Berlin. Karin Maag ist seit 2011 Stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Stuttgart. Seit November 2015 gehört sie als Beisitzerin dem Landesvorstand der CDU Baden-Württemberg an. Maag ist außerdem Vorsitzende der Gruppe der Frauen der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag.
Warum ist der Frauenanteil in der Unionsfraktion so stark gesunken?
Die Frauen wurden meist nicht direkt für Wahlkreise nominiert, sondern über die jeweiligen Landeslisten. In der Union werden viele Direktmandate gewonnen und es kommen wenig Abgeordnete über die Listenplätze in den Bundestag. Baden-Württemberg ist ein gutes Beispiel: Drei Frauen wurden in Wahlkreisen nominiert und fünf über die Landesliste. Die fünf saßen in der letzten Legislaturperiode im Bundestag. Die habe ich alle verloren.
Warum werden die Frauen in den Wahlkreisen nicht für die Direktkandidaturen nominiert?
Frauen gehen später in die Politik. Die jungen Männer in der Jungen Union bauen früher ihre Netzwerke auf. Sie arbeiten zum Beispiel bei Abgeordneten, oder sind früh im Gemeinderat. Bei Frauen kommt nach der Ausbildung oft erst die Familienphase. Das heißt nicht, dass Frauen sich nicht zur Wahl stellen. Sie werden nur oft schon auf Wahlkreisebene nicht gewählt. Das ärgert mich.
Könnte eine Quotierung helfen?
Auf den Listen haben wir eine Quote von einem Drittel. Jeder dritte Platz muss an eine Frau gehen. Es gibt aber nur eine leichte Art der Sanktionierung. Auf dem Parteitag muss erläutert werden, warum man die Quotierung nicht eingehalten hat. Da habe ich mich z.B. über Hamburg geärgert, sie haben die Quote nicht eingehalten.
Und in den Wahlkreisen?
Da wurde schon viel probiert. Ein Parité-Gesetz hält dem Verfassungsrecht nicht stand.
Was muss nun getan werden?
Dass der Frauenanteil sinkt, war in der Form absehbar. Wir sind jetzt bei 19,9 Prozent und waren davor bei 25 Prozent. Wichtig ist nun, dass wir sichtbar bleiben. Wir haben sehr gute Frauen, die müssen in der Fraktion weiter Führungspositionen besetzen. Die Führungspositionen, die in der vergangenen Legislaturperiode von Frauen besetzt wurden, müssen gehalten werden. Wir müssen die Positionen, die Frauen bislang besetzt haben, als Untergrenze des Möglichen betrachten.
Von Valerie Höhne / RND