Das Grün des Waldes färbt sich in tristes Schwarz-Weiß, Fluggäste werden zu Geflüchteten. In diesem Zwischenraum trifft die Familie von Bashir und Amina aus Syrien auf den „Grenzschützer“ Jan und die Aktivistin Julia. Es ist Herbst 2021, Präsident Alexander Lukaschenko lässt Geflüchtete visafrei nach Belarus einreisen und viele Menschen hoffen auf eine Fluchtroute, die weniger tödlich ist als das Mittelmeer. Schon in den ersten Filmminuten erreicht die Familie Polen – kurzeitig. Agnieszka Holland füllt den abstrakten migrationspolitischen Begriff „Pushback“ mit Bildern unvorstellbarer Gewalt. Sie zeigt, wie Staatsdiener*innen Menschen ihrer Menschlichkeit berauben, ohne umgekehrt die Beamt*innen dabei zu dämonisieren. Die polnische PiS-Regierung bezeichnete den Film als „Nazipropaganda“. Im Sumpfgebiet versorgen Aktivist*innen die Fußinfektion des Großvaters, geben Amina neue Schuhe und scherzen mit dem Sohn Nur. Manche wollen noch mehr tun, um zu helfen, aber erlaubt ist das nicht. Wie weit ist man bereit, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen? „Green Border“ ist kein Dokumentarfilm, doch vielleicht schafft es die mehrfach Oscar-nominierte Holland gerade deshalb, ein realistisches Bild der Sperrzone zu zeichnen, wie sie überall in der EU allgegenwärtig ist. Und das lässt einer*m den Magen verkrampfen und bringt selbst pflichtbewusste Grenzer zuweilen zum Kotzen.
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