Wer spielte wie gegen wen?
Bayer Leverkusen - Atlético Madrid 2:4 (0:2) Manchester City - AS Monaco 5:3 (1:2)
Wie waren die Spiele?
Aufwühlend, bewegend, furios. Beide Achtelfinale waren spektakulär, boten offensiven Fußball, jede Menge Abwehrschnitzer und vor allem: Tore, Tore, Tore. Vierzehn an der Zahl, sechs in Leverkusen, acht in Manchester, sieben pro Spiel. Ältere Zuschauer erinnerten diese Ergebnisse an die Weltmeisterschaft 1954, jüngere eher an Eishockey oder den sonntäglichen Besuch auf den Dorfsportplatz. Im europäischen Spitzenfußball sind solche Ergebnisse die Ausnahme. Bei der Europameisterschaft 2016 fielen durchschnittlich gerade einmal 2 Treffer pro Begegnung, in der Bundesliga waren es in der vorigen Saison 2,83 Tore pro Spiel.
Für Leverkusen wird es so nichts mit dem Einzug in die Runde der letzten Acht. Vor fünfzehn Jahren tauchte Bayer dort zuletzt auf, jetzt müsste Leverkusen in Madrid schon drei Treffer erzielen und keinen kassieren. "Es ist überhaupt kein gutes Ergebnis. Es wird jetzt sehr, sehr schwer", sagte Leverkusens Kapitän Ömer Toprak. Und es klang wie: Wir glauben selbst nicht dran.
Was war los mit den Defensivreihen?
Eine gute Frage. Sie stolperten, rutschten und patzten, als gäbe es eine Medaille für den gröbsten Abwehrfehler. In Leverkusen wäre diese an Aleksandar Dragović gegangen. Zunächst schaute er aus sicherer Entfernung zu, wie Saul Niguez von der rechten Seite in die Mitte zog und in Robben-Manier zur Führung für Atlético traf. Dann produzierte Dragović auf Höhe der Mittellinie die Mutter aller Querschläger. Kevin Gameiro schnappte sich den Ball, Dragović hechelte hinter Ball und Gegner hinterher und öffnete so den Raum für den mitgelaufenen Antoine Griezmann - 0:2. Und als Leverkusen nach der Pause den Anschlusstreffer erzielt hatte, ließ sich Dragović im Strafraum von Gameiro tunneln, Elfmeter, 1:3. Nach vorne spielte Leverkusen ansehnlich, erzielte zwei Treffer gegen das defensivstarke Atlético, es half aber nichts. Es wären weit mehr Tore nötig gewesen, um alle Fehler im Defensivverhalten zu übertünchen.
Aber auch die anderen Teams patzten munter um die Wette. Atléticos Torhüter Miguel Moya boxte eine Flanke an das Bein seines Verteidigers Stefan Savic, Eigentor. Auch Manchester City ließ sich drei Mal übertölpeln. Zunächst produzierte Torhüter Willy Caballero einen viel zu kurzen Pass, die anschließende Flanke durfte Monacos Radamel Falcao ungestört einköpfen. Dann hebelte Monaco mit einem einzigen langen Ball die gesamte Abwehr aus, Kylian Mbappé bedankte sich. Die Abwehrleistungen waren in beiden Stadien eher auf Kreisliganiveau, auch das war Teil dieses berauschenden Abends.
Wie reagierten die Trainer?
Mit Spannung war das Wiedersehen von Leverkusens Roger Schmidt und seinem ziemlich besten Feind Diego Simeone erwartet worden. Beide waren vor zwei Jahren mehrfach aneinander geraten, jetzt begrüßten sie sich mit Shakehands und waren sehr darauf bedacht, ihre Fehde vergessen zu machen. Simeone hatte lange auch gar keinen Grund, sich aufzuregen. Atlético überließ zwar Leverkusen das Spiel, war aber insgesamt das bessere, weil reifere Team. Erst als Leverkusen wie aus dem Nichts den Anschlusstreffer erzielte, wachte Simeone auf. Fortan beklatschte er jede Aktion seines Teams und hüpfte wie ein HB-Männchen auf Koks in seiner Coachingzone auf und ab.
Was lernen wir aus den Spielen?
Pep Guardiola braucht dringend eine neue Defensive, wenn er mit Manchester City um Titel mitspielen will. Willy Caballero blieb mal wieder den Beweis schuldig, ein Torhüter der Extraklasse zu sein, die Verteidiger sind entweder zu alt (Bacary Sagna), zu hüftsteif (John Stones, Nicolas Otamendi) oder eigentlich Mittelfeldspieler (Fernandinho). Yaya Touré war mal ein überragender Mittelfeldspieler, das ist aber schon ein paar Jahre her. Immerhin, die Offensive ist gut. Sehr gut sogar. Leroy Sané beispielsweise war Torschütze, Vorbereiter und nerviges Momentum für Monacos Abwehr. Sein Gegenspieler Djibril Sidibé versucht noch immer verzweifelt, die Knoten aus seinen Beinen zu lösen.
Und mit Atlético Madrid ist auch in diesem Jahr zu rechnen. Zweimal stand Atlético in den letzten drei Jahren im Finale der Champions League, sie könnten wieder dort auftauchen. Von allen Teams, die am Dienstag spielten, machte Atlético den besten Eindruck. Wann immer es nötig war, erhöhten die Spanier gegen Leverkusen den Druck und machte aus wenigen Chancen die Tore. So gewinnt man Titel.