An unscheinbaren Orten fängt sie an, die Roboterisierung der Landwirtschaft, zum Beispiel auf dem Zuckerrübenfeld von Bio-Landwirt Reiner Bohnhorst im niedersächsischen Oldendorf.
" Eigentlich ist das wegweisend... dass es einfach leise, still und sachte hier entlangläuft, dass da keine Emissionen stattfinden. "
Die solarbetriebene Maschine heißt "Farmdroid" und erledigt sowohl die Aussaat der Zuckerrüben, als auch deren Pflege, das Unkraut-Hacken, auf einer Arbeitsbreite von drei Metern.
Dafür merkt sich der Roboter, wo er eine Rübenpflanze gesät hat und hackt in der Reihe alles andere weg. Bisherige Maschinen konnten nur entlang der Reihe hacken, das Unkraut in der Reihe musste per Hand entfernt werden.
Reiner Bohnhorst, Biohöfe Oldendorf
" Handarbeit ist sehr teuer und das versucht man durch Maschinen zu ersetzen und deswegen ist der Roboter für Ökobetriebe besonders interessant, weil wir keine andere Möglichkeit haben, irgendwas gegen das Unkraut zu machen als mit der Hand oder der Maschinenhacke. "
Bohnhorst hat so viel Unkraut in seinem Acker, dass er bislang rund 200 Stunden pro Hektar für das Hacken brauchte. Dafür hat er bis zu 20 rumänische Hilfsarbeiter pro Saison eingestellt. Mit dem Farmdroid hofft er, rund die Hälfte der Arbeitszeit einzusparen, trotz der gemächlichen 900 Meter pro Stunde Spitzengeschwindigkeit. So sollen sich die rund 70.000 Euro Anschaffungskosten bezahlt machen.
Andere Betriebe haben eine größere Ersparnis, es kommt immer auf die konkreten Bedingungen jedes Feldes an. Das ist für Bohnhorst und andere Roboter-Pioniere die große Herausforderung: die Maschine richtig auf den Boden, das Wetter und die Pflanzen des Einsatzortes einzustellen. Immer wieder gibt es Probleme.
Reiner Bohnhorst, Biohöfe Oldendorf
" Die Frage ist immer, erwischt er die Rüben oder nur das Kraut. Weil der Acker nicht ganz eben ist und weil die Saatgutablage noch ein bisschen genauer hätte sein können und weil wir eben in den letzten Wochen sehr viele Niederschläge hatten und die Rüben freigespült wurden zum Teil, ist die Einstellung echt mühsam und schwierig. "
So kommt es, dass Bohnhorst doch viel Zeit mit seinem Roboter auf dem Feld verbringen muss, obwohl der - im Idealfall - völlig autonom arbeiten könnte, zumindest solange er genug Sonnenenergie in seinen vier Akkus hat, manchmal bis in die Nacht hinein.
An der Technischen Universität Braunschweig untersuchen Forschende, wie Roboter die Landwirtschaft verändern können.
Jan Schattenberg, TU Braunschweig
" Die Maschinen, die wir heute haben, sind auf Leistung angelegt. Das lässt sich aber mit einer anderen Energieform als den Dieselmotor schlecht darstellen. Wenn wir da nachhaltiger werden wollen, brauchen wir andere Konzepte, und da seh ich schon die Robotik als eine Möglichkeit, nicht die ausschließliche, aber sie wird Einzug halten, für Nischenanwendungen. "
Eine Studentengruppe entwickelt an der TU Braunschweig einen eigenen Feldroboter, der sich in internationalen Uni-Wettkämpfen messen soll. "Helios" kann sich mit Laserscannern in den Reihen eines Maisfeldes zurechtfinden, und mit seinen Kameras Unkräuter erkennen. Test auf einem nahegelegenen Feld.
Jan Schattenberg, TU Braunschweig
" Es gibt sehr kleine Roboter wie unseren Helios. Und größere, die vielleicht 6-7 Reihen bearbeiten können. Das ist standortabhängig, aber man kann es sehr schön skalieren, welcher Roboter der richtige für die verschiedenen Anwendungen ist. "
Eine größere Arbeitsbreite als der Helios hat der "blue bob". Der Prototyp der Firma Strube soll sich, ähnlich wie der Farmdroid, um die chemiefreie Unkrautbekämpfung in Zuckerrüben kümmern, vollelektrisch und autonom. Das Besondere ist die eingebaute Künstliche Intelligenz. Denn der "blue bob" soll lernen, jede Pflanze auf den Aufnahmen seiner Multispektralkameras zu erkennen.
Christian Hügel, Strube
" Diese Bilder werden von einer Software analysiert, und für jede einzelne Pflanze wird entschieden, ist es eine Nutzpflanze oder eine Unkrautpflanze und alle Unkrautpflanzen werden entfernt, und damit erreichen wir einen möglichst sauberen Acker. "
2023 soll der Roboter auf den Markt kommen, Preis: noch unbekannt.
Zurück bei Reiner Bohnhorst und seinem "Farmdroid". Weil der Roboter nicht weiterfahren wollte, hat der Bio-Landwirt den Kundendienst angerufen.
Irgendwas stimmt mit der Satellitenverbindung nicht.
Reiner Bohnhorst, Biohöfe Oldendorf
" Wenn man ab und zu mal was mit dem Computer zu tun hat, und das hat ja fast jeder, dann weiß man, wie oft was nicht funktioniert. "
Noch ist Bohnhorst einer der Farmdroid-Pioniere, in seiner Whatsapp-Gruppe der Roboter-Besitzer gibt es bislang nur rund ein Dutzend Mitglieder in ganz Norddeutschland.
Reiner Bohnhorst, Biohöfe Oldendorf
" Viele belächeln das auch, und es ist ja auch mit Pleiten, Pech und Pannen verbunden. Wenn man so eine neue Technologie einsetzt, muss man damit rechnen, dass nicht immer alles gleich funktioniert. "
Trotz der technischen Widrigkeiten bereut Reiner Bohnhorst den Schritt zur Automatisierung nicht. Und auch für konventionell wirtschaftende Betriebe dürften Hack-Roboter über kurz oder lang eine Alternative zu chemischem Pflanzenschutz werden. Spätestens wenn die Regelungen zu deren Einsatz verschärft werden.