Eine Berufsausbildung mit Abitur – die kennen in Ostdeutschland viele Ältere noch aus der DDR. In Sachsen wurde sie 2011 als Modell wieder aufgenommen und 2018 als Regelausbildung im Schulsystem verankert. Gedacht ist das 4-jährige Programm vor allem für leistungsstarke Oberschülerinnen und Oberschüler gedacht, in anderen Bundesländern Realschüler genannt. Warum sich junge Menschen für eine Berufsausbildung mit Abitur entscheiden und inwieweit der Ausbildungsgang die Erwartungen von Betrieben und Bildungsministerium erfüllt, dazu der Bericht von Ulrike Schult.
Beitragstext:
Der 20-Jährige Luca stand vor mehr als drei Jahren vor einem Dilemma:
Luca
Ich wollte zum einen die Ausbildung machen. Allerdings wollte ich auch das Abitur machen, und ich wusste halt jetzt nicht, was es sinnvoll erst Abitur machen, dann Ausbildung. Oder soll ich doch lieber direkt in die Ausbildung gehen? Habe ich halt kein Abitur. Und irgendwie bin ich dann auf das DuBAS gekommen.
DuBAS – das steht für „Duale Berufsausbildung mit Abitur in Sachsen“. Und so macht Luca in Leipzig diesen Sommer nicht nur sein Abitur sondern auch gleichzeitig seinen dualen Berufsabschluss als Industriemechaniker. Das alles dauert vier Jahre und hat nicht zuletzt den Vorteil, dass die Abiturienten bereits Geld verdienen und den Alltag in einem Betrieb kennenlernen. Die praktische Ausbildung in einem Unternehmen und der Besuch von Berufsschule sowie beruflichem Gymnasium – dieses Paket ist nicht ganz ohne:
Luca
Naja, eine Herausforderung ist es, dass man halt auch das Abitur mitmacht und dadurch ein bisschen mehr Leistungsdruck hat.
Wer sich dieser Herausforderung stellen will, kann sich in Sachsen bis zum 31. März zum Beispiel für die Berufe Industriemechaniker, Fachinformatikerin oder Industriekaufmann mit Abitur bewerben.
Von allen Industriemechanik-Azubis an der Leipziger Karl-Heine-Schule machen diejenigen im DuBAS-Programm weniger als 10 Prozent aus, sagt Schuldirektor Uwe Schubert.
06:27-06:57
Schubert Interesse Betriebe
Und man erhofft sich natürlich auch über DuBAS eine gewisse Leuchtturm-Wirkung. Dass der Beruf insgesamt als attraktiv erscheint und damit einerseits Absolventen zur Verfügung stehen, die über ein Studium dann wieder zurück in die Unternehmen kommen, um Leitungsfunktion übernehmen zu können, Unternehmensnachfolge anzutreten oder auch in Entwicklungsabteilung zu gehen und auf der anderen Seite den Beruf insgesamt bekannter zu machen. Oder das Unternehmen, um dann dort Auszubildende zu gewinnen.
Diese Doppelqualifizierung richtet sich vor allem an leistungsstarke Schülerinnen und -schüler. Laut sächsischem Kultursministerium lag 2021 ihre Gesamtzahl in der dualen Berufsausbildung mit Abitur bei 220. Da laut Ministerium in kleineren Städten Klassen nur schwer zustande kamen, hat man das Angebot mittlerweile auf die drei Schulstandorte Dresden, Leipzig und Chemnitz beschränkt. Außerdem sei es bisher nicht gelungen, die Berufsausbildung mit Abitur auch auf das Handwerk auszuweiten. Auch ist das Interesse an DuBAS in nachgefragteren Berufen größer ist als in den weniger beliebten. Gert Ziener von der Industrie- und Handelskammer Leipzig:
Gert Ziener, IHK
Und wie gesagt, gerade dort in diesen zukunftsorientierten Berufen, im IT Bereich und so weiter ist die Nachfrage sehr, sehr hoch nach diesem nach diesem Modell sowohl seitens der Betriebe als eben auch seitens der Schüler, die sich für dieses für dieses Modell entscheiden.
Wenn Betriebe ausbilden, ist das in jedem Fall eine Investition, besonders aber im DuBAS-Programm. Denn die Ausbildung mit Abitur dauert vier Jahre im Gegensatz zu drei Jahren in der einfachen dualen Ausbildung. Deshalb wünschen sich die Betriebe von den DuBAS-Absolventen natürlich besonders, dass sie ihnen erhalten bleiben. Gert Ziener:
Gert Ziener, IHK
Oftmals hat man eben jetzt dann auch die Erfahrungen gemacht bei einigen Betrieben, dass dann, wenn ich das Abitur in der Tasche habe, gehe ich dann zum Studium. Und wenn ich dann studiert habe, komme ich dann nicht zwingend in das Unternehmen zurück. Und deswegen überlegen natürlich eben auch die Unternehmen: „Mach ich DuBAS oder mache ich es eher nicht?
Trotz solcher Unwägbarkeiten sind sich die Vertreter von IHK, dem Beruflichen Schulzentrum in Leipzig und dem Kultusministerium einig: Die Berufsausbildung mit Abitur habe sich insgesamt bewährt und man wird auch in Zukunft weiter auf sie setzen.
Sendung: 21.03.2023 in Campus und Karriere, Deutschlandfunk
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