Leipzig. Sie haben einen mageren Zähler geholt, mehr als sieben Gegentore im Schnitt kassiert und in 22 Spielen nur neunmal einen Torschrei angestimmt. Die Rede ist vom Damenteam der SG Lausen, Tabellenletzter der Stadtliga Leipzig. Doch wer meint auf hängende Köpfe in der Kabine zu treffen, irrt gewaltig. "Wir stehen immer wieder auf, bei uns ist immer gute Stimmung", sagte Katja Sowinski (34), Kapitän und Torfrau in Personalunion. "Das Zusammensein steht im Vordergrund" betont Trainer Sven Ludwig. Und Libero Kessy Hübsch (22) meint: "Egal, ob Sieg oder Niederlage: Wir sitzen nach jedem Spiel zusammen, unterhalten uns und essen auch mal ein Stück Kuchen."
Nur fand das süße Schlemmen zuletzt oft nach Pleiten statt. 0:10 hieß es gegen den SV Tapfer und Böhlitz-Ehrenberg, 0:14 gegen FFV Wacker II und Schkeuditz. "Wir wissen gar nicht, was wir machen sollen, wenn wir mal gewinnen", witzelt der Trainer. Der letzte Dreier glückte zu Beginn der Vorsaison - ein 3:1 gegen Böhlitz-Ehrenberg. 21 von 22 Partien gingen dieses Jahr verloren. Ein Lichtblick am 8. Spieltag: 0:0 gegen den LSV Störmthal, wegen Ausfällen wieder mal mit einer Notelf. "Schwangerschaft, Verletzung, Arbeit", sagt Sven Ludwig trocken in die Damenrunde. "Wie das bei Frauen eben so ist." Seine Mädels lachen. Man kennt sich, man mag sich, da darf er - oder Assistent Marco Neumann - auch mal nen Spruch klopfen.
Um Spiele in Unterzahl künftig zu vermeiden, wird händeringend Nachwuchs gesucht. Wer mindestens 16 Jahre alt ist und Spaß am Kleinfeldfußball hat (Sieben-gegen-Sieben), ist zum Training willkommen. "Bei uns geht es sehr familiär zu, wir unternehmen total viel zusammen", meint Katja Sowinski, die nicht bei allen der 155 Gegentore im Kasten stand, wie sie grinsend betont. Bowling, Kanu, Kleinmesse - da sind auch mal die Kinder dabei. "Wir sind ein richtiger Mutti-Verein", sagt Kessy Hübsch.
Trotzdem ist der Ehrgeiz da: Nächstes Jahr soll die Rote Laterne endlich weg, nach fünf langen Jahren. 2006/2007 waren sie sogar mal Vizemeister in Lausen, danach gab es einen Umbruch - und die Misere nahm ihren Lauf. Wenn man einmal unten drin steht, kommt eben noch Pech dazu. "Wir können es eigentlich, wir sind besser als die Tabelle" betont Cindy Eilenstein (34).
Wie könnte er gelingen, der Weg aus dem Stadtliga-Keller? Da sind sich alle einig: nicht so schnell von Gegentoren verunsichern lassen und konstant die Leistung abrufen. Egal, wie der Gegner heißt. Zum Sportfest war das die SG Droyßig. "Die haben wir in der Vorbereitung geschlagen", da muss Sven Ludwig wieder lachen. "Deswegen haben wir die zum Freundschaftsspiel eingeladen." Am Ende ist das Ergebnis nicht so wichtig. Bei der SG Lausen haben sie ihren Humor nicht verloren und nehmen auch Niederlagen nicht so ernst. Das ist sympathisch und sollte es im Sport viel häufiger geben.