In Lateinamerika, wo engagierte Staatsanwälte seit Jahren zahllose Skandale bei Öl- und Baufirmen enthüllen, stößt man bereits auf eine neue Dimension der Korruption. Dort wurden Fälle dokumentiert, bei denen nicht einfach Politiker geschmiert wurden, damit sie Bauprojekte absegnen und bei dubiosen Kostensteigerungen beide Augen zudrücken - einige Projekte wurden offenbar überhaupt erst in Angriff genommen, weil dabei Gelder abgezweigt werden konnten: Es wurden Raffinerien erworben, Fußballstadien errichtet und Städte umgeplant, obwohl alles gänzlich überflüssig war.
Das ist die größte Gefahr, die von einer wild wuchernden Offshore-Welt ausgeht: "political capture", die Übernahme der Politik durch eine neue Gesetzlosigkeit. Genau das, was passiert, wenn Milliardensummen steuerfreien Schmiergelds auf korrupte Politiker warten, anonym auf ein Offshore-Konto gezahlt. Und wenn diese Politiker im Gegenzug nur eines sicherstellen: dass der Geldfluss aus ihren Heimatländern in jene Steueroasen niemals versiegt.