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torial Blog | Self-Publishing: In zehn Schritten zum E-Book-Verleger (Teil 1)

Richard Gutjahr macht es. Matthias Matting macht es. Paul Bradshaw macht es. Drei Journalisten, die E-Books schreiben - und selbst vermarkten. Drei von Tausenden digitalen Selfpublishern. Von der Themenwahl über die Nische bis zur Kalkulation: Hier sind die Tipps 1 - 5, wie Sie selbst zum E-Book-Verleger werden.


1. Thema: Wozu habe ich was zu sagen?

Am Anfang steht das Wort. Heißt es schon in der Bibel. Und wovon soll Ihre Bibel, ok ihr Buch, handeln? Legen Sie als erstes fest, worüber Sie schreiben wollen. Hobby, Beruf, eine bestimmte Person, Organisation etc. Welche Art von Buch soll es werden? Ein Roman, ein Sachbuch, ein Lehrbuch, eine Mega-Reportage, die sogar als E-Book trägt?


2. Ziele: Was will ich mit dem Buch erreichen?

Warum wollen Sie ein Buch schreiben? Aus reinem Spaß, zur Selbstverwirklichung - vielleicht weil ein klassischer Verlag Ihr Manuskript abgelehnt hat? Oder geht es eher um Positionierung und Profilierung als Experte? Das Buch als Vertiefung und Zusammenfassung der oft flüchtigen Social-Media-Aktivitäten. Ein Buch oder gar eine Buchserie kann ein wesentlicher Baustein in der Selbstvermarktungsstrategie sein - wie man am E-Book-Experten Matthias Matting oder am Journalistentrainer Paul Bradshaw sehr gut sehen kann. In diesen beiden Fällen kommt dann auch noch das Geldverdienen dazu, auch das ist natürlich ein legitimes Ziel, das aber nicht so ohne weiteres erreicht werden kann.


3. Nische: Abseits der ausgetretenen Pfade

Bevor Sie auch nur eine Zeile schreiben: Recherchieren Sie genau, was es zu Ihrem Thema schon gibt. Ein Blick auf amazon.de hilft schon viel weiter, hier kann man genau nach bestimmten Kategorien und Unterkategorien schauen. Natürlich bietet sich auch die Suche in Bibliothekskatalogen an, vor allem im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.

Niemandem ist geholfen, wenn Sie die fünfte Abhandlung zum... schreiben. Es sollte schon ein neues Thema sein oder zumindest ein neuer Zugang zu einem bekannten Thema. Finden Sie in dieser Phase einen aussagekräftigen Titel. Im Zeitalter des Internets eher nicht so spielerisch. Sie wollen gefunden werden, wenn Leute online nach Schlagworten zu Ihrem Thema suchen, also verwenden Sie diese Schlagworte im Titel oder zumindest im Untertitel.

Eminent wichtig ist in diesem Stadium auch die Frage: Wer ist meine Zielgruppe? Für wen genau schreibe ich? Je genauer Sie Ihr Publikum vor Augen haben, desto leichter werden Sie sich im Endeffekt tun.


4. Inhalt: Wie ist mein Buch aufgebaut?

Sie haben eine Idee und auch eine noch nicht abgegraste Nische? Fein. Dann geht es jetzt darum, eine Gliederung aufzustellen, denn es macht keinen Sinn, einfach ins Blaue hineinzuschreiben. Legen Sie die Kapitel und Unterkapitel fest, ohne sich zu sehr zu verzetteln. Es müssen nicht alle Aspekte festgehalten sein, die ergeben sich noch im Laufe des Schreibens. Aber ein roter Faden sollte sich anhand der Gliederung schon erkennen lassen.


