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Das große Dilemma des Louis Schaub - Diese Schwäche verhindert (noch) die Entwicklung zum Superstar

Foto: imago/Eibner Europa

Jüngst erzielte Schaub beim 2:1-Testspielsieg gegen Uruguay seinen vierten Treffer im vierten Länderspiel in Folge. Louis Schaub gilt als eines der vielversprechendsten Talente Österreichs. Viele vergleichen den Rapidler schon mit den ganz Großen seiner Zunft. Für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter gilt es allerdings noch eine große Schwäche abzulegen.


Nicht nur wegen seines Aussehens erinnert Louis Schaub ein wenig an den deutschen WM-Helden Mario Götze.

Auch der 22-jährige Österreicher verfügt über eine feine Ballbehandlung und kann seine Mitspieler nicht nur auf engstem Raum in Szene setzen, sondern dribbelt sich wie Götze immer wieder auch selbst in aussichtsreiche Schusspositionen.

Schaub gilt als schüchtern und introvertiert

"Vom Spielstil her sind wir uns schon ziemlich ähnlich", findet Schaub, der beim Vergleich mit dem Deutschen aber auch gleich einschränkt: "Naja, natürlich spielt er aber schon auf einem anderen Niveau als ich."

Schaub gilt als schüchtern und eher introvertiert, als Spieler, der sich trotz der in ihn gesetzten Hoffnungen immer auch seine Bescheidenheit bewahrt hat.

Obwohl es auch in diesem Sommer Interessenten aus dem Ausland gegeben haben soll - unter anderem wurde über Klubs aus Deutschland und der Türkei spekuliert - blieb Schaub seinem Jugendklub Rapid Wien auch in der aktuellen Spielzeit treu.

Eintracht Frankfurt, der Klub also, für den sein Vater Fred Schaub im Jahre 1980 das Siegtor im Finale des Uefa Cups gegen Borussia Mönchengladbach erzielte, galt im vergangenen Transferfenster als besonders heiß auf das Offensivtalent.

SGE-Sportdirektor Bruno Hübner nahm dann aber öffentlich Abstand von einem möglichen Transfer: "Wir haben ihn im Blick, es gibt ja auch gerade durch seinen Vater eine gute Verbindung. Aber für dieses Jahr ist das kein Thema."

Auf den Spuren von Toni Polster

Die Frankfurter hatten Vakanz im Offensivbereich, entschieden sich schließlich in Person von Kevin-Prince Boateng für einen erfahrenen Akteur, dem sie im Liga-Alltag wohl eher zutrauen, konstant Akzente zu setzen.

Und damit vielleicht gegen die vermeintliche Schwäche von Schaub, dem es zwar immer wieder gelingt auf internationaler Bühne mit seiner spielerischen Leichtigkeit für Aufsehen zu sorgen, der sich aber auch schwer damit tut, diese Stärken Woche für Woche in die österreichische Bundesliga zu transportieren.

Jüngst erzielte Schaub beim 2:1-Sieg im Testspiel gegen Uruguay seinen vierten Treffer im vierten Länderspiel in Folge. Dieses Kunststück gelang zuletzt Österreichs Rekordtorschützen Toni Polster.

Schaub, sowohl in seinem Klub als auch in der Nationalmannschaft mit der verheißungsvollen Rückennummer 10 betraut, wirkt beflügelt, wenn er gemeinsam mit anderen technisch versierten Offensivspielern wie Marko Arnautovic kombinieren kann.

Obwohl von Franco Foda gegen Uruguay erst nach gut einer Stunde eingewechselt, hob der neue Teamchef nach der Partie die Qualitäten von Schaub hervor: "Er bewegt sich gut zwischen den Linien und hat eine gute Antizipation für Räume. Er ist offensiv vielseitig einsetzbar. Ein Spieler, der Spaß macht."

Wie Götze ein Freigeist auf dem Platz

Schaub ist wie Götze ein Freigeist auf dem Platz und dann am stärksten, wenn auch seine Mitspieler etwas Unvorhergesehenes machen.

Unfreiwillig wird Schaub in der österreichischen Bundesliga jedoch in ein engeres taktisches Korsett geschnürt. Die meisten Gegner verteidigen tief gestaffelt, wenn es gegen Rapid Wien geht.

Und ohnehin zeichnet sich der nationale Fußball weitaus mehr durch Körperlichkeit als durch spielerische Glanzlichter aus. Schaubs Aktionsradius wird kleiner, kreative Lösungen zu finden ungleich schwieriger.

Auch der nachdenkliche Schaub weiß, dass er vor einem Transfer ins Ausland gerade in diesem Bereich aufholen muss.

"Bis jetzt hatte ich immer das Gefühl, dass noch ein bisschen etwas fehlt", erklärte er erst im Sommer. "Deshalb habe ich mich entschlossen, bei Rapid zu bleiben, weil ich mich da sehr gut weiterentwickeln kann."

Überragende Quote im Europapokal

In Wien muss Schaub jedoch nach einer enttäuschenden letzten Saison auf eine andere Bühne verzichten, auf der er sich bislang immer gut zu präsentieren wusste: den Europapokal.

Durchschnittlich erzielt Schaub dort in jedem zweiten Spiel einen Treffer (insgesamt 16 in 30 Partien) - eine Quote, von der er in der österreichischen Bundesliga ein gutes Stück entfernt ist. Noch nie erzielte Schaub in einer Saison mehr als fünf Tore, und selbst bei den Vorlagen sah es in den letzten Jahren da nicht besser aus.

Vielleicht ist die verpasste Europapokal-Qualifikation für den talentierten Offensivspieler aber auch so etwas wie ein Segen.

Rapid hat etwas gut zu machen - und Schaub als Dreh- und Angelpunkt im Wiener Offensivspiel muss damit zwangsläufig auch im Liga-Alltag mehr Verantwortung übernehmen.

Es scheint zu fruchten: Rapid hat sich im Spitzentrio festgesetzt, und Schaub bereits drei Treffer und sechs Vorlagen beigesteuert. Hält Schaub diese Form, dann fehlt für den Schritt ins Ausland vielleicht ein bisschen weniger, als er sich im Sommer noch selbst bescheinigte.

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