Der Spielbetrieb im regionalen Fußball ruht mindestens bis zum 19. April. Während die Aktiven zur Untätigkeit verdammt sind, arbeiten die Greenkeeper eifrig an den Rasenplätzen und freuen sich über die unverhoffte Ruhe für die grünen Halme.
Leipzig. So sehr das „Corona-Abseits" auf's Gemüt der Fußballer drückt, es gibt eine mitunter viel zu wenig beachtete Gruppe, die der Zwangspause durchaus Positives abgewinnen kann: Es sind die Platzwarte, neudeutsch Greenkeeper. Gehört der Monat März üblicherweise zu den problematischsten für die Rasenpfleger, können sie diesmal in aller Ruhe arbeiten. Problematisch ist der März meist, weil die Winterfolgen am Rasen zu beseitigen sind. Heißt, es ist zu vertikutieren (lüften), bald auch zu mähen, zu düngen, gegebenenfalls zu glätten oder gar zu walzen.
Normalerweise wird dies durch die nach dem Winter wieder einsetzende starke Nutzung der Plätze zwangsläufig etwas konterkariert. Die Platzwarte müssen also sehen, dass sie ihre Arbeit gut eintakten, damit sie durch Spiele und Training nicht gleich wieder zunichte gemacht wird. Doch diesmal ist alles anders. „Die Plätze kommen zur absoluten Ruhe, wodurch man sich sehr intensiv um alles kümmern kann", beschreibt Sven Kraft den derzeitigen Zustand. Er ist Platzwart im Tauchaer Stadion an der Kriekauer Straße und freut sich durchaus ein wenig mit saloppem Hinweis: „Jetzt latscht keiner zwischendurch auf dem Rasen rum."
DURCHKLICKEN: Leipzigs Rasenplätze erholen sich gerade
Zugleich verweist er darauf, dass im Frühjahr aber auch jede Menge andere Dinge auf dem Sportgelände zu erledigen sind. Gut ist, dass er nun auch dafür mehr Zeit hat, mehr Ruhe. „So kann man alle Pflegemaschinen wie Rasenmäher fit machen, ohne gestört zu werden." Außerdem gibt es hier mal etwas zu streichen, da etwas auszubessern. All das geht momentan besser. „Und das Vertikutieren des Rasens, das für Ostern vorgesehen war, können wir jetzt vorziehen, auch wenn es eine Firma macht", erklärt Kraft, der trotz allem hofft, dass die „Corona-Krise" nicht allzu lange dauert. Er ist selbst einfach zu sehr Fußballer.
Durchgängig englische Wochen nicht machbar
Bei Lipsia Eutritzsch teilen sich auf dem Sportplatz an der Leipziger Thaerstraße vier Mann (Mini-Jober und Ehrenamtler) in die Platzarbeit, erläutert Geschäftsführer Jan Erdmenger. „Wir mussten allerdings erstmal klären, ob Platzarbeit jetzt überhaupt erlaubt ist", sagt er. Das ist möglich und so betont Erdmenger: „Für die Platzsituation ist so eine Pause jetzt das Beste, was passieren kann." Vertikutieren sei auf Lipsias zwei Großfeldern und dem kleinen Platz dieses Jahr zwar nicht vorgesehen, aber Nachsaat werde eingebracht sowie gemäht und gedüngt.
Zum weiteren Verlauf der Saison mutmaßt Lipsias Geschäftsführer: „Ich glaube nicht, dass in den wahrscheinlich wenigen verbleibenden Wochen noch alles nachgeholt werden kann. Ich denke, dass die Saison zumindest im Nachwuchsbereich abgebrochen werden wird." Er bringt die Idee ein, dass man - sobald wieder gespielt werden kann - die angesetzten Spiele als Pflichtfreundschaftsspiele austrägt, die während der Zwangspause ausgefallenen jedoch nicht nachholt, weil das im Amateurbereich wohl kaum zu organisieren und zu schaffen wäre. Mit anderen Worten: Erdmenger hält durchgängig englische Wochen, also mit Mittwochspielen, im Amateurbereich für nicht machbar. Aber die Partien, die in den regulär letzten Wochen der Saison vielleicht noch stattfinden können, werden dann größtenteils guten Rasen vorfinden. Ist ja immerhin eine tröstliche Aussicht für alle „stillgelegten" Kicker.