Unter den geladenen Gästen aus der Welt des Sports herrschte Einigkeit: Ein gutes Ärzte-Netzwerk ist grundlegend für eine erfolgreiche Karriere. Das müsse bereits im Jugendalter gewährleistet sein - man verliere durch frühe Verletzungen viele Talente.
Leipzig. Risikofaktoren erkennen, Verletzungen vorbeugen und im Ernstfall schnell die richtige Therapie finden. Den Wünschen eines Leistungssportlers kann ein einzelner Mediziner kaum nachkommen, weshalb gute Kooperationen und ein funktionierendes Netzwerk umso wichtiger werden. Um die Sorgen und Nöte von den Athleten besser zu verstehen, hat das Sportsymposium Leipzig auch in diesem Jahr wieder ehemalige und aktive Profiathleten eingeladen, um auf der Ärztetagung über ihre Erfahrungen zu sprechen.
Unter den geladenen Gästen aus der Welt des Sports herrschte Einigkeit: Ein gutes Ärzte-Netzwerk ist grundlegend für eine erfolgreiche Karriere. Jens Doberschütz, Ruder-Olympiasieger von 1980, schätzte seine Betreuung im SC DHfK Leipzig damals sehr. Der heutige Leiter mehrerer Schwimmbäder in der Messestadt ist fest mit dem Reha-Sport verankert. „Die Gesundheit ist das höchste Gut der Gesellschaft, sie zu erhalten ist unsere wichtigste Pflicht", erklärt Doberschütz und ergänzt: „Ein Satz, den ich bestimmt schon vor 20 Jahren gesagt habe, der aber heute mehr gilt denn je."
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Der ehemalige Spitzenathlet hatte persönlich kaum mit Verletzungen zu kämpfen. „Im Rudern geht es immer in die selbe Richtung, da verdreht man sich eher den Nacken", scherzt der 63-Jährige auf dem Sportlertalk in der City Tagung Leipzig. Dennoch macht er sich große Sorgen, um die Betreuung von Athleten, besonders im Nachwuchs. „Wir verlieren zwischen dem 14. und dem 18. Lebensjahr unglaublich viele Talente durch Verletzungen - hier greift das Profisystem noch nicht. Die Betreuung ist oft nicht ausreichend", so Doberschütz.
Ein Punkt, bei dem die zweifache Olympiasiegerin im Rudern, Anett Schuck, ihrem ehemaligen Coach nur beipflichten kann. „Im Nachwuchsbereich scheiden fast alle Athleten aus, häufig aus gesundheitlichen Gründen - ob es jetzt an Verletzungen, der Psyche oder Überlastung liegt", sagt die heutige Kanu-Trainerin und Lehrerin am Sportgymnasium.
Ungeduldiges Warten aufs Training
Moderatorin Jennifer Oeser, selber ehemalige Olympiateilnehmerin im Siebenkampf, lobt das Netzwerk, das die Organisatoren von der Deutschen Gesellschaft Zahn- und Medizin für Sportler (DGZMS) aufgestellt haben. „Als wir jung waren, gab es das noch nicht", sagt die 36-Jährige. „Jetzt tut dir das Bein weh und dir wird empfohlen auch deinen Kiefer durchchecken zu lassen", erzählt sie und leitet über auf eine Spitzensportlerin, die aktuell ebenfalls ein gutes Netzwerk aus Ärzten benötigt, um im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein zu können.
Die schwangere Hürdenläuferin Cindy Roleder war persönlich aufgrund der Corona-Pandemie nicht vor Ort. Stattdessen wurde die 31-Jähirge per Videochat zugeschaltet. „Ich habe eine Hebamme gefunden, die bereits mehrere Leistungssportlerinnen betreut hat", erzählt die Chemnitzerin. Ihre Ärzte seien aber alle sehr vorsichtig. Seit der 25. Schwangerschaftswoche sei Krafttraining vom Tisch und wurde durch Joga und Spaziergänge ersetzt. „Wichtig ist, dass der kleine Zwerg gesund zur Welt kommt", sagt Roleder.
Erst danach wolle sie sich wieder auf ihr Olympiaziel konzentrieren. Lange gedulden will sie sich mit dem Training aber nicht. „Meine Ärzte haben empfohlen, nach der Entbindung sechs Wochen im Bett zu liegen. Das schaffe ich überhaupt nicht", scherzt die Hürdenspezialistin. Ihr ambitioniertes Ziel: Nach 14 Tagen wieder langsam mit dem Training beginnen.