen Jahr getestet. Auch wenn sie nicht kostenlos sind - Kunden können demnach mit diesen Diensten sparen. Außerdem funktioniert ihr Versprechen, unseriöse Anbieter auszusortieren, laut "Finanztest" gut.
Bericht: Verena von Ondarza Kamera: Hans-Jürgen Büsch, Meinhild Jach Schnitt: Claire WalkerStand: 12.02.2020 23:11 Uhr