Seit dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober werden sie vermisst: Zehn Mitglieder einer israelischen Familie, fast alle haben eine zweite Staatsbürgerschaft, vier davon sind Deutsche. Angehörige gehen davon aus, dass die Terroristen sie als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt haben. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es noch nicht. Sie alle befanden sich am Samstagvormittag in dem Kibbutz Beeri, nur rund fünf Kilometer entfernt von der Grenze zu Gaza. Es handelt sich um die Eltern, die Schwester, die dreijährige Nichte und den achtjährigen Neffen von Shaked Haran.
Shaked Haran, Rechtsanwältin: " Mein Bruder hat meinen Vater angerufen und zu diesem Zeitpunkt haben sie geantwortet und gesagt, dass sie alle zusammen im Schutzraum sind, alle acht. Gegen elf Uhr dreißig haben wir dann zum letzten Mal etwas von ihnen gehört. Mein Vater schrieb meinem Bruder, dass sie in Schwierigkeiten stecken und dass sie uns alle lieben."
Der Kibbutz Beeri war einer der ersten Orte, die von den Terroristen angegriffen wurden. Videos in den sozialen Medien sollen zeigen, wie Bewohner abgeführt werden. Mittlerweile melden die Rettungskräfte mehr als 100 Tote in dem völlig zerstörten 1000-Einwohner-Ort. Auch das Haus der Eltern von Shaked Haran wurde niedergebrannt.
Shaked Haran, Rechtsanwältin: "Sie haben aber keine Leichen oder Blut in dem Haus gefunden. Im Moment vermuten wir, und das haben wir in ähnlicher Form auch von Nachbarn meiner Eltern gehört, dass sie das Haus niedergebrannt haben, um sie als Geiseln zu nehmen, dass sie sie mit vorgehaltener Waffe weggebracht habe."Ein Freund der Familie habe immer wieder versucht, ihren Vater anzurufen. Nach rund einhundert Versuchen sei schließlich jemand an dessen Mobiltelefon gegangen.
Shaked Haran, Rechtsanwältin: "Jemand antwortete auf arabisch und jemand rief: Geisel, Geisel, Gaza! Gilad Schalit! Und legte auf."Elf Familienmitglieder werden möglicherweise in Gaza gefangen gehalten - der älteste ist ein Pflegefall, zwei sind noch Kinder. Quälende Ungewissheit, seit Tagen. Und das Gefühl, im Chaos des Krieges vergessen zu werden.
Shaked Haran, Rechtsanwältin: "Alles konzentriert sich jetzt auf dem Krieg und nicht auf die Begleitumstände. Deswegen glaube ich, dass es jetzt die Möglichkeit für Länder gibt, die nichts mit dem Krieg zu tun haben, etwas für die Geiseln zu tun. Die Kinder sind Deutsche, meine Schwester, meine Mutter, wir beten und hoffen, dass Deutschland sich einschaltet, um zumindest die Kinder da rauszuholen."