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Funken sprühen beim Jubiläum

Traute Zweisamkeit: Seit 1962 sind Ingrid Grab, geborene Puhlmann, und Franz Grab verheiratet. All die Briefe und Postkarten, die sich die beiden einst schrieben, haben sie aufgehoben. © Foto: MOZ/Jörn Tornow

Jedes Jahr wird am 14. Februar die Liebe zelebriert. Aus diesem Anlass widmet sich das Oder-Spree Journal einem besonderen Liebesbeweis: dem Liebesbrief. In einer losen Serie bis zum Valentinstag werden Briefe samt der Geschichten dahinter vorgestellt.

Ingrid und Franz Grab haben sie alle aufgehoben: Die Briefe und Postkarten, die sie einander zwischen 1960 und 1962 geschrieben haben. Gelesen haben sie ihre Briefe nach all den Jahren nicht wieder. "Das ist alles noch im Kopf", erklärt Franz Grab. Seine Frau nickt. Kennengelernt haben sich die beiden 1956 an der Berufsschule für Landwirtschaft in Müllrose. Ineinander verliebt haben sie sich einige Jahre später. "Gefunkt hat es bei der 700-Jahrfeier in Müllrose im August 1960", informiert Franz Grab und schmunzelt.

1941 im ehemaligen Jugoslawien geboren kam er 1945 nach Müllrose. Dort wuchs er bei seinen Großeltern auf. Nach dem Besuch der Schule und der Berufsschule, meldete er sich bei der Armee und fing im Februar 1959 bei der Grenzpolizei an zu arbeiten. "Freiwillig", wirft seine Frau ein. Bereut hat er den Schritt nicht, auch wenn er im Hinblick auf seinen Arbeitsort getäuscht wurde. Denn er ging davon aus, dass er in Frankfurt (Oder) eingesetzt würde, stattdessen kam er nach Rustenfelde in Thüringen, wo er die Westgrenze zu bewachen hatte.

Als "alter Müllroser", wie er selbst sagt, bekam er damals eine Einladung zur Jubiläumsfeier - und von seinem Arbeitgeber den Urlaub, um den Feierlichkeiten beizuwohnen. Auch Ingrid Grab, die 1941 in Dammendorf unter dem Namen Puhlmann geboren wurde, nahm an der Feier mit einer Freundin teil. Am Abend wurde in der Gaststätte Lamm gegenüber der Mühle in Müllrose zum Tanz geladen, erinnert sie sich freudig. Unter den Anwesenden: auch Franz Grab. Die beiden Bekannten von früher kamen ins Gespräch und verlebten schöne Tage gemeinsam - immerhin wurde eine Woche lang der 700. zelebriert.

Nach der Rückkehr nach Thüringen war er es, der den ersten Schritt unternahm und einen Brief an Ingrid Grab verfasste. "Ich habe geschrieben, dass ich gut gelandet bin", erzählt er. So ging es hin und her zwischen ihm und ihr. Täglich wurde bei der Armee Post verteilt. "Mindestens einmal in der Woche war ein Brief für mich dabei", berichtet Franz Grab. "Die Freude war groß", fügt er an.

Wie viele Briefe und Postkarten während seiner Dienstzeit zusammengekommen sind, haben die beiden nie gezählt. Gesehen hat sich das junge Paar in der Anfangszeit seiner Beziehung nur selten. 30 Urlaubstage hatte Franz Grab im Jahr, zwei- bis dreimal jährlich kam er in die Heimat, um seine Großeltern und die Freundin zu besuchen.

Der Dienst endete im März 1962. Franz Grab zog wieder nach Müllrose. Am 15. Juni desselben Jahres heiratete das Paar. Gefeiert wurde in der heutigen Stube der beiden in Dammendorf. Die Eltern von Ingrid Grab hatten das Haus mit Scheune 1948 selbst gebaut und es 1951 bezogen. Anfangs wohnte die gesamte Familie im Haus.

Nach der Berufsschule hatte Ingrid Grab begonnen, in der "Kistenbude" im Ort zu arbeiten. Hier wurden Fleischkisten und Bierkästen hergestellt, erzählen die beiden. Bis 1963 arbeitete die geborene Dammendorferin in dem Betrieb. Am 3. Mai kam die erste Tochter des Paares auf die Welt, am 30. August 1968 die zweite. Heute leben beide ganz nah bei ihren Eltern. Die Enkelkinder - vier an der Zahl - hat es in die Schweiz, nach Berlin und Müllrose verschlagen, der jüngste lebt noch zu Hause. "Wenn wir alle zusammenkommen, sind wir 18 Mann", erzählt Ingrid Grab.

Sie hat nach der Geburt ihrer Töchter in einem Ersatzteillager für Landmaschinen in Grunow gearbeitet - Franz Grab hat Karriere bei der Reichsbahn gemacht - vom Schrankenwärter über den Rangierer und bis zum Fahrdienstleiter.

Illusionen machen Ingrid Grab und ihr Mann sich indes nicht. Eine Ehe bedeutet auch Arbeit und Eingeständnisse. "Es ist nicht alles Gold was glänzt", sagt Ingrid Grab. Ihr Mann pflichtet ihr bei: "Man sollte die Flinte nicht gleich ins Korn werfen, wenn es schwierig wird."

Haben auch Sie noch alte Liebesbriefe aufbewahrt? Dann kontaktieren Sie uns bitte in Beeskow unter Tel. 03366 40250, per Mail unter beeskow.red@moz.de oder in Eisenhüttenstadt unter Tel. 03364 403850, per Mail unter eisenhuettenstadt-red@moz.de

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