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RB Leipzig: So verlief Ralf Rangnicks Rückkehr auf den Rasen

Ralf Rangnick hat am Montagvormittag bei RB Leipzig sein Comeback als Trainer gegeben. Bereits in der ersten Einheit war zu beobachten, welche Impulse Rangnick setzen wird.


Ralf Rangnick hat das Trainingsgelände von RB Leipzig schon unzählige Male beschritten. In Fußballschuhen und Trainingsanzug war er allerdings noch nie am Cottaweg aufgetaucht. Pünktlich um zehn Uhr trat der neue Cheftrainer von RB Leipzig durch eine Seitentür des Kabinencontainers von RB Leipzig ins Freie. Nach beinahe vier Jahren Auszeit als Trainer, in denen Rangnick nach seiner Burn-out-Erkrankung seit 2012 als Sportdirektor tätig war, leitete er am Montagvormittag seine erste Trainingseinheit beim Red-Bull-Klub. Statt feinem Manager-Zwirn trug der Schwabe schwarze Fußballschuhe und einen eng anliegenden Trainingsanzug - alte Schule eben. Kein Wunder, schließlich ist Ralf Rangnick mit 56 Jahren einer der ältesten Trainer in den ersten beiden Ligen. Auf seine neue Arbeitskleidung angesprochen, sagte Rangnick lächelnd: „Als Dienstuniform ist es erst einmal wieder ungewohnt, aber das ist eine Frage der Zeit."

Rangnick zwischen guter Bulle, böser Bulle

Rangnick wirkte nach seinem Urlaub in Italien ausgeruht und voller Tatendrang für die neue Aufgabe. „Es hat Spaß gemacht, wieder ganz nah an den Jungs dran zu sein, zu sehen, mit welcher Intensität dann tatsächlich auch auf dem Platz gearbeitet wird", sagte der gebürtige Backnanger nach seinem Comeback auf dem Platz. Mit seiner ersten Einheit war Rangnick zufrieden: „Das war ein hochintensives Training. Alle waren mit Feuereifer dabei. Was mir gefällt, ist der Spirit in der Mannschaft. Wirklich jeder ist bereit, zu 100 Prozent dabei zu sein."

Zu Beginn des Trainings beobachtete Rangnick viel, hielt die Arme hinter dem Rücken verschränkt und besprach sich mit seinem Co-Trainer Achim Beierlorzer. Nach etwa einer Stunde dann war Rangnick zurück in seiner alten Rolle; agierte so, wie man ihn auch bei Ulm, Schalke oder Hoffenheim in Erinnerung hat. Rangnick hielt zunächst vor versammelter Mannschaft eine flammende Ansprache. Die Detailversessenheit, die Rangnick auch als Sportdirektor an den Tag legte, zeigte er auch gleich bei seiner ersten Einheit. Immer wieder unterbrach er die Übungen, wies Spieler eindringlich zurecht. Nach einer energischen Korrektur nahm er RB-Kicker Federico Palacios-Martinez dann wieder freundschaftlich in den Arm. Guter Bulle, böser Bulle - Rangnick beherrscht beide Rollen perfekt. Doch der Ton, das war zu hören, wird künftig etwas schärfer am Leipziger Cottaweg.

Präzises Kurzpassspiel gefordert

Respekt und Neugier der Spieler waren ebenso zu spüren wie die Hoffnung, den das Team in den erfahrenen Trainer setzt. „Es war schon witzig, dass er plötzlich Fußballschuhe anhatte", sagte Mittelfeldspieler Stefan Hierländer. Aber die stehen ihm auch ganz gut." Bisher, sagt Hierländer, hätten er und seine Mitspieler ausschließlich in seiner Funktion als Sportdirektor mit Rangnick zu tun gehabt. „Und jetzt bessert er einen auf dem Platz aus", sagte der Österreicher noch etwas ungläubig. „Wir können viel von ihm lernen, hoffentlich wird's erfolgreich."

Wohin die Reise spielerisch geht, deutete sich ebenfalls an. Rangnick legte in den Übungen viel Wert auf präzises Kurzpassspiel und das rasante Erobern des Balles. „Taktisch geht es darum, dass wir unsere Spielweise der vergangenen drei Jahre weiter perfektionieren, dass wir auch wirklich überfallartiges Pressing spielen können", sagte der erfahrene Übungsleiter. „Da sehe ich Möglichkeiten, die Mannschaft zu entwickeln."

Dazu will Rangnick trotz seiner Doppelfunktion bei fast allen Einheiten auf dem Platz präsent sein. „Selbst wenn ich mal fehlen sollte, weil ich ja noch ein paar andere Aufgaben habe, ist die Mannschaft in guten Händen."

Zsolt Löw ist neuer Assistenztrainer

Rangnicks Co-Trainer-Duo wird von dem Ungarn Zsolt Löw komplettiert. Der 36-Jährige kommt von Red Bull Salzburg nach Sachsen und war einst als Spieler Rangnicks erster Neuzugang bei der TSG Hoffenheim. „Wir kennen uns gut, und ich bin überzeugt, dass es auch in der Zusammenarbeit mit Achim Beierlorzer richtig gut passt zwischen uns", sagte Rangnick.

In dieser Woche bittet Rangnick seinen Kader durchgängig zwei Mal täglich zum Training. Am Morgen wird technisch-taktisch geübt, am Nachmittag stehen Athletikeinheiten im Vordergrund. Vor oder nach dem umfangreichen Trainingspensum muss Rangnick künftig Zeit finden, um seinem Job als Sportdirektor nachzugehen. Gerade in der Transferphase eine anspruchsvolle Doppelbelastung. Zur Suche nach einem Linksverteidiger und einem Mann fürs kreative Mittelfeld sagte Rangnick: „Wir wissen, was wir wollen und wen wir wollen. Jetzt geht es nur darum, dass wir das in den nächsten Wochen umsetzen können." Ralf Rangnick hat sich viel vorgenommen in seinem neuen Job - zwischen Maß- und Trainingsanzug, Lackschuhen und Fußballtöppen. Ullrich Kroemer

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