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Vorhang auf - der Ball rollt wieder in der Bundesliga

Experten und Fans fiebern dem Bundesliga-Auftakt entgegen. Joachim Schnürer analysiert die Situation in Augsburg, Thomas Weinmüller setzt auf fünfte FC-Bayern-Meisterschaft in Folge. Von Thomas Hürner

Es war ein spannender Sommer für alle deutschen Fußballfans. Die deutsche Nationalmannschaft zog sich erst bei der Europameisterschaft in Frankreich, dann bei den Olympischen Spielen von Rio achtbar aus der Affäre. Der große Wurf blieb den deutschen Fußballern jedoch verwehrt, sie blieben ohne Titel. Doch das ist kein Grund zur Traurigkeit, die Fußball-Bundesliga steht wieder in den Startlöchern. Zum Auftakt empfängt der FC Bayern heute Abend den SV Werder Bremen (Anpfiff 20.30 Uhr).

Thomas Weinmüller, Vorsitzender des Bayern-Fanklubs De Road'n aus Sielenbach, blickt dem Saisonstart voller Spannung entgegen: „Die Vorfreude ist groß, die Bundesliga-Pause kam mir trotz der EM sehr lange vor." Durch die USA-Reise und die damit verbundene Zeitverschiebung sei es ihm in der Saisonvorbereitung darüber hinaus nur schwer möglich gewesen, immer auf dem Laufenden zu bleiben.

Haben sich die Bayern-Fans an die Meisterschaft gewöhnt?

Der 45-Jährige ist erstaunt darüber, wie ruhig es zuletzt um den FC Bayern in den Medien war. „Das war nicht immer so", erinnert er sich. „Vielleicht liegt das auch an Carlo Ancelotti." Der neue Bayern-Trainer polarisiert weitaus weniger als sein Vorgänger Pep Guardiola und überzeugt Weinmüller durch seine lockere Art. Für den Sielenbacher sei der Italiener genau die richtige Wahl, weil er den Kreativspielern im Kader mehr Freiraum lasse. „Ich erhoffe mir unter Ancelotti weniger Ballgeschiebe, schnelles Umschaltspiel über die Flügel und auch mal lange Pässe", sagt Weinmüller und fügt hinzu: „Das habe ich unter Pep vor allem in der letzten Rückrunde vermisst."

Aufsehen erregte dagegen der Transfer von Mats Hummels, der vom Erzrivalen Borussia Dortmund zurück an die Isar wechselte. Weinmüller gesteht: „Nach einigen Äußerungen im BVB-Trikot wollte ich ihn eigentlich nicht mehr bei uns sehen." Fußballerisch sei Hummels aber eine große Bereicherung, gemeinsam mit Jerome Boateng könnte er eines der besten Innenverteidiger-Duos Europas bilden. „In der Nationalmannschaft zeigen die beiden regelmäßig, wie gut sie harmonieren", sagt der 45-Jährige. Ein großes Fragezeichen sei für ihn jedoch der zweite Bayern-Neuzugang Renato Sanches von Benfica Lissabon. Weinmüller: „Ich kenne ihn zu wenig, hoffentlich ist er kein ewiges Talent wie einst Roque Santa Cruz." Keine Zweifel hat der Sielenbacher beim Anspruchsdenken als „Roter", er erwartet nicht weniger als die Meisterschaft. Daran habe man sich als Bayern-Fan schließlich gewöhnt, sagt Weinmüller.

Mit einem neuen Trainer startet auch der FC Augsburg in die Saison, für den zu Schalke 04 abgewanderten Markus Weinzierl ist nun Dirk Schuster im Amt. Der 48-Jährige arbeitete zuvor erfolgreich bei Darmstadt 98. Joachim Schnürer, lange Jahre selbst für den FCA am Ball, erwartet eine schwierige Saison für seinen Ex-Verein: „Aufgrund der vielen Abgänge bin ich derzeit ein wenig pessimistisch. Auch wird es noch ein paar Wochen dauern, bis die Handschrift des neuen Trainers zu erkennen sein wird." Als Ex-Landesliga-Trainer vom TSV Rain am Lech wisse er aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass die Saisonvorbereitung alleine nicht ausreicht, um den Akteuren eine neue Spielphilosophie zu vermitteln. Dies sei unabhängig von der Spielklasse, so Schnürer.

Für den 56-Jährigen ist Dirk Schuster aber eine gute Wahl. Er habe in Darmstadt bewiesen, dass er bei Vereinen mit niedrigem Budget gute Arbeit leisten kann. Schnürer: „Für einen Trainer ist Vertrauen das Wichtigste, ich hoffe, die Fans unterstützen ihn so, wie zuletzt Markus Weinzierl." Dessen Weggang nimmt ihm Schnürer indes nicht übel. Es sei wichtig, rechtzeitig den nächsten Schritt in der Karriereleiter zu machen, so der Inchenhofener.

Wird der FC Augsburg noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv?

Neben dem Abgang des Trainers sorgte der Wechsel von Innenverteidiger Ragnar Klavan, den es zum FC Liverpool zog, für reichlich Diskussionsstoff. Für Schnürer ein Spieler, der nicht leicht zu ersetzen sein wird: „Er war eine tragende Säule in der Abwehr und wird dem FCA fehlen." Er hoffe deshalb, dass der Verein noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv wird und adäquaten Ersatz verpflichtet. „Bei den heutigen Preisen ist das allerdings nicht einfach", sagt Schnürer. „Im Kampf um den Klassenerhalt ist aber gerade eine stabile Defensive unentbehrlich."

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