Ein Kernversprechen des sozialen Internets ist, dass man immer ein Publikum haben kann. Die Plattformen versichern uns glaubwürdig, dass da immer jemand sein wird, der zuguckt, der uns wahrnimmt und uns bestätigt: Du bist da, ich sehe dich! Dieses Versprechen hat über die Jahre einen bedrohlichen Unterton erhalten, als Stück für Stück ins allgemeine Bewusstsein trat, wie wörtlich es gemeint ist. Im Plattform-Zeitalter guckt wirklich ständig jemand zu: Es ist die Plattform selbst, deren Roboterauge durch unsere Bildschirme hindurchlugt wie durch den halbdurchlässigen Polizeispiegel im Verhörraum einer amerikanischen Krimiserie. Es ist der Algorithmus, der uns ständig beobachtet.
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Titus Blome beschäftigt sich in seiner Kolumne Maschinentext mit neuen Technologien.