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FCA-Fans fiebern dem FC Liverpool entgegen

Jürgen Klopp gastiert morgen in der Europa League mit dem FC Liverpool in Augsburg. Experten und Anhänger aus dem Wittelsbacher Land freuen sich auf die historische Partie.

Von Thomas Hürner

Juni 2005, der letzte Spieltag in der Regionalliga Süd. Der FC Augsburg führt im heimischen Rosenaustadion mit 1:0 gegen Jahn Regensburg und es sind nur noch wenige Minuten zu spielen. Der Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga ist zum Greifen nah. Und dann passiert das Unvorstellbare: Jahn Regensburg dreht ein verrücktes Spiel und gewinnt mit 2:1. Alle Hoffnungen, die sich Fans und Verantwortliche des FCA gemacht hatten, waren auf einen Schlag zerstört. Fast elf Jahre später denkt fast niemand mehr an dieses Ereignis. Stattdessen steht der FC Augsburg vor dem Höhepunkt seiner Vereinsgeschichte. In der Europa-League-Zwischenrunde trifft das Team von Markus Weinzierl am Donnerstag (21.05 Uhr) auf den englischen Traditionsklub FC Liverpool.

Von vergangenen Erfolgen ist die Mannschaft von Jürgen Klopp zwar weit entfernt, der Mythos FC Liverpool begeistert Fußballfans aber immer noch. So geht es auch FCA-Anhänger Manuel Birkmeir aus Hollenbach. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung", sagt er im Hinblick auf die Partie gegen die „Reds". Birkmeir unterstützt seit über einem Jahrzehnt seinen FC Augsburg, hat seither alle Höhen und Tiefen miterlebt. Sein erster Stadionbesuch war besagte Partie gegen Jahn Regensburg. Darüber sagt der 26-Jährige heute: „Wie sich der Verein seitdem entwickelt hat, ist sensationell."

Pro Saison besucht Birkmeir etwa 30 FCA-Spiele im Stadion. Ob daheim oder auswärts, Liga oder Europapokal, Birkmeir ist fast immer dabei. Auch in der Augsburger Fanszene sieht der Hollenbacher eine positive Entwicklung: „Beim ersten Bundesliga-Auswärtsspiel in Berlin waren etwa 300 FCA-Anhänger dabei, heute sind es meistens fünfmal so viele." Birkmeir reiste in dieser Europa-League-Saison bereits zum Auswärtsspiel nach Bilbao, in allen Heimspielen stand er in der Fankurve. Auch am Donnerstag unterstützt der 26-Jährige Bobadilla und Co. in der WWK-Arena.

Birkmeirs persönlicher Höhepunkt als Fan folgt jedoch erst nächste Woche. Als einer von wenigen FCA-Fans hat er Karten für das Rückspiel in Liverpool an der legendären Anfield Road bekommen. „Ich kann es kaum abwarten, das wird einmalig", sagt er. Sportlich sei für den FCA auf jeden Fall etwas möglich, glaubt Birkmeir: „Das Hinspiel gewinnen wir 3:1, was dann passiert, werden wir sehen."

Ähnlich euphorisch klingt Joachim Schnürer, lange Jahre Vorsitzender beim TSV Inchenhofen, wenn er von der anstehenden Partie gegen die „Reds" spricht: „Für die gesamte Region ist das einfach großartig." Der 55-Jährige war selbst für den FCA in der 2. Bundesliga am Ball und hat die Entwicklung des Vereins genau verfolgt. Er sagt: „Was wir heute erleben, war vor 20 Jahren undenkbar." Die Erfolgsgeschichte sei vor allem mit Investor Walther Seinsch und richtigen strukturellen Maßnahmen zu verknüpfen.

Auch was die Bindung der Fans angeht, mache der FCA mit Freundschaftsspielen in der Region alles richtig. „Immer mehr junge Menschen fühlen sich mit dem Verein verbunden", sagt er und fügt hinzu: „Das ist wichtig, die Fans von morgen müssen heranwachsen." Daher sei es zwingend notwendig, dass der FCA noch lange Zeit erstklassig bleibt. Deshalb schätzt der Inchenhofener die Situation auch realistisch ein: „Die Spiele gegen Liverpool sind die Kür, entscheidend ist der Abstiegskampf in der Bundesliga." Schnürer hofft, dass sich die Augsburger gegen die Klopp-Elf achtbar aus der Affäre ziehen, möchte aber keinen Tipp abgeben. Er stellt klar: „Der Fokus muss auf dem Spiel am Sonntag gegen Hannover liegen, alles andere ist Makulatur."

Obwohl eigentlich eher Eishockey-Fan, ist auch Landrat Klaus Metzger FCA-Sympathisant. „Ich drücke den Augsburgern immer die Daumen", sagt er. „Schon als kleiner Junge habe ich Helmut Haller im Rosenaustadion bewundert." Als Einzugsgebiet von Augsburg profitiere der Landkreis Aichach-Friedberg von der unmittelbaren Präsenz des Bundesligisten. Dabei geht es vor allem um wirtschaftliche Aspekte: „Die Übernachtungszahlen in der Region gehen deutlich nach oben, seit der FCA in der 1. Bundesliga spielt", sagt Metzger. Und weiter: „Der Verein ist in der Region präsent, das Interesse wird immer größer."

Trotz der allgemein positiven Entwicklung gibt es keinen offiziellen FCA-Fanclub im Landkreis. Beim Bundesligisten kann man sich diesen Umstand auch nicht erklären: „Wir wissen nicht, warum es in diesem Landkreis keinen Fanclub gibt", sagt FCA-Pressesprecher Dominik Schmitz auf Nachfrage unserer Zeitung. „Es gibt aber viele Fans in diesem Landkreis, die gerne einen Fanclub gründen können. Das würde uns freuen."

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