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Eine Kritik an den teuren Datentarifen in Deutschland: Flat wäre nett

Glückwunsch! Es gibt einen Testsieger! Zwei Fachmagazine haben ganz fachmännisch überprüft, welcher Mobilfunktprovider die beste Netzqualität in Deutschland offeriert. Und beide waren sich einig: Die Telekom holt den Pott, mal wieder. Da freut sich der Kunde. Das behaupte ich, während ich die Fakten zu diesem Artikel auf meinem Handy mit dem Tempo eines 56K-Modems zusammenrecherchiere.


Surfen wie 1995, das geht heute ohne Probleme auf dem Smartphone


Ich dachte wirklich, ich könnte meinen Kindern nie erklären, wie das war, als Papa sich damals, 1995, zum ersten Mal über eine ISDN-Box in dieses Internet einwählte. Warten war eine Tugend. 20 Jahre später kann ich sagen, diese Angst war unbegründet. Nichts hat sich geändert. Wenn das Datenvolumen aufgebraucht ist, wird das Smartphone zum Dumbphone. Natürlich, es ginge auch anders. Alternativ könnte ich auch einfach 4,90 Euro zahlen, für 500 Megabyte extra, mal wieder. Ein Gigabyte Datenvolumen habe ich für mein Smartphone abonniert. Ein Gigabyte habe ich aufgebraucht. Die nächste Runde Highspeedsurfen wird erst wieder in 10 Tagen eingeläutet. Mein Datenmonat endet immer am 12. Und wie ich mich kenne, und da kenne ich mich leider zu gut, werde ich diese nett offerierte Zubuchungsoption in den restlichen zehn Tage noch zweimal genutzt haben. Also 9,80 Euro extra blechen. Aber wer Leistung will, muss schließlich auch bereit sein, dafür zu zahlen, sagt mein Provider. Auch wenn sich damit der Preis für die Datenflatrate beinahe verdoppelt. Stopp, hat da jemand Flatrate gesagt? Dieses englische Wort, das bei uns „unendlich" suggerieren soll, auf deutsch aber besser als „fett", genauer gesagt, „fette Nebenkosten" übersetzt werden kann.


Wann gibt es endlich eine mobile Datenflatrate, die den Namen verdient?


Im Europavergleich gibt es nur noch ein Land, in dem Datentarife teurer sind als bei uns. Und ich dachte schon, die Ungarn müssen nur unter Präsident Orbán leiden. Eine Studie aus dem Mai diesen Jahres ergab, dass man dort für 35 Euro nur 0,5 Gigabyte LTE-Volumen aufs Smartphone bekommt. In Deutschland ist es immerhin ein ganzer Gigabyte.

Dabei geht es auch anders. Man möchte am liebsten aus der Flat-Diaspora Deutschland auswandern, wenn man das hört: In Finnland gibt es für den Preis, den ein Gigabyte hierzulande kostet, 50 Gigabyte mobiles Highspeed-Surfen! Platz Zwei belegen die Internet-Durchstarter aus Estland, dort bekommt man 40 Gigabyte. Bei unseren Nachbarn in Frankreich und Dänemark gibt's 20 Gigabyte. Kurz, überall ist es besser als bei uns. (Ja, ich weiß, die Ungarn).


Und warum ist das so? Ist mir egal Und ich möchte jetzt keinen Hobby-Historiker hören, der mir erzählt, dass damals, zur Jahrtausendwende, die Mobilfunkanbieter bereit waren freiwillig Milliardensummen für die UMTS-Lizenzen zu zahlen. In Zeiten der DotCom-Blase fanden alle Beteiligten, dass das ein äußerst gutes Geschäft war. Außerdem: Was vor 15 Jahren geschehen ist, soll jetzt bis zum Ende des Mobilfunkzeitalters als Ausrede für die deutsche Datenbremse herhalten? Wie war das eigentlich noch mal mit dem freien WLAN-Zugang allerorten? Ach, egal.

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