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Vor Europa League-Duell gegen Wolfsburg: Das ist Inter Mailand - Transfermarkt

Quelle: Spox.com

„Das ist nach wie vor eine der größten Mannschaften im europäischen Fußball. Wer sie unterschätzt, der hat verloren", warnte Dieter Hecking auf der obligatorischen Pressekonferenz und meinte außerdem, dass es umso gefährlicher sei, wenn es für Inter Mailand national nicht so gut läuft. Die Europa League könnte für den Triple-Sieger von 2010 nämlich die Rettung einer wohl wieder ziemlich verkorksten Saison werden und dafür ist man bereit, gegen den VfL Wolfsburg alles in die Waagschale zu werfen. „Wir haben die Qualität, ins Viertelfinale einzuziehen", sagte der im November vergangenen Jahres zurückgekehrte Inter-Trainer Roberto Mancini  voller Überzeugung.

Aktuelle Form & Kader

Der Hauptgrund für den enttäuschenden 9. Tabellenplatz, auf dem die Mannschaft derzeit steht, ist ihre Unbeständigkeit. So ist man seit November 2012 nicht mehr in der Lage, eine längere Siegesserie zu starten. Unter Mancini wurde dieses Problem noch nicht gelöst, doch immerhin hat er es geschafft, einmal drei Triumphe am Stück zu feiern. Neben jenen drei Siegen gab es in den letzten fünf Partien eine Heimpleite gegen den AC Florenz und am letzten Spieltag ein Remis beim SSC Neapel, wo die Mannschaft nach 0:2-Rückstand großen Charakter bewies und sich zurückkämpfte. Gegen selbigen Gegner schied man im Februar nach einem 0:1 aus der Coppa Italia aus. Nur auf internationalem Parkett scheinen die Nerazzurri Konstanz abrufen zu können, denn hier ist man neben Dinamo Moskau und dem FC Brügge das einzige Team, das in der bisherigen Europa League-Saison von Anfang an dabei war und noch ungeschlagen ist.

Auf Mancinis Verletztenliste stehen lediglich die beiden Außenverteidiger Yuto Nagatomo (28) und Jonathan (29), allerdings muss der Ex-Profi auch auf die beiden Winter-Neuzugänge Lukas Podolski (29) und Marcelo Brozovic (22) verzichten, da aufgrund der Regularien nur ein Spieler, der bereits im laufenden europäischen Wettbewerb aktiv war, nachgemeldet werden durfte. Die Wahl fiel hierbei auf den Ex-Bayer Xherdan Shaqiri (23), der ebenso wie der aus Newcastle zurückgekehrte Davide Santon (24), bereits eine wichtige Rolle bei Inter spielt.

Schlüsselspieler

Der Star der Mannschaft ist Mauro Icardi (22), der trotz seines jungen Alters bereits zu den Top-Stürmern der Serie A zählt und gemeinsam mit Landsmann Carlos Tévez die Torschützenliste anführt. Zu den 15 Liga-Treffern gesellen sich auch noch vier Vorlagen, welche durchaus ein Indiz dafür sind, dass sich der abschlussstarke Mittelstürmer auch spielerisch weiterentwickeln konnte. Im Mittelfeld hat sich Fredy Guarín (28) endlich als Führungsspieler und Leistungsträger etabliert - eine Tatsache, die dem Kolumbianer eigentlich kaum mehr jemand zugetraut hätte. Der Ursprung hierfür liegt bei dem im November vollzogenen Trainerwechsel: „Ich merke, dass Mancini großes Vertrauen in mich hat und das macht mich glücklich. Sowas bedeutet einem Spieler enorm viel, ich bin weitaus konstanter, seit er bei uns auf der Trainerbank sitzt."

Neben seiner durchaus beeindruckenden Statistik von fünf Toren und acht Vorlagen aus 20 Liga-Partien, ist es vor allem ein hohes Maß an neugewonnener taktischer Disziplin, welche die Kritiker zunehmend verstummen lässt. Abgesichert werden die Offensivausflüge des 28-Jährigen von Neuzugang Gary Medel (27), der vor der Abwehr eine Schlüsselrolle im neuen Inter-System einnimmt. Nicht nur in der Balleroberung ist das kleine Kraftpaket für die Mannschaft immens wichtig, sondern auch als erste Anspielstation im Aufbauspiel. So hat der Chilene eigentlich stets die meisten Ballkontakte und verfügt mit einer Passgenauigkeit von 91,1 Prozent über die Sicherheit, die auf dieser Position dringend benötigt wird.

Stärken, Schwächen & taktische Ausrichtung

Obwohl die Mannschaft aufgrund der taktischen Präferenz von Ex-Coach Walter Mazzarri ursprünglich für ein 3-5-2 zusammengestellt wurde, änderte Roberto Mancini einiges: So setzt er nun konstant auf eine Viererkette, hat sich aber, nachdem er zunächst vor allem im 4-2-3-1-System spielen ließ, in den letzten Wochen auf das 4-3-1-2 festgelegt. Die in Italien prestigeträchtige Rolle des „Trequartista", der Zehnerposition hinter den Spitzen, füllt Shaqiri seit seiner Ankunft überzeugend aus und hat dem eigentlich dafür prädestinierten Mateo Kovacic (20) den Rang abgelaufen.

Generell ist das Mittelfeld sicher das Prunkstück der Mailänder, in dem neben den gesetzten Guarín und Medel auch der Brasilianer Hernanes (29), welcher zuletzt eine ansteigende Formkurve zu verzeichnen hatte, auf einen Einsatz in Wolfsburg hofft. Aufgrund der hier gegebenen Qualität lässt Mancini bewusst einen ballbesitzorientierten Fußball spielen, mit dem die Mannschaft auch in Top-Spielen in der Regel auf Anteile von über 60 Prozent kommt. Obwohl Inter über einige dribbelstarke Akteure verfügt, legt der Trainer viel Wert auf ein gepflegtes Passspiel. Gut sichtbar wurde dieses Spielkonzept etwa am vergangenen Wochenende in Neapel, wo Inter mit 451 angekommenen Zuspielen ganze 223 mehr als der Gegner zu verzeichnen hatte.

Probleme gibt es aber noch im Umschaltspiel, vor allem von Offensive auf Defensive. Deshalb wirkt die Abwehr um Kapitän Andrea Ranocchia (27) insbesondere bei schnell vorgetragenen Angriffen anfällig, was dem Wolfsburger Tempofußball sicher entgegen kommen könnte. Besonders drastisch wird der Qualitätsunterschied zwischen Angriff und Verteidigung beim Betrachten des Torverhältnisses: Mit 41 erzielten Treffern stellt Inter zwar die viertbeste Offensive, allerdings bei 34 Gegentoren auch die achtschlechteste Defensive der Serie A.

Fazit

Wenn Inter ähnlich engagiert und aggressiv wie im Hinspiel bei Celtic Glasgow auftritt, dann werden sich die Wolfsburger mit Sicherheit schwer tun. Allerdings ist der Bundesligist in der Lage, genau den Fußball zu spielen, der der Inter-Defensive richtig wehtun kann. Ein Offensiv-Spektakel wie das 3-3 im Celtic Park ist also auch in der Volkswagen Arena möglich.

Bericht von Thomas Hürner

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