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Wir texten uns zu Tode

Illustration: Martin Ferl

WhatsApp, Facebook, SMS – unsere Posteingänge quellen über. Eine Warnung. 

Es gibt sie, die anderen. Diejenigen, die das "Wir" aus diesem Text nicht einschließt. Ich kenne Menschen persönlich, die ihr Handy abschalten (nicht lautlos, sondern komplett aus) und solche, die ihr MacBook herunterfahren (viele dürften vergessen haben, dass diese Option besteht). Ich kenne sogar Menschen meines Alters - Ende 20, Anfang 30 -, die Facebook boykottieren. Sie sind zu beneiden. Ich selbst wehre mich immerhin standhaft dagegen, WhatsApp zu nutzen.

Alles in allem aber sind wir die Mehrheit der jüngsten zwei Generationen.

Und wir haben ein Problem.

Dieses Problem besteht nicht wie oft behauptet darin, dass wir Sklaven unserer Geräte wären, unserer Smartphones, Tablets, Computer. Selbstredend verbringen wir viel Zeit mit ihnen, erschreckend viel, viel zu viel. Aber das ist nur ein Symptom. Die Krankheit ist eine andere.

Der Sklaventreiber ist unser eigenes Kommunikationsverhalten.

Kommunikation ist etwas Grundgutes, und die Rahmenbedingungen dafür sind heute besser als je zuvor. Doch wir kommunizieren nicht immer besser, nur immer mehr. Wir leben nach dem Motto: "Ich sende und empfange Nachrichten, also bin ich" und vernachlässigen darüber deren Inhalte. Wir nehmen uns selbst zu ernst, wenn wir auf unsere Nichtigkeiten umgehend Antworten erwarten. Und nicht ernst genug, wenn wir auf Nichtigkeiten anderer umgehend selbst antworten. (...)

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