Was habe ich mich auf dieses Auto gefreut. Nein, kein Mustang oder McLaren. Diesmal begrüßt mich ein ganz gediegener Zeitgenosse auf dem GQ-Testparkplatz. Škoda hat uns den Premiumvertreter geschickt. Mit den getönten Scheiben im Fond ist sie ganz staatstragend - die tschechische Präsidentenkarosse. Dabei läuft sie bei uns unter „Gehobener Mittelklasse". Langgezogen, abgeduckt, für eine viertürige Limousine fast sportlich, steht der Superb in der Tiefgarage. Unschuldig in Weiß. Dass er das nicht ist, sollen die Sicken und Kanten zeigen. Wer mehr Beweise möchte, der testet das Gaspedal oder wirft einen Blick aufs Datenblatt: Da arbeitet ein 2-Liter-Vierzylinder-TFSI-Motor mit 220 PS. Dazu gibt es ein adaptives Fahrwerk und Schaltwippen am Lenkrad auf Wunsch. Wie gesagt, ich habe mich sehr auf diesen Test gefreut.
Das sagt der Autor
Der Superb bedient sich mit großer Kelle aus dem „Modularen Querbaukasten" von Volkswagen. Das Ergebnis ist nicht nur ausufernd viel Platz im Innen- und Kofferraum, sondern auch eine schier endlose Ausstattungsliste. Der Škoda hat zwar nicht das Premiumsiegel bekommen - was sich nur mit der konzerninternen Konkurrenzsituation erklären lässt - der Name Superb ist aber selbsterklärend.
Das sagen die anderen
„Was fährst du? Einen Škoda, Superb?" Am anderen Ende der Telefonleitung folgt ein langgezogenes Stöhnen. Mein Vater hat sich wohl an die 10.000 Mark (Ost) erinnert, die er Ende der 1970er für einen zehn Jahre alten Škoda ausgeben musste. Das war keine Oldtimerwahl aus Leidenschaft. Die DDR-Wirtschaft hinkte im Plan hinterher. Neuwagen waren eine Rarität. Wer ein eigenes Auto haben wollte, musste zu der Zeit eine Dekade warten oder nehmen, was die gebrauchte Importware aus den Bruderstaaten hergab: Und die hieß Dacia, Moskwitsch, Saporoshez, Zastava oder eben Škoda. Mein Vater nahm den MB1000 aus Mladá Boleslaw. Der alte Škoda hieß in der DDR auch liebevoll "Böhmisch-mährisches Schnellrostmobil". Das Blech war so korrosionsanfällig wie sonst nur das der Kollegen aus Italien. Aber natürlich war da auch Stolz auf den ersten eigenen Wagen: Immerhin kam der Tscheche, damals noch Tschechoslowake, mit einem ruhigeren 4-Zylinder-Viertakter und 37 Pferdestärken. Zum Vergleich: Der ewig laufende Ostkäfer Trabant 601, der bis zur Wende gebaut wurde, tuckerte als Zweitakter über die Straßen und hatte zehn PS weniger. Jetzt also wieder ein Škoda in der Familie. Wenn auch nur ganz kurz. Bei meinem Vater war die Neugierde geweckt. Trotz schmerzvoller Erinnerung, er kannte alle Details zum neuen Superb. „Wie viel kostet der?" „Hm, um die 40.000 Euro." „Das ist aber nur der Grundpreis für die Premiumversion. Auf das, was du da fährst, musst du noch einmal zehn drauflegen." Ein Blick in die Aufpreisliste. Stimmt. Mit allen Heizungssystemen für Scheiben und Sitze, den ganzen Spurhalte,- Spurwechsel-, Auspark- und Abstandsassistenten (das Auto könnte praktisch allein fahren), Belüftungen und, nicht zu vergessen, der 230-Volt-Steckdose im Fond, liegt der Gesamtpreis bei 49.230 Euro. „Puh", denke ich laut. „Für den Passat musst du aber knapp 6000 Euro mehr hinblättern." Punkt.
Das muss man wissen
Škoda? (gesprochen: Schkoda) Das sind doch die günstigen VWs aus Tschechien? Stimmt, aber auch nicht. Fakt ist: Der Autobauer aus Mladá Boleslaw gehört zu den ältesten Unternehmen der Automobilgeschichte. Vor 120 Jahren als Reparaturbetrieb unter dem für Fahrräder unter dem Namen „Laurin & Klement" gegründet, ging die Entwicklung ganz typisch über Motorräder bis zum ersten Auto 1905. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs blieb von einer Firmenzusammelegung „Škoda" als Name. Seit 1991 gehört die Marke zum VW-Konzern. Die Modelle auf Volkswagen- und Audi-Basis liefen bald so gut, dass Volkswagen 2010 die Reißleine ziehen und den Tschechen die Premiummodelle entziehen wollte. Es blieb bei „wollte". Der Name „Superb" ist übrigens ein Wiedergänger. Von 1934 bis in die 40er-Jahre hinein wurde das Luxusschiff der böhmischen Automobilflotte unter dieser Bezeichnung gebaut. Den „Octavia" gab es auch schon einmal, Ende der 50er-Jahre.
Zahlen, bitte
6-Gang-DSG-Getriebe, Zweiliter-4-Zylinder-TFSI-Motor mit 220 PS, 350 Newtonmeter Drehmoment, in der „L&K"-Ausstattung mit adaptivem Fahrwerk, Canton-Soundsystem, Xenon-Leuchten und LED-Tagfahrlicht, Climatronic, und, und, und. Der Startpreis dafür liegt bei unserem Testwagen bei 39.750 Euro. Weitere 10.000 Euro kann man schnell ausgeben: Zum Beispiel für den „Dynamischen Lichtassistenten", ein Update im Infotainmentsystem, den adaptiven Abstandshalter, beheizbaren Rücksitzen, DVBT-Empfang.
GQ-Fazit
Der Škoda Superb kann sich in seinem neuen Kleid auch abseits der Firmen- und Dienstwagenparkplätze sehen lassen. Bereits in der Grundausstattung ist der Tscheche ein Assistenzsystem auf vier Rädern. Wer bereit ist, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, befindet sich schnell im Ausstattungsparadies.