5. Kalkulation: Aufwand, Kosten und Preis schätzen

Sie müssen wissen, a) wie viel Zeit Sie für Ihr Buchprojekt brauchen und b) wie es mit dem Budget aussieht.

a) Zeit

Schreiben: Wollen Sie erstmal mit einer überschaubaren Menge an Inhalt beginnen, erste Erfahrungen als Self-Publisher sammeln und dann eventuell mit einem zweiten Teil nachlegen? Wie diszipliniert schreiben Sie? Mit dem Schreiben ist es aber noch lange nicht getan. Im Prinzip müssen Sie alle Leistungen, die sonst aus Verlagshand kommen, selbst stemmen oder dafür eigene Leute suchen, vor allem:...

Lektorat: Beim eigenen Text ist man einfach betriebsblind oder in lieb gewonnenen Formulierungen verfangen. JEDER Text, egal ob Bericht, Reportage oder eben Buch profitiert von einem guten Lektor.

Design: Wenn ihr Buch optisch im Kleid einer Dissertation daherkommt, wird es vermutlich ein Ladenhüter bleiben. Zumindest das Cover sollte optisch ansprechend gestaltet sein. Mit einem aussagekräftigen Bild oder einer neugierig machenden Grafik oder Illustration. Das schadet natürlich auch im Innenleben des Buches nicht.

Vertrieb: Wenn Sie den Vertrieb selbst in die Hand nehmen, müssen Sie Ihr Buch bei zahlreichen Händlern anmelden, das kostet Zeit. Alternativ können Sie auch einen Distributor damit beauftragen, das spart Zeit, mindert aber Ihre Gewinnspanne. Mehr dazu im zweiten Teil.


Die Einschätzung, wie lange das alles dauert, ist sehr schwierig. Sie hängt davon ab, wie gut Sie sich selbst kennen - und die Leute, die Sie gegebenenfalls beauftragen. Wie viel haben Sie während der Zeit des Buchschreibens sonst noch zu tun? In der Regel werden selbst verlegte Bücher eher nebenbei geschrieben, das kann sich also ziehen. Wie lange brauchen Sie für 1000 Zeichen in der Regel? Wie viele Zeichen soll Ihr Buch grob haben? Rechnen Sie das auf das gesamte Buch hoch - und schlagen Sie einen Sicherheitspuffer von mindestens 30 Prozent oben drauf. Das gleiche gilt für Lektorat, Design und Vertriebsaktivitäten. Rechnen Sie alle Posten zusammen - und schlagen Sie auf die Gesamtsumme nochmal etwa 20 Prozent drauf. Sonst geht es Ihnen schnell wie Jens Weinreich, der per Krautreporter fleißig Geld für seinen IOC-Thriller "Macht, Moneten, Marionetten" sammelte, ein Erscheinen für September 2013 ankündigte - das E-Book aber bis heute nicht vorgelegt hat.


b) Finanzen

Fürs Schreiben entlohnen Sie sich selbst (dazu später mehr). Wenn Sie einen professionellen Lektor engagieren, werden dafür zwischen fünf und acht Euro pro Normseite (1500 Zeichen) fällig. Wenn wir beim 200.000-Zeichen-Beispiel bleiben, wären das also 133 Normseiten, die zwischen 666 und 1066 Euro kosten würden. Die Kosten der Covergestaltung hängen davon ab, wie komplex die Anforderung ist - und wie gut Sie den Designer bzw. Art Director kennen. In der Regel werden hier zwischen 50 und 300 Euro fällig. Planen Sie abschließend noch Herstellungskosten von 50 bis 100 Euro ein. Macht unter dem Strich eine Spanne von etwa 700 bis 1500 Euro.

Das wollen Sie natürlich durch den Buchverkauf wieder reinholen. E-Books haben viel geringere Herstellungskosten als gedruckte Bücher, das wirkt sich auch auf den Verkaufspreis aus. Für ein 100.000 Zeichen-Werk sind im Sachbuch-Sektor 2,99 Euro üblich, bei längeren Werken auch fünf Euro. Die wenigsten E-Books kosten mehr als acht Euro.

Im zweiten Teil geht es dann um die Schritte 6 - 10 Schreiben, Lektorat, Layout, Distribution und Marketing.

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