Ben Salomo ist Rapper und gläubiger Jude - in der deutschen Musikszene eine ungewöhnliche Kombination.
Seit vier Jahren gibt Salomo außerdem Workshops über Antisemitismus, heute für Elft- und Zwölftklässler in Potsdam, organisiert von der deutsch-israelischen Gesellschaft.
Ben Salomo, Rapper: "Diese Verschwörungslegenden, insbesondere die antisemitischen, die bedienen das Gefühl, wenn man sich etwas nicht erklären kann. Unwissenheit und Dinge, die man sich nicht erklären kann, erzeugen eben oft auch Angst."Normalerweise ist Judenfeindlichkeit im Deutschrap Salomos Thema - doch darum geht es seit dem Angriff der Hamas auf Israel in seinen Vorträgen nur noch am Rande.
Ben Salomo, Rapper: Ben Salomo, Rapper: "Hier können sie sich formieren, oder ihre Anhänger Spendengelder sammeln und alle Warnungen, die wir an die deutsche Gesellschaft schon seit Jahren ausrichten, sind einfach nie gehört worden. Da kann ich berichten, von Dingen, die ich in meiner eigenen Community höre. Es fühlt sich für die Leute so an, eine Stimmung, kurz bevor Pogrome losgehen gegen sie." "Nicht nur, dass die Hamas diese ganzen Videos zur Terrorpropaganda verwendet, und sich daran aufgeilt, sondern sie kündigen jetzt einen weltweiten... Also Klimaaktivisten haben Fridays for Future, die haben so einen bloody Friday."Gegen diese islamistische Bedrohung im eigenen Land gehe Deutschland nicht konsequent genug vor.
Schüler: "Ich habe mit Tränen zu kämpfen gehabt, besonders als das mit Kindern erwähnt wurde, wie sie indoktriniert wurden. Ich wusste auch gar nichts, hatte kein Vorwissen. Ich bin sehr verstört, ich weiß nicht, wohin mit mir. Ich kann's nicht beschreiben, wirklich beeindruckend." Schüler: Ben Salomo, Rapper: "Aus deutschen Steuergeldern werden seit Jahren Millionen in diese Gebiete überwiesen. Und es wird nicht wirklich rechnungsprüferisch, wie Deutschland doch eigentlich sein kann, durchgeguckt, wohin das Geld fließt. Aber diese Terrororganisation, die nimmt natürlich diese Entwicklungshilfe und steckt sich das in die eigene Tasche, kauft davon Waffen, baut irgendwelche Terrortunnel, versucht die ganze Zeit, Raketen auf Israel zu schießen, indoktriniert ihre eigene Bevölkerung und die Führer dieser Hamas sind Milliardäre." "Ich fand's sehr spannend, mal einen direkt Betroffenen darüber zu hören, also wirklich direkte Meinungen und quasi eine andere Sichtweise. Und auch, wie sehr das erschüttert, das können wir aus der Distanz eigentlich oft schwer so überhaupt nachvollziehen."Eine Ursache des Hasses in Nahost liege in frühkindlicher Indoktrinierung. Salomo zeigt den Jugendlichen ein palästinensisches Propagandavideo, wir zeigen es nur gepixelt - in einem Kindergarten im Westjordanland spielen Kinder Krieg, Krieg gegen Israel.
Ben Salomo, Rapper: "In derRap-Szene kommen Jugendliche, junge Erwachsene aus so vielen verschiedenen Teilen Deutschlands, auch aus so vielen verschiedenen Schichten und Hintergründen Deutschlands zusammen. Und das bedeutet, das ist eigentlich ein Einblick in diese jeweiligen Milieus. Und wenn wir anfangen zu hören, was die Leute rappen, was die Leute sagen, was die Leute in ihren Interviews von sich geben, dann erfahren wir, was sie denken. Und wenn wir erfahren, dass sie sehr, sehr demokratiefeindliche, antisemitische Ansichten haben, dann ist das eigentlich ein Alarmsignal für unsere Gesellschaft. Denn diese Jugendlichen werden irgendwann erwachsen, sind Wähler, lehnen die Demokratie gänzlich ab."Für die Schüler ein in dieser Form neues, bewegendes Thema.
Salomo erreicht die Jugendlichen über die Emotion, kommt aber auch immer wieder auf die politische Ebene zurück. Sein Vorwurf an die deutsche Politik: Sie schaue in Nahost nicht genau genug hin, etwa wenn es um Entwicklungshilfe gehe.
Schülerin: "Meine ganze Klasse weiß, dass ich Jüdin bin. Und sie provozieren mich mit Absicht. Manche machen irgendwelche Witze, die ehrlich unakzeptabel sind." Schülerin:Ich war mal draußen im Sommer und da haben irgendwelche Jungs gesagt, ich vermute so Sechstklässler, Jude, du sollst nicht töten. Ich gucke auf die so: Okay. Was zur Hölle? Das war nicht so eine Situation, bei der man sich große Sorgen machen sollte. Das war einfach so: Oh mein Gott, Jude? Wow."Es geht um rund 340 Millionen Euro, die bislang jährlich aus Deutschland kamen - Geld für Entwicklungsprojekte und nicht für Terroristen, betonen die zuständigen Ministerien. Nun steht alles auf dem Prüfstand, Ausgang offen.
In seiner Musik setzt sich Jonathan Kalmanovich - so Ben Salomos bürgerlicher Name - immer wieder mit Israel, Religion und Antisemitismus auseinander. Der 45-Jährige wurde in Israel geboren und ist in Deutschland aufgewachsen. Bekannt wurde er vor allem durch seine Veranstaltungen "Rap am Mittwoch". Seit seiner Jugend habe er sich gegen Antisemitismus zur Wehr setzen müssen, auch und besonders in der Rap-Szene. Vor fünf Jahren habe er sich aus der Szene zurückgezogen. Deutschrap sei eine Art Frühwarnsystem für die Gesellschaft.
Das Miteinander zwischen Juden und Nichtjuden - nicht nur im Nahen Osten problembeladen, sondern auch auf deutschen Schulhöfen. Doch Lehrer würden sich teilweise nicht trauen, ihn einzuladen, sagt Ben Salomo.
Zwei junge Frauen aus der jüdischen Gemeinde Potsdam, die heute ebenfalls zu dem Vortrag gekommen sind, erleben Anfeindungen an ihrer Schule.
Beispiele, die wieder einmal zeigen: Antisemitismus ist für viele Juden in Deutschland Alltag, auch auf dem Schulhof. Dagegen will Ben Salomo mit seinen Workshops angehen